Marissa Blumenthal 01 - Virus
und der sie nun belästigt hätte.
»Das ist völlig ausgeschlossen«, sagte der Geschäftsführer. »Wir nennen niemandem Zimmernummern.«
»Ich will mich nicht mit Ihnen herumstreiten«, fauchte Marissa ihn an. »Tatsache ist jedenfalls, daß das passiert ist. Da der Grund dafür, daß ich mit ihm Schluß gemacht habe, gerade sein unbeherrschtes Temperament ist, bin ich jetzt einfach verängstigt!«
»Was erwarten Sie denn von uns?« fragte der Geschäftsführer, der bereits erraten zu haben schien, daß sie einen besonderen Wunsch im Kopf hatte.
»Nun, ich meine, Sie könnten mir wenigstens ein anderes Zimmer geben«, sagte Marissa.
»Gut, ich kümmere mich persönlich darum«, versicherte er.
»Und noch etwas«, bat Marissa. »Mein ehemaliger Freund ist so ein großer athletischer Typ, blond und mit einem scharf geschnittenen Gesicht. Sie könnten doch vielleicht ihre Leute dazu anhalten, etwas aufzupassen.«
»Aber gewiß«, versprach der Geschäftsführer.
*
Alfons Hicktmann nahm einen letzten Zug aus seiner Zigarette und schnipste dann den Stummel über die Granitmauer, die den Central Park vom Gehsteig trennte. Er schaute zu dem Taxi hinüber, dessen »Besetzt«-Schild brannte, und konnte gerade noch Georges Gesichtszüge erkennen. Er hing lässig im Sitz, wie immer völlig entspannt. Warten zu müssen schien dem Burschen nicht das geringste auszumachen. Er warf einen Blick über die Straße zum Eingang des Essex Houses und hoffte inständig, daß Jake den richtigen Platz im Foyer erwischt hatte, damit Marissa nicht etwa durch einen Hinterausgang entschlüpfen konnte.
Al war so sicher gewesen, daß die Frau nach dem Empfang der Blumen aus dem Hotel stürzen würde. Jetzt war er ratlos. Entweder war sie besonders dumm - oder besonders gerissen.
Er ging zu dem Taxi hinüber und schlug mit der offenen Handfläche eine Art von Trommelwirbel auf dessen Dach. George war inzwischen auf der anderen Seite halb ausgestiegen.
Al lächelte ihn an. »Na, George, ein bißchen nervös?«
Dessen Geduld steigerte Als Frust eher noch.
»Herrgott noch mal!« fluchte nun sogar George.
Die beiden Männer setzten sich ins Taxi.
»Wie spät ist’s denn?« fragte Al und nahm eine neue Zigarette aus der Packung. Er hatte sie im Laufe des Nachmittags schon fast geleert.
»Halb acht.«
Al schnellte das abgebrannte Zündholz aus dem offenen Wagenfenster. Die Sache lief nicht gut. Da die Injektionspistole nicht im Hotelzimmer der Frau gewesen war, hatte man ihn angewiesen, ihr so lange zu folgen, bis sie sie irgendwo abholen würde. Aber es schien nicht so, als ob Dr. Blumenthal es ihnen leichtmachen wolle - zumindest im Augenblick nicht.
In diesem Moment kam eine Gruppe offensichtlich recht fröhlicher Gäste aus dem Hotel, schon etwas schwankend, lachend und sich gegenseitig aufziehend. Mit ihren dunklen Anzügen und den Namensschildern schienen sie Tagungsteilnehmer zu sein, und auf ihren Sonnenmützen prangte die Aufschrift SANYO.
Der Portier winkte eine Reihe von Limousinen heran, die die Straße entlang geparkt hatten; eine nach der anderen kam zum Eingang herangefahren und nahm ihr Trüppchen auf.
Al klopfte George auf die Schulter und deutete aufgeregt zu der größten Gruppe hinüber, die gerade aus der Drehtür kam. Zwei Männer der Gruppe führten zwischen sich eine Frau, die ebenfalls eine solche SANYO-Kappe trug und zu betrunken schien, um sich noch allein auf den Beinen halten zu können. »Ist das denn nicht unser Typ, die da zwischen den beiden Burschen hängt?« fragte er.
George warf einen Blick hinüber, doch bevor er noch antworten konnte, war die Frau, um die es ging, schon in einer der Limousinen verschwunden. Er drehte sich zu Al um. »Ich glaube eigentlich nicht - die Frisur war anders. Aber ganz sicher bin ich nicht.«
»Verdammt«, sagte Al, »ich eben auch nicht!« Nach kurzem Zögern sprang Al aus dem Taxi. »Wenn sie rauskommt, folgst du ihr!« Dann stürzte er sich in das Verkehrsgewühl und rannte los, um ein anderes Taxi zu erwischen.
*
Durch das Rückfenster des Wagens beobachtete Marissa den Hoteleingang. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, daß sich jemand von einem wartenden Taxi löste und quer über die Straße lief. Gerade als ihre Limousine sich vor einem Bus einordnete, der ihr die Sicht nahm, konnte sie noch erkennen, daß der Mann in ein anderes Taxi sprang, einen alten Checker.
Marissa wandte den Blick wieder nach vorn. Sie war sicher, daß sie verfolgt
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