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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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Donnerstag
    D ie Pity Wood Farm glich einem Meer aus Schlamm, der in tiefen Pfützen am Fuß der Hausmauern stand und überall dort, wo das Vieh den Boden zu Brei getrampelt hatte. Und er hing an Jamie Wards Stiefeln, klebrig und rot wie Pflaumenmarmelade. Seine Stahlkappen waren bedeckt damit, und seine Jeans waren bis übers Knie vollgespritzt – mit langen dicken Klecksen, als sei er durch Blut gewatet.
    Jamie kauerte in einer Ecke des Hofes, starrte auf seine besudelte Kleidung und fragte sich, wann er die Gelegenheit bekommen würde, den Dreck abzuwischen. Er konnte sich nicht mehr erinnern, ob er im Haus seiner Eltern in Edendale noch saubere Jeans hatte, ob seine Mutter diese Woche für ihn gewaschen hatte oder ob er seine Schmutzwäsche wieder hinters Bett geworfen hatte, wo sie sie nicht finden würde. Sie beklagte sich seit einem Monat darüber, dass er so viel Schmutz ins Haus trug und sie so häufig das Sieb der Waschmaschine reinigen musste. Er fragte sich, was sie wohl zu diesem neuesten Desaster sagen würde, wenn er nach Hause kam.
    Und als Jamie das Heulen der ersten Polizeisirenen hörte, die sich aus dem Tal näherten, kam es ihm plötzlich in den Sinn, sich zu fragen, ob er heute Abend überhaupt nach Hause kommen würde.
    »Verdammt, Kleiner, warum hast du sie nicht einfach wieder verbuddelt? Das wäre für alle das Beste gewesen.«
    Jamie schüttelte den Kopf. Das konnte man doch nicht einfach machen, oder? Was auch immer die anderen sagten, es wäre nicht in Ordnung gewesen, fertig aus. In Anbetracht der Umstände hatte er das einzig Mögliche getan. Er hatte das Richtige getan, also gab es nichts zu bereuen.
    »Schaufle ein bisschen Dreck drauf und vergiss es. Das alles ist doch nicht nötig.«
    Trotzdem hatte er ein schlechtes Gefühl dabei. Die Sache war nicht gut für Nikolai und die anderen. Sie war ein Albtraum, den sie nicht wollten und den sich einige von ihnen nicht leisten konnten. Und das auch noch kurz vor Weihnachten, wo sie das Geld vermutlich mehr denn je brauchten. Er hatte sich damit sicher keine Freunde gemacht.
    Jamie spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Je länger er an einer Stelle stehen blieb, desto mehr fühlte es sich an, als würden seine Stiefel im Erdboden versinken. Wenn er lange genug verharrte, würde ihn die blutfarbene Erde vielleicht langsam in sich aufsaugen und verschlucken. Sein eigenes Gewicht würde ihn begraben.
    Natürlich wusste er, dass der Schlamm nur deshalb rot aussah, weil der Boden hier aus Lehm bestand, wenn man ein paar Zentimeter tief grub. Das war für diesen Teil von Derbyshire so ungewöhnlich, dass es ihm sofort aufgefallen war, als er zu graben begonnen hatte. Lehm und Schlamm, Tonnen von zerbröckelten Ziegelsteinen und verrostetem Eisen. Dieser Job war ein Albtraum gewesen und hatte sich mit dem Spaten kaum bewältigen lassen. Sein gesunder Menschenverstand sagte Jamie, dass die Farbe ausschließlich auf den Lehm zurückzuführen war. Und wenn das Zeug auf seinen Stiefeln zu rot aussah, zu dunkel, zu feucht... tja, dann bildete er sich das eben ein, oder etwa nicht?
    Jamie Ward glaubte von sich, eine Menge Menschenverstand zu besitzen. Schließlich war er gebildet – im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen. Er würde nie Opfer von Aberglaube und Unwissenheit werden. Er war nicht einmal besonders religiös: Er bekreuzigte sich nicht, wenn sie an einer Kirche vorbeifuhren, und hängte auch keine Statue der Jungfrau Maria an den Rückspiegel des Lieferwagens, so wie Nikolai es tat.
    Doch dieser Schlamm war so klebrig und roch so widerlich. Er stank, als faulte er seit Jahrhunderten vor sich hin. Als Jamie sich schließlich wieder aufrichtete, sah er einen dicken Klumpen von seinem Stiefel auf den Boden gleiten. Er bildete einen triefenden Kringel, der aussah wie die Exkremente irgendeiner schleimigen Kreatur, die auf der alten Farm gelebt hatte und sich selbst überlassen gewesen war, nachdem die Eigentümer ausgezogen waren und das Vieh verschwunden war. Jamie stellte sich ein Wesen vor, das nur nachts zum Vorschein kam, um zwischen den Ruinen der Schweineställe nach Nahrung zu suchen und Aas zu fressen, ehe es wieder in einer dunklen feuchten Ecke zwischen den vergessenen Silageballen verschwand.
    »Verdammter Idiot. Kretyn.«
    Er erinnerte sich, wie Nikolais Hand seine Jacke gepackt und wie es sich angefühlt hatte, als der ältere Mann, auf dessen buschigen Augenbrauen und auf dessen Schnurrbart Regentropfen glitzerten,

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