Marianowicz-Methode
Was Sie zum Thema Rücken unbedingt wissen sollten
Wahrheiten über den Rücken
Rückenleiden scheinen ansteckend zu sein
In den 1980er-Jahren nahm die Zahl der Rückenpatienten und der Operationen plötzlich rapide zu. Der Grund waren neue, genauere Diagnosemöglichkeiten wie Kernspin- oder Magnetresonanztomografie. Seitdem es diese eindrucksvollen Bilder gibt, wurden auch mehr Menschen als krank und therapiebedürftig eingestuft. Die sonderbare Vermehrung beruht allein auf der durch diese neuen Methoden zugänglichen Information. Dass scheinbar ein »Virus« grassiert, das mehr und mehr Menschen auf den Operationstisch treibt, bedeutet aber keinesfalls, dass auch mehr Menschen Schmerzen haben.
Rückenschmerzen sind nicht lebensbedrohlich
Akute Rückenschmerzen machen uns manchmal innerhalb von Sekunden demütig und klein. Aber sie sind so gut wie niemals wirklich gefährlich und nie lebensbedrohlich. Die Therapie ist deshalb in den allermeisten Fällen ein Kann und fast nie ein Muss.
Die meisten Rückenoperationen sind unnötig
Von den mehr als 400 000 Rückenoperationen pro Jahr bringen 30 bis 45 Prozent – je nach Erhebung – nicht den gewünschten Erfolg. Und oft haben die Patienten beispielsweise durch Narbenbildung genauso viele oder sogar mehr Schmerzen als vor dem Eingriff. Das ist, gemessen etwa an der Erfolgsrate von Knie- oder Hüftoperationen, eine unerhörte Relation.
Die Wirbelsäule ist anpassungsfähig
Bevor sich die Wirbelsäule mit Schmerzen zu Wort meldet, macht sie einiges mit und hat auch bei degenerativen Veränderungen eine erstaunliche Kompensationsfähigkeit. Doch manchmal kann eine falsche Bewegung oder eine extreme Belastung das Fass zum Überlaufen bringen. Dann ist es die Aufgabe von Arzt und Patient, dem Körper dabei zu helfen, seinen Schmerz wieder zu managen. So, wie er es jahrelang klaglos getan hat, bevor der schmerzhafte Ausnahmezustand begann.
Die Zeit und die Natur sind die wichtigsten Verbündeten
Der Körper ist ein kleines Wunderwerk und durchaus ein Naturheiler. 90 Prozent aller Schmerzen, die durch Bandscheibenvorfälle und ähnliches hervorgerufen werden, klingen mit einer konservativen Therapie – also ohne Operation – innerhalb von sechs bis zwölf Wochen von alleine ab.
Entscheidend für die Therapie ist der Grad des Schmerzes
Allein der Schmerz des Patienten entscheidet über die Wahl der Waffen, sprich die Stufe der Therapie. Hilfreich für Arzt und Patient ist dabei eine visuelle Schmerzskala, auf der der Rückenleidende sein Schmerzempfinden zwischen 0 und 10 einordnen kann. 0 bedeutet Schmerzfreiheit, 10 entspricht einem Schmerz, der nicht mehr auszuhalten ist. Danach richtet sich das Schmerzmanagement.
Man muss etwas gegen den Schmerz tun, nicht Bilder behandeln
Röntgen- oder Kernspinbilder sagen im Grunde gar nichts über den Grad des Rückenschmerzes aus. Denn kleine Befunde können höllisch wehtun, große Veränderungen hingegen schmerzen manchmal kaum oder gar nicht. Wichtig für die Therapie sind der Grad des Schmerzes, die Ausbreitung und der Ort, den der Patient angibt – und nicht die Veränderungen im Kernspinbild. Rückenschmerzen nehmen mit dem Alter ab, obwohl die Befunde zunehmen.
Kernspinbefunde der Lendenwirbelsäule bei 67 beschwerdefreien Personen
Für die Behandlung von Rückenschmerzen gilt: so wenig wie möglich, so viel wie nötig
Bloß nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen: Das gilt besonders für die Behandlung von Rückenschmerzen. Der Weg der Behandlung sollte immer von sanft nach intensiv gehen. Und nur, wenn die unterste Behandlungsstufe den Patienten nicht innerhalb eines gewissen Zeitraums schmerzfreier macht, gehen wir auf der Therapietreppe eine Stufe höher (mehr dazu in Kapitel 6). Erst ganz am Ende steht dabei die große Operation, die wir aber unter allen Umständen zu vermeiden suchen.
Rückenschmerzen sind kein Schicksal
Weder »böse« Gene noch das Schicksal bescheren uns Rückenprobleme. In den allermeisten Fällen ist das Ganze hausgemacht: Wir bewegen uns zu wenig, essen nicht immer rückenfreundlich und stärken unser Muskel-»Korsett« nicht ausreichend. All diese Faktoren sind zwar noch keine Garantie
für einen lebenslang gesunden Rücken, aber die beste Prävention überhaupt.
Heilung heißt Schmerzen lindern
Gerade degenerative Rückenerkrankungen lassen sich nicht wirklich heilen im Sinne von Rückgängigmachen. Weil man nun mal einen in die Jahre gekommenen Körper nicht
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