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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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Mühe gegeben hatte, war es ihr nicht gelungen, schwesterliche Zuneigung zu der Braut ihres Bruders zu fassen. Es wunderte sie ohnehin, weshalb Fanny sich so plötzlich – uneingeladen und ohne Voranmeldung – zu einem Besuch auf Wingate Hall entschlossen hatte. Im allgemeinen machte sie kein Hehl daraus, daß das Landleben nicht nach ihrem Geschmack

war. In diesem Punkt waren sie und Stephen sich einig. Auch er zog das aufregende London dem geruhsamen Leben in Yorkshire bei weitem vor.
    „Nicht einmal du wirst es wagen, den Sohn eines Marquis ab- zuweisen, Rachel‚, sagte Fanny drängend.
    „Und wenn er der Thronfolger wäre, ich ertrage ihn einfach nicht.‚
    „Was bist du nur für eine Närrin!‚ rief Fanny kopfschüttelnd. „Denk doch nur, was du alles haben könntest, wenn du Lord Felix heiratest. Du könntest dir wünschen, was du willst. Jeder weiß, daß für Lord Felix nichts zu kostspielig ist.‚
    Und je protziger, desto besser, dachte Rachel angewidert. Von den kieselsteingroßen Brillanten an seinen Fingern bis hin zu den sechs prächtig aufgezäumten Schimmeln, die seine vergoldete Kutsche zogen. Rachel gab sich auch nicht der Illusion hin, daß Lord Felix sie liebte. Sie wußte es besser. Sie würde lediglich ein weiteres Schmuckstück in seinem aufwendigen Haushalt sein. Rachel träumte davon, einen Mann zu heiraten, der sie lieben und umsorgen würde, wie ihr Vater es mit ihrer Mutter getan hatte. Einen Mann, dessen Liebe sie erwidern könnte.
    Fannys Augen wurden schmal. „Du hast dich so daran gewöhnt, von allen heiratsfähigen Junggesellen umschwärmt zu sein, daß du dir für jeden zu schade bist.‚
    „Das ist nicht wahr!‚ rief Rachel gekränkt. Wie konnte Fanny nur so etwas von ihr denken! Es stimmte zwar, daß es ihr an Ver- ehrern beileibe nicht mangelte, doch sie hatte nichts getan, um sie zu ermuntern. Tatsächlich waren die zahlreichen Anbeter ihr eher lästig.
    „Wenn es nicht wahr ist, dann verrat mir doch mal, wen du heiraten möchtest‚, sagte Fanny herausfordernd.
    Die Frage nahm Rachel den Wind aus den Segeln, und sie schaute verdrossen in das brodelnde Wasser des Flusses. Obwohl sie Seiner Lordschaft so ziemlich jeden Mann vorziehen würde, gab es niemanden, den sie wirklich zu heiraten wünschte.
    Nicht ein einziger in der Reihe ihrer Bewerber ließ ihr Herz ,flattern’, wie ihre Mutter es genannt hatte, wenn sie von Papa sprach. Seitdem Mama ihr davon erzählt hatte, war Rachel fest entschlossen, einen Gatten zu finden, der das gleiche bei ihr be- wirkte. Jetzt sandte sie ein stummes Stoßgebet zum Himmel, daß sie diesem Mann möglichst bald begegnete.
    „Habt ihr schon gehört, daß Gentleman Jack Lord Creevy hier

im Wald am hellichten Tag ausgeraubt hat?‚ fragte der junge Toby aufgeregt und wies mit dem Kinn zu dem Birkenwald jenseits des Flusses.
    „Es ist eine Schande!‚ entrüstete sich Fanny. „Wann werden sie diesen Verbrecher endlich fangen und aufhängen?‚
    Hoffentlich nie! dachte Rachel, behielt diesen Gedanken frei- lich für sich. Während ihrer häufigen Besuche bei den Armen und Kranken in der Nachbarschaft hatte sie erkannt, wieviel Gutes der Straßenräuber tat. Wie einst Robin Hood, beraubte er die Rei- chen, um denen zu helfen, die dieser Hilfe so dringend bedurften. Deshalb war sie insgeheim auf seiner Seite. Seine Taten moch- ten zwar gesetzeswidrig sein, doch Rachel hielt es trotzdem für ein gottgefälliges Unterfangen, den Armen und Unglücklichen zu helfen.
    Maxi fiepte, um auf den Arm genommen zu werden, und Rachel nahm den kleinen Burschen hoch.
    „Wann wird der Duke of Westleigh eigentlich auf Wingate Hall erwartet?‚ fragte Fanny.
    Es überraschte Rachel, daß Fanny von diesem bevorstehenden Besuch wußte. „Entweder heute oder morgen. Warum?‚
    „Weil ich ihn unbedingt kennenlernen will.‚ Fannys gelang- weilte Züge hatten sich bemerkenswert verändert. Aufgeregt und neugierig sah sie Rachel an. „Ich habe gehört, daß er sündhaft gut aussieht. Es ist eine große Ehre, daß er Wingate Hall besucht.‚
    „Scheint so‚, meinte Rachel desinteressiert. „Tante Sophia brü- stet sich auch ungemein damit, seit er ihre Einladung angenom- men hat.‚
    Es hatte Rachel überrascht, daß der Herzog sie besuchen würde. Sie wußte, daß ihr verschwundener Bruder Stephen ihn ablehnte, und war davon ausgegangen, daß diese Antipathie auf Gegensei- tigkeit beruhte.
    „Sophia hat auch allen Grund, stolz darauf zu sein. Alle

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