Marianne & David (German Edition)
Voltos-Strand, keine so spektakuläre Aussicht wie die auf Parga, dafür aber mit weniger Touristen. Sie hatten kein Wort darüber verloren, ob sie die Nacht miteinander verbringen würde, aber als sie kurz vor Mitternacht den Heimweg antraten, steuerten sie wie von selbst Patricks Apartment an.
Sie schliefen wenig in dieser Nacht, obwohl sie die Aus-wirkungen der Wanderung in ihren Knochen fühlen konnten; es gab soviel zu spüren und zu ertasten, und beide hatten Angst, etwas zu versäumen. Wenn der Schlaf sie doch übermannte, kuschelten sie sich aneinander und wachten in derselben Position wieder auf.
„ Ich möchte dich in England wiedersehen“, sagte David in einer dieser nächtlichen Wachphasen.
„Ich auch“, entgegnete Patrick. „ Mach dir keine Gedanken. Wir werden einen Weg finden.“
Trotzdem fürchtete David sich vor der Begegnung mit Marianne. Sie würde ihm die Veränderung ansehen können. Vielleicht würde sie nicht auf Verliebtheit tippen, aber sein Verhalten sollte sie stutzig werden lassen. Seine Unruhe steigerte sich, je weiter der Morgen voranschritt. Musste er nicht im Hotel sein, wenn sie ankam? Würde sie sich nicht wundern, wenn er nicht da war?
Patrick stand unter der Dusche, als im Apartment nebenan der Schlüssel umgedreht wurde. Wenig später klopfte es an der Tür. David zuckte zusammen, traute sich nicht, zu öffnen, weil er befürchtete, dass Marianne draußen stehen könnte. Doch was sollte er tun? Nach einem weiteren Klopfen an der Tür blieb ihm nichts anderes übrig, als aufzumachen.
„Na, ausgeschlafen“ , fragte Patricks Mutter mit einem zwinkernden Auge, so als ob es die selbstverständlichste Sache der Welt wäre, ihn hier anzutreffen. Dann schob sie sich an ihm vorbei in die Wohnung. Da der Kaffe fertig war, setzen sie sich auf die Terrasse und unterhielten sich. Patrick konnte ihr Lachen hören, als er aus dem Badezimmer kam. Er hatte sich ein Handtuch um die Hüften gebunden und gesellte sich zu den beiden. Sein Freund wirkte wie ausgewechselt, nicht mehr aufgekratzt wie vor einer halben Stunde, sondern geradezu euphorisch.
„ Kann ich vor dem Frühstück noch unter die Dusche?“ fragte David, bevor er verschwand.
Patrick war erstaunt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es ein gemeinsames Frühstück geben würde.
„Was hast du mit ihm gemacht?“ wollte er von seiner Mutter wissen.
Statt einer Antwort kam sie mit einer Frage, die keiner Erwiderung bedurfte. „Hattet ihr eine schöne Nacht?“ Ihr Grinsen verriet, dass sie sich bereits ihre eigenen Gedanken gemacht hatte.
„Du weißt es?“
Sie lächelte, nickte ihm aufmunternd zu. „Du hättest dich die letzten vierundzwanzig Stunden sehen sollen.“
„War es so auffällig?“
„Für den, der sehen will, schon.“
„ Dann wird Marianne es auch merken?“ fragte er besorgt.
„ Mach dir um Marianne keine Gedanken. Die ist im Moment zu sehr mit sich selber beschäftigt.“
„ Was willst du damit sagen?“
„ Sie hat in Korfu jemanden kennen gelernt.“
Sie machte eine Pause, um den Satz wirken zu lassen. Und um ihn hinzuhalten, wie er vermutete. Erst als er ungeduldig auf dem Stuhl hin- und herrutschte, fuhr sie fort.
„ Einen Landsmann, der sie umworben hat. Deshalb sind wir auch noch einen Tag länger geblieben.“
„Und?“
„Und was? Es ist nichts passiert.“
Patrick machte ein enttäuschtes Gesicht.
„ Aber sie war ganz schön aus dem Häuschen. Hat zuerst versucht, es vor mir geheim zu halten. Nachdem ihr das nicht gelungen war, nahm sie mir das Gelübde ab, es ihrem Mann gegenüber nicht zu erwähnen.“
„ Hättest du doch ohnehin nicht getan.“
„ Nicht ohne einen Grund jedenfalls.“
„ Du willst damit doch nicht sagen, dass ihr eben darüber ge-sprochen habt?“
Sie nickte. Schien sich köstlich zu amüsieren.
„Und wie hat er darauf reagiert?“
„Na wie schon? Erleichtert. Ich hab ihm natürlich nicht erzählt, dass die Geschichte rein platonisch war. Soll er doch seine eigenen Schlüsse ziehen.“
Jetzt musste auch Patrick grinsen. „Du meinst, er geht davon aus, dass da was gewesen ist?“
„ Natürlich geht er davon aus. Das spricht ihn selber doch von jeglicher Schuld frei, die er leider mit sich herumschleppt, pardon, herumgeschleppt hat. Ich glaube, dass er Marianne jetzt völlig unbefangen gegenüber treten kann.“
„ Du bist eine raffinierte kleine Person.“ Patrick stand auf, um seiner Mutter einen Kuss auf die Wange zu geben.
„ Sie
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