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Marissa Blumenthal 01 - Virus

Marissa Blumenthal 01 - Virus

Titel: Marissa Blumenthal 01 - Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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daher wieder den Unterlagen über Dr. Richter zu und las alles aufmerksam durch, auch die Vermerke der Krankenschwestern. Auf einem gesonderten Blatt listete sie jeden Hinweis auf, der irgendwie von Bedeutung sein konnte, einschließlich des Vermerks, daß der Anlaß für dessen Krankenhauseinlieferung die Tatsache war, daß er Blut erbrochen hatte. Das jedenfalls klang keineswegs nach Grippe. Immer wieder kehrten bei dieser Arbeit ihre Gedanken zu der Tatsache zurück, daß Dr. Richter vor sechs Wochen in Afrika gewesen war. Das mußte irgendwie von Bedeutung sein, selbst wenn eine Inkubationszeit von einem Monat ungewöhnlich war, außer er hätte Malaria, was aber offensichtlich nicht der Fall war. Natürlich gab es Viruserkrankungen mit längeren Inkubationszeiten, wie etwa AIDS. Aber AIDS war ja schließlich keine akute Viruserkrankung. Für solche Ansteckungskrankheiten war die Inkubationszeit kurz - von der Ansteckung bis zum Ausbruch verging etwa eine Woche, mal ein paar Tage weniger, mal ein paar mehr. Marissa ging alle Unterlagenmäppchen gewissenhaft durch, zog die Angaben über Alter, Geschlecht, Lebensweise, berufliche und private Umwelt usw. heraus und legte sich dafür je ein Blatt für jeden Patienten an. Bald wurde ihr klar, daß sie es mit einer höchst uneinheitlichen Gruppe von Leuten zu tun hatte. Neben Dr. Richter waren da eine Angestellte aus der Registratur der Klinik, zwei Hausfrauen, ein Klempner, ein Versicherungsvertreter und ein Immobilienmakler. Ansteckungsmöglichkeiten untereinander konnte man sich bei so unterschiedlichen Menschen nur vage vorstellen, aber jedenfalls mußten sie irgendwie mit derselben Erregerquelle Kontakt gehabt haben.
    Beim Durcharbeiten der Unterlagen gewann Marissa auch ein genaueres medizinisches Bild der Krankheit, mit der sie es hier zu tun hatte. Offensichtlich brach sie ziemlich plötzlich aus, mit heftigen Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und hohem Fieber. Dann durchlitten die Patienten eine Kombination aus Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Halsentzündung, Husten und Brustschmerzen. Ein kalter Schauer lief Marissa den Rücken hinunter, als sie daran dachte, daß sie ja nun schon irgendwie mit dieser Krankheit in Berührung gekommen sein konnte.
    Marissa rieb sich die Augen - der Mangel an Schlaf machte sich bemerkbar. Es war Zeit, sich die anderen Patienten anzusehen, ob sie das nun gerne tat oder nicht. Es gab noch eine Menge von Lücken zu füllen, vor allem was die Tätigkeiten der Patienten in den unmittelbar vor der Erkrankung liegenden Tagen betraf.
    Sie begann mit der Mitarbeiterin der Klinik aus der Registratur, die auf der Intensivstation in einer Kabine neben der von Dr. Richter lag, und setzte ihre Besuche bis zum zuletzt aufgenommenen Patienten fort. Vor jedem Besuch legte sie frische sterile Schutzkleidung an. Jeder der Patienten war schwer erkrankt, und keiner zeigte viel Neigung zum Reden. Dennoch ging Marissa unbeirrt ihre Frageliste durch, wobei sie vor allem herausbekommen wollte, ob eine der erkrankten Personen irgendwie mit einer der anderen bekannt war. Mit der Ausnahme, daß jeder Dr. Richter kannte, lautete die Antwort aber stets Nein. Alle jedoch waren Mitglieder der Gesundheitsvorsorgeversicherung der Richter-Klinik! Das war so selbstverständlich, daß sie überrascht darüber war, daß daran offenbar noch niemand gedacht hatte. Vielleicht hatte sogar Dr. Richter selbst die Krankheit verbreitet, denn er konnte ja zum Beispiel Kontakt zu der Sekretärin aus der Registratur gehabt haben. Marissa bat die zuständige Angestellte um alle Unterlagen von Patienten, die außerhalb der Klinik in Behandlung waren.
    Während sie darauf wartete, rief Dr. Navarre an. »Ich muß Ihnen leider einen neuen Fall melden«, sagte er. »Es handelt sich um einen der Labormitarbeiter von der Klinik. Er ist hier unten in der Notaufnahme. Wollen Sie herunterkommen?«
    »Hat man schon entsprechende Isolierungsmaßnahmen ergriffen?« fragte Marissa.
    »So gut wir das hier unten tun können«, antwortete Dr. Navarre. »Wir bereiten einen Isolationstrakt oben im fünften Stock vor. Sobald man damit fertig ist, werden alle betreffenden Fälle dorthin verlegt.«
    »Je früher desto besser«, sagte Marissa. »Für die kommenden Tage würde ich empfehlen, alle nicht unbedingt dringenden Laborarbeiten zurückzustellen.«
    »Was mich betrifft, geht das in Ordnung«, gab Dr. Navarre zurück. »Und was ist jetzt mit dem Burschen hier unten? Wollen Sie ihn

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