Marianne & David (German Edition)
Gestern Abend, oben an der Festung, da hast du' s ja irgendwie ignoriert.“
Plötzlich drehte sich David um, schaute dem anderen in die Augen. „Ich hab mich auch in dich verliebt, was wunderschön ist, mich aber gleichzeitig in ein Gefühlschaos stürzt. Ich darf gar nicht an nachher denken.“
„Dann denke nicht daran.“
„Du hast gut reden.“
„ Denk nicht im Voraus. Lass die Dinge einfach auf dich zukommen.“
Er reichte David die Hand und zog ihn hoch. „Wir müssen jetzt gehen, sonst schaffen wir es nicht mehr.“
In Vikos bestellten sie im einzigen Gasthof, der direkt an der Schlucht lag, zwei Flaschen Bier und warteten dann auf das bestellte Taxi. Eine halbe Stunde später waren sie auf dem Weg zurück nach Monodendri, wo sie um drei Uhr ankamen. Es blieb ihnen nicht viel Zeit, sich lange aufzuhalten. Ihre Sachen hatten sie schon am Morgen gepackt und sicher im Auto verstaut. David überkam ein wehmütiges Gefühl, als sie schließlich losfuhren. Am liebsten wäre er für immer hiergeblieben. Er wusste natürlich, dass das unsinnig war, aber hier oben schienen seine Probleme so weit weg. Hier gab es nur Patrick und sonst nichts.
Sie redeten kaum, bis sie Ioannina erreicht hatten. Gleichzeitig mit der Hektik schien sie auch die Wirklichkeit eingeholt zu haben. Nachdem sie sich durch den Verkehr gequält hatten, begann David, sich Strategien für die Begegnung mit Marianne auszudenken. Schließlich hielt Patrick es nicht mehr aus.
„ Hör auf damit, ich bitte dich. Sag ihr einfach, dass du mit mir eine Wanderung gemacht hast. Sonst nichts. Das ist schließlich die Wahrheit.“
„Sie wird etwas merken.“
„Was soll sie denn merken. Glaubst du, sie findet bei der nächsten Wäsche Spermaspuren in deiner Unterhose, oder was?“
„ Ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt.“
„ Glaubst du ich? Du musst aber auch nicht vor lauter Schuldgefühlen in den Boden versinken. Dir hat es doch Spaß gemacht, mit mir zusammen gewesen zu sein.“
„ Ja, und ich möchte dich wiedersehen, immer wiedersehen, aber darin besteht ja gerade das Problem.“ Davids Reaktion war so heftig, das Patrick mit dem Fuß vom Gas ging.
„Soll ich einen Moment anhalten“ "
„ Schon gut, ich werde mich zusammennehmen.“
„ Du sollst dich nicht zusammennehmen. Du sollst dich so akzeptieren, wie du bist. Genieße das Jetzt. Was nachher ist, sehen wir dann.“
So sehr er sich auch bemühte, es gelang David nicht, seine Nervosität zu verbergen. Ganz im Gegenteil. Je mehr sie sich Parga näherten, umso aufgeregter wurde er. Am Hotel angekommen, sprang er ohne ein Wort aus dem Auto und rannte die Treppe zum Eingang hoch. Patrick konnte nur verwundert den Kopf schütteln. So hatte er sich die Verabschiedung nicht vorgestellt. Er trat das Gaspedal durch und fuhr mit quietschenden Reifen los. Er musste seine Anspannung irgend-wie loswerden.
Völlig außer Atem rannte David am Portier vorbei, der zweimal rufen musste, bis er seinem Gast eine Nachricht zukommen lassen konnte.
„ Ihre Frau kommt erst am späten Abend mit dem letzten Schnellboot zurück“", stammelte er. Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Auf der Rückfahrt hatte er sich alle möglichen Entschuldigungen ausgedacht, um Marianne zu besänftigen, und dann war sie nicht einmal da. Er musste lachen, ein lautes, fast aufdringliches Lachen, auf das der Mann am Empfang mit Verwunderung reagierte. Wahrscheinlich hielt er den Engländer für übergeschnappt, dessen Lachen noch zu hören war, als er längst das nächste Stockwerk erreicht hatte.
Er versuchte Patrick anzurufen. Er ließ es mindestens zwanzig Mal klingen. Erst dann war er davon überzeugt, dass er nicht zu Hause war. Aber er konnte ja auch noch gar nicht zu Hause sein. Er setzte sich in einen Sessel und starrte an die Decke. Er versuchte sich zu beruhigen, aber es gelang ihm nicht. Er musste immer wieder an die vergangene Nacht denken. Seine Füße wippten nervös auf dem Teppichboden. Schließlich sagte er sich, dass es gut wäre, eine heiße Dusche zu nehmen. Das würde ihn besänftigen.
Als er fertig war, versuchte er noch einmal, Patrick anzurufen. Wieder ohne Erfolg. Vielleicht brachte er ja noch den Wagen zurück. Er sehnte sich nach ihm. Wie hatte er nur so einfach davonlaufen können. Ohne ein Wort des Dankes für die wunderschöne Fahrt. Wie hatte er nur so panisch reagieren können. Marianne würde gar nichts merken. Wie denn auch, da sie sich ja ohnehin nicht mehr sonderlich für
Weitere Kostenlose Bücher