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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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1 Gofannon
Ein unwiderstehliches Angebot
    Gwynbaen erhob sich. Schwerer Stoff, von Seidenelfchen über Jahrhunderte hinweg gesponnen, gewebt und genäht, raschelte leise über den Boden. Sie ging ans Thronfenster und öffnete es einen Spaltbreit. Trübe Lichtstrahlen, die nicht von der hinter Nebelschwaden verhangenen Sonne stammten, verfingen sich in den Blutsteinen ihres Diadems. Reflexionen leuchteten den Thronsaal stellenweise aus. Kleiespinnen und kleine Saturinengeister zogen sich vor den unerwarteten Störenfrieden zurück und gingen woanders ihren dunklen Beschäftigungen nach.
    »Du verehrst mich seit Jahrhunderten«, sagte die Königin plötzlich. »Du tust es still und leise. Ohne jemals gewisse ... Grenzen zu überschreiten.« Sie lächelte Gofannon spöttisch an. »Galanterie ist eine Tugend, die ganz und gar nicht zu deinem Charakter passt.«
    »Selbst ein Gott, dessen Bestimmung es ist, seinen Untertanen Schmerz und Leid zu bringen, unterliegt gewissen Naturgesetzen. Nicht allen – aber immerhin ein paar.«
    »Du bezeichnest die Liebe als
Naturgesetz?
Und das sagst du mir – einer Königin der Elfen?«
    »Auch wenn Ihr als Elfin nicht daran glauben wollt, weil Ihr keine Seele habt – es steckt etwas in Euch, was ich hervorkitzeln könnte.«
    »Du wirst unverschämt!« Das Feuer der Blutsteine in ihrem Haar strahlte mit einem heller, lichter. Und schmerzhafter.
    Gofannon verbeugte sich erneut. »Eure Worte und Eure Offenheit haben mich verwirrt. Verzeiht mir bitte.«
    Er fühlte Angst. War er zu weit gegangen? Würde sie ihn vom Hof jagen, ihn für immer von hier verbannen? Hatte sie ihn gerufen, um ihm das zu sagen?
    Immerhin war er ein Gott – zumindest für manche Wesen in anderen Weltenkreisen.
    Eine Schar von
Zwergen
gehörte zu seinen gelehrigen Dienern. Sie würden eines Tages alle Geheimnisse des Schmiedehandwerks in ihre heimatlichen Erdlöcher zurücktragen und von dort aus die Geschicke ihres Volkes verändern.
    Den zweigedanklichen
Sums
war er Vater und Mutter zugleich. Er würde ihr spiritualistischer Mentor sein, bis sie sich ausgerottet hatten, gemäß ihrer selbst auferlegten Bestimmung. Er fand großes Vergnügen daran, ihnen bei diesem Vorhaben behilflich zu sein.
    Den
Namenlosen
brachte er bei, wie sie sich an ihren Unterdrückern aus dem Reich der Swynks würden rächen können. Danach würden sie für alle Zeiten in der Verdammnis ihres strengen Glaubens büßen.
    Und die
Menschen?
– Nun, sie brachten ihm Feueropfer dar und beteten ihn in Demut an. Auch wenn Gofannon an diesen erbärmlich schwachen Wesen am allerwenigsten lag, so schätzte er doch ihre treue Ergebenheit, die seit langer Zeit anhielt.
    »Du bist ein Tagträumer«, unterbrach die Königin seine Gedanken. Sie hatte zur inneren Ruhe zurückgefunden und ging nicht mehr auf seine beleidigenden Worte ein.
    »Verzeiht mir meine Unaufmerksamkeit, Gwynbaen.« Er trat aus dem Halbschatten des Vorhofs und beugte sein Haupt. So tief, dass er den steinernen Boden berührte. Er fühlte sich warm an.
    »Lass es gut sein und setz dich zu mir, Gofannon.«
    Sie winkte ihn heran.
    Er erhob sich, stieg die Stufen zum Heiligsten hinauf und ließ sich zögernd auf dem holzgeschnitzten Thron nieder, der den Gerüchten nach seit Jahrhunderten für den ungeborenen Sohn der Königin reserviert war.
    »Krieg ist etwas Fürchterliches«, sagte Gwynbaen. »Er bringt nicht nur Vernichtung und Elend – er streicht die Toten darüber hinaus aus der Erinnerung der Überlebenden.« Tränen rannen aus ihren Augen. Sie zogen schmale Linien über die blassen Wangen der Frau und fielen schließlich in ihren Schoß, wo sie klirrend zerbarsten. »Unzählige Wesen geraten in den Strudel des Vergessens. Sie werden niemals wieder genannt werden und damit aus dem Gedächtnis aller Lebenden gestrichen.«
    Sie blickte ihn an; so tief, so sorgenvoll war ihr Blick, dass es schmerzte. »Erinnerst du dich etwa noch an die Sechs Katagryphen, die über meinem Thron schwebten und für mich bei der Schlacht von Farwynn in den Tod gingen? Oder an Locas, die Gliedlose, die sich aus der Zeit vor der Zeit herübergerettet hatte? Ihre Gesänge versetzten die Elfen in nie gekannte Ekstase ... Oder denkst du noch an das Volk der Onoigh, deren Väter es aus Algenfasern und dem Schweiß, den sie bei ihren Tänzen absonderten, geformt hatten? – Treue Diener waren sie alle. Und heute ...« Die Königin Gwynbaen schwieg und schüttelte langsam, traurig den Kopf.
    Gofannon

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