Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)
mir so vor, als wäre ich gelähmt. Vielleicht war ich es auch – bis auf die Hand, in der sich noch immer die kleine Pistole befand.
Erst als der Brandstifter die Waffe fallen ließ, zwei, drei Schritte zurücktaumelte, bis er gegen die Wand stieß und dann vornüberkippte, kam es mir zu Bewußtsein, daß ich geschossen hatte.
»Gut gemacht, Sir!« Lieutenant Ibaka zwängte sich an mir vorüber, hob die Laser-Kanone auf und rannte wieder treppauf.
Ich hörte, wie er sich oben auf der Plattform hinwarf und die Waffe in Anschlag brachte. Die Lähmung fiel von mir ab. Ich warf noch einen letzten Blick auf den Brandstifter , der sich nicht mehr regte, und wünschte mir mit einem jähen unbändigen Zorn den General selbst vor die Mündung, um diesem Gemetzel ein für allemal ein Ende zu machen. Dann eilte ich hinter den anderen her.
Eine Anzahl Brandstifter hatte sich hinter den Montagegerüsten verschanzt. Aus ihrer Deckung heraus beherrschten sie mit ihren Gewehren und leichten Kanonen so ziemlich die ganze Plattform.
Vier Aufständische hatten sich eines mittelgroßen Gerätetransporters bemächtigt und versuchten nun im direkten Angriff, die Schwarzuniformierten von der III. Abteilung aus dieser Stellung zu vertreiben. Es war ein selbstmörderisches Unternehmen.
Mag sein, daß die Häftlinge nicht einmal wußten, in was sie sich da eingelassen hatten, oder aber ihre bisherigen Erfolge hatten sie übermütig gemacht. Sie kamen an die Gerüste nicht einmal auf hundert Meter heran. Im konzentrierten Feuer, das ihnen entgegenschlug, wurde der Gerätetransporter auf einmal rotglühend. Sie hatten nicht einmal mehr die Zeit abzuspringen.
Ich wandte mich ab.
DELTA VII stand steil und stolz an der Stelle, wo Captain Monnier das Schiff aufgesetzt hatte. Es waren keine zweihundert Schritt bis dort hinüber. Genausogut hätten es zweihunderttausend sein können. Bereits nach den ersten Metern hätten uns die Schwarzuniformierten im Visier gehabt.
Lieutenant Karwik sagte: »Das war nicht vorauszusehen gewesen. Für den Augenblick liegen wir hier fest.«
Die Enttäuschung trieb mir die Tränen in die Augen. Auf einmal war alles wieder in Frage gestellt. Nur eines war gewiß: Nach dem, was sich mittlerweile zugetragen hatte, würde uns, sollten sich die Brandstifter durchsetzen, keine Zelle mehr erwarten, sondern die Mündungen ihrer Gewehre. Ihre Rache würde erbarmungslos sein.
Alles das schoß mir durch den Sinn, während ich meine Stimme bereits sagen hörte: »Lieutenant Ibaka, verstehen Sie mit dem Ding da umzugehen?«
»Einigermaßen, Sir.«
»Nehmen Sie die Gerüste unter Feuer!«
»Aye, aye, Sir.«
Lieutenant Ibaka hielt den Atem an, zielte sorgfältig und begann zu schießen. Seine erste Salve lag zu hoch. Er nahm die Hand vom Abzug und korrigierte das Visier. Dann feuerte er weiter. Im nahezu ungedämpften Licht der Sonne blieben die Lichtfinger unsichtbar, aber ich konnte sehen, wie sie tellergroße Löcher in die Gerüste brannten. Zwei von den Brandstiftern kamen aus ihrer Deckung herausgestürzt und gerieten damit in das Feuer der Häftlinge. Es traf sie mitten im Sprung.
Neben mir begann das Metall zu knistern, und ich zog den Kopf ein. Die Brandstifter hatten uns entdeckt und unter Beschuß genommen. Lieutenant Ibaka schwenkte den Lauf der leichten Kanone herum, und der uns geltende Beschuß hörte schlagartig auf.
Zwei oder drei Minuten später war alles entschieden.
Lieutenant Ibakas Laser-Kanone machte den Brandstiftern ein längeres Verweilen zwischen den Gerüsten unmöglich. Sie kamen aus ihren Verstecken hervor, und zugleich tauchte hinter ihnen eine größere Gruppe von Häftlingen auf.
Diejenigen Schwarzuniformierten, die das Kreuzfeuer überlebten, warfen ihre Waffen fort und hoben die Hände.
Lieutenant Ibaka stellte das Feuer ein und richtete sich auf.
Er rettete die Brandstifter damit nicht. Zuviel Haß, zuviel Erbitterung hatte sich in den Häftlingen angestaut. Man hatte sie gedemütigt, gequält und in den Experimentierkammern dem Kalten Licht ausgesetzt; sie waren rechtlos gewesen und bar jeder Menschenwürde.
Nun schlugen sie zurück.
Das Massaker war kurz und gründlich. Ich brachte es nicht über mich, dabei zuzusehen. Es gab für uns keine Möglichkeit, ihm Einhalt zu gebieten, doch selbst wenn wir darüber verfügt hätten, wäre die Zeit, etwas zu unternehmen, zu kurz gewesen.
Danach wurde es still.
Lieutenant Karwik erhob sich. Seine Stimme klang gepreßt. »Von
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