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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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und auch in Anna-Sophies Kindergarten mitbekommen hat. Hier spricht man besser nicht offen über seine Bedürftigkeit und seine Probleme, wenn man will, dass die Kinder Freunde haben und weiterhin zu Kindergeburtstagen eingeladen werden. Miriam hat zudem eine harte Lektion lernen müssen über die Scheu der Menschen vor dem Tod. Verwaiste Kinder sind so etwas wie verlauste Kinder. Nein, natürlich wird es nicht offen so gehandhabt, aber unterm Strich ist man dem Durchschnittsmünchner eher lästig mit Trauer und Bedürftigkeit. Miriam wird in München auch keinen Job bekommen, denn allein mit einem neugeborenen Baby, einem Kindergarten- und einem Schulkind hat sie auf dem hiesigen Arbeitsmarkt nicht die geringsten Chancen. Die Krippenplätze sind rar, und auch um einen Hortplatz würde sie wie eine Furie kämpfen müssen. In Dresden wäre das anders gewesen, aber für Anna-Sophie und Bene war Dresden die Hölle gewesen. Die Kinder sind echte Münchner. Sie kennen auch in jungen Jahren bereits alle wichtigen Spielregeln dieser Stadt. Bene kann es mit seinen zehn Jahren wunderbar erklären. Wer in München gut verdient, gehört zu einem großen lächelnden Heer gut aussehender Konsumenten, behangen mit Markenklamotten und Einkaufstüten voller Nutzlosem. Einige dieser Wohlstandssingles, die aussehen wie aus der Werbung, präsentieren auch in diesem Moment um Miriam und die Kinder herum an den Buden schnatternd ihre teuren Einkäufe. Dessous für Hunderte von Euros. Eine Handtasche für über tausend Euro, das reinste Schnäppchen! Aber es gibt nicht nur die reichen Singles. Auch die repräsentative Ein-Kind-Familie genießt ohne große Sorgen glücklich die Vorweihnachtszeit, wie Miriam nicht ohne ein gewisses Neidgefühl direkt neben sich an dem Holztisch der Glühweinbude beobachtet. Ein gut aussehender großer Mann in den Dreißigern nimmt seiner Hochglanzfrau fürsorglich das Baby ab, damit sie einen Stand weiter ein paar Ohrringe anprobieren kann. All diese Sorglosigkeit summiert sich für Miriam heute zu einer besonderen Art von Folter.
    Es ist doch wirklich nicht sehr lange her, dass auch ihr Leben noch wunderbar funktioniert hat. Vor einem Jahr war sie auf genau diesem Weihnachtsmarkt mit ihrem zukünftigen Ehemann und der Familie ihrer Schwester gewesen. Miriam hatte sich ein paar überteuerte dunkelgrüne Filzhausschuhe gekauft, mit einem Glücksklee drauf. Das war letztes Jahr. Und jetzt denkt sie doch tatsächlich daran, eine Brieftasche zu stehlen, die sie bei der jungen Mutter in der Handtasche sieht. Schnell beginnt Miriam ein paar Töne aus ihrer Lieblingsoper zu summen, um diesen hässlichen Gedanken zu vertreiben. Tristan und Isolde . Dritter Akt. Vorspiel.
    »Da vorne hält ein cooles Taxi!«
    Aber Benes Stimme klingt nicht besonders zuversichtlich, was Miriam nach der Erfahrung am Taxistand gut verstehen kann.
    »Meinst du, der fährt uns vielleicht umsonst?«
    Flüsternd fügt Bene noch hinzu, dass Miriam das mit dem Geld einfach erst sagen soll, wenn sie angekommen sind.
    »Nur wenn du mir das auch fest versprichst, mach ich das Taxi jetzt für uns klar. Sonst schaffen wir es nie.«
    »Aber …«
    Miriam will widersprechen, verstummt aber schnell, denn Bene hat bereits den Arm gehoben. Energisch winkt er dem Taxi zu. Es hält tatsächlich, aber nicht wegen Bene. Der Fahrer, ein verwegen aussehender Möchtegern-Cowboy mittleren Alters, setzt nicht weit von ihnen einen jungen Fahrgast auf die Straße. Außer Hörweite streiten sich die beiden mit expliziten Gesten.
    Miriam seufzt. Sicher geht es um den Fahrpreis. Seit alles ständig teurer wird, haben viele Leute begonnen zu feilschen. Aber dieser taxifahrende Cowboy sieht nicht wie einer aus, der sich die Butter vom Brot nehmen lässt.
    »Lass mal, Bene, der nimmt uns sicher nicht mit.«
    Die Beschimpfung von vorhin, als Miriam den Bayern am Taxistand um Hilfe gebeten hat, sitzt ihr noch in den Knochen. Aber Bene schüttelt den Kopf. Kneifen kommt nicht infrage. Sie haben einen Plan, und Bene ist felsenfest dazu entschlossen, den Plan auch zu verwirklichen. Er wird sich in dem matschigen vorweihnachtlichen Feierabendverkehr dieses Taxi erobern. Deshalb zieht er jetzt Miriam und seine Schwester energisch mit sich in Richtung dieses wunderbar altmodischen Taxis, das in zweiter Reihe geparkt hat.
    »Los, Miri, jetzt pfeif! Sonst schnappt es uns noch einer weg!«
    Tatsächlich haben Fahrgast und Cowboy ihre Diskussion beendet. Der beleidigte Fahrgast

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