Marissa Blumenthal 01 - Virus
und rannte zurück in den Virologiebau.
»Halt, Marissa!« schrie ihr jemand nach. Das klang wie Dubcheks Stimme. O Gott, war der nun auch noch hinter ihr her?
Sie verriegelte die Tür hinter sich und spähte verzweifelt nach einem Platz, wo sie sich verstecken könnte. Zu ihrer Rechten war ein Aufzug, zu ihrer Linken eine Treppe. Für eine Abwägung blieb keine Zeit.
Bis es Dubchek mit Hilfe seiner Begleiter gelungen war, die Tür mit Gewalt aufzubrechen, konnte er nur noch sehen, daß der Aufzugspfeil »Abwärts« leuchtete. Marissa war schon im Erdgeschoß, als die drei Männer die Treppe hinunterzurennen begannen.
Da sie wußte, wie dicht ihr Dubchek auf den Fersen war, war Marissa auch klar, daß sie darauf verzichten mußte, betont langsam zu gehen, um den Wachmann nicht aufmerksam zu machen. Sein Kopf fuhr von seinem Buch hoch, aber es reichte nur noch, sie vorbeiwischen zu sehen. Er stand auf, doch das war auch schon alles, und sie war bereits weg, als er sich sagte, Dr. Dubchek hätte vielleicht von ihm erwartet, sie mit Gewalt aufzuhalten.
Draußen fingerte sie nach Ralphs Autoschlüsseln und wechselte dabei ihr Päckchen in die linke Hand. Sie hörte Rufe und dann, daß die Türen des Seuchenkontrollzentrums krachend aufflogen. Sie riß die Wagentür auf und schlüpfte hinter das Lenkrad. Sie war so voll und ganz auf Flucht eingestellt, daß sie erst jetzt bemerkte, daß der Beifahrersitz besetzt war. Und auch hinten saß jemand. Aber am schlimmsten war doch ein auf sie gerichteter mächtiger Revolver!
Marissa wollte wieder hinaus, aber es war, als ob sie in einer schweren, zähen Flüssigkeit steckte. Ihr Körper gehorchte ihr nicht. Sie sah die Mündung der Waffe näher kommen, doch sie konnte nicht das geringste tun. Sie nahm im Halbdunkel ein Gesicht wahr und hörte eine Stimme sagen: »Fahr zur Hölle!« Dann ging die Waffe mit einem ohrenbetäubenden Knall los, und die Zeit blieb stehen.
*
Als Marissa wieder zu Bewußtsein kam, lag sie auf irgend etwas Weichem, und irgend jemand rief sie beim Namen. Langsam öffnete sie die Augen und bemerkte, daß man sie wieder ins Seuchenkontrollzentrum hineingetragen und dort auf eine Couch in der Eingangshalle gelegt hatte.
Abwechselnd aufleuchtende rote und blaue Lichter brachen sich an den Wänden und ließen den Raum wie eine knallige Punkerdiskothek aussehen. Es schienen plötzlich viele Leute den Raum zu betreten und zu verlassen. Es war zu verwirrend für sie. Sie schloß die Augen wieder und fragte sich, was denn mit dem Mann mit dem Revolver geschehen sei.
»Marissa, sind Sie wohlauf?«
Ihre Lider hoben sich langsam, und sie sah, daß Dubchek über sie gebeugt war, die dunklen Augen fast schwarz vor Angst.
»Marissa«, sagte er wieder, »geht es Ihnen gut? Ich hatte so Angst um Sie. Als Sie uns endlich so weit hatten, daß wir merkten, was los war, hatten wir schreckliche Angst, daß die sie umbringen würden. Aber Sie sind ja nirgends lange genug geblieben, als daß wir Sie hätten finden können!«
Marissa war immer noch zu sehr geschockt, um reden zu können.
»Sagen Sie doch bitte etwas!« flehte Dubchek. »Haben die Sie verletzt?«
»Ich dachte schon, daß Sie auch dazugehören. Zu dieser Verschwörung«, war alles, was sie herausbringen konnte.
»Das hatte ich befürchtet«, stöhnte Dubchek. »Nicht, daß ich es nicht verdient hätte! Ich war so um den Schutz des CDC besorgt, daß ich Ihre Theorie einfach nicht akzeptieren wollte. Aber glauben Sie mir bitte - ich hatte mit alldem nichts zu tun!«
Marissa griff nach seiner Hand. »Ich fürchte, ich habe Ihnen auch nie ausreichend Zeit gelassen zu Erklärungen. Ich war ja immer damit beschäftigt, die Vorschriften zu übertreten!«
Ein Sanitäter kam auf sie zu. »Möchte die Dame ins Krankenhaus gebracht werden?«
»Möchten Sie, Marissa?« fragte Dubchek.
»Lieber wäre es mir schon, obwohl ich eigentlich glaube, daß alles in Ordnung ist.«
Als ein anderer Sanitäter dazutrat, um sie auf eine Bahre zu heben, sagte sie: »Als ich den ersten Knall hörte, dachte ich schon, jetzt hätte man mich erschossen.«
»Nein, einer der beiden FBI-Leute, die ich alarmiert hatte, erschoß statt dessen Ihren Beinahemörder!«
Marissa schauderte zusammen. Dubchek ging neben der Bahre her, als man sie zum Krankenwagen trug. Sie langte hinüber und ergriff seine Hand.
Epilog
Marissa war nach der Rückkehr von einem vierzehntägigen Erholungsurlaub, auf dem Dr. Carbonara
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