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Marlon, die Nummer 10

Marlon, die Nummer 10

Titel: Marlon, die Nummer 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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fliegenden Muckefuck!“
    Ich starrte ihn an.
    „Jetzt komm. Das ist unsere einzige Chance. Kreuzkümmelnde Alptraumnacht!“
    Ich packte ihn und zog ihn kurzerhand zu mir her.
    „Los! Fass hier an!“, befahl ich und endlich wachte Rocce an seinem Selbstmitleid auf.
    „Wir ziehen bei drei! Ist das klar! Bei drei und nicht erst danach!“ Ich grinste ihn an und dann zogen und rissen wir und sprengten die erste der Ketten.
    „Siehst du, was hab ich gesagt!“, triumphierte ich. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“
    Ich setzte die Stange an und nur ein paar Herzschläge später sprang die zweite Kette entzwei.
    „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“, wiederholte Rocce und sprengte die dritte Kette mit mir. „Das erzählst du am besten der Polizei. Ich meine, wenn sie uns gleich erwischt. Und das wird sie mit Sicherheit tun.“
    „Das wird sie nicht“, widersprach ich. „Eins. Zwei und drei!“
    Wir zogen und zerrten.
    „Das war die Vier!“, zählte Rocce. „Und sie erwischen uns doch. Unsere Karts brüllen wie Panther. Eins. Zwei. Und drei“, zählte er.
    „Das war die Fünf!“ Ich schaute ihn an. „Dann lass sie doch brüllen. Rocce, beim extratouristischen Jaguar! Wovor hast du Angst?“
    Mein Freund blitzte mich an. So was fragte man keinen Brasilianer. Er konnte sich nur mit Mühe beherrschen.
    „Marlon, sie werden uns beide erwischen, weil wir unsere Karts gar nicht fahren dürfen. Nicht auf der Straße, hast du das endlich kapiert?“
    Ich zuckte mit den Achseln. „Ja. Da hast du Recht. Eins. Zwei und drei.“
    Die sechste Kette zersprang.
    „Aber weißt du, wir fahren doch gar nicht über die Straße.“ Ich grinste ihn an. „Rocce, verdammich und zugenäht. Die einzige Straße, die von Grünwald in die Stadt führt, ist die Münchener Straße und die läuft quer durch den Wald. Wir fahren einfach neben ihr her. Und dann, wenn dein Vater abbiegen muss, nach rechts, in die Grünwalder Straße hinein, dann fangen wir ihn ganz lässig ab. Eins. Zwei und drei!“
    „Das war die Sieben!“, sagte Rocce, doch er freute sich nicht.
    Er biss sich nervös auf die Lippen, und als ich das Rollgatter hochstieß, taumelte er sogar erschrocken zurück. Er starrte versteinert auf die beiden Gokarts. Die standen da wie am ersten Tag: nachtschwarz, magisch und stolz, wie zwei Panther kurz vor dem Sprung. Und vom Unfall sah man fast nichts, nur hier und da eine Schramme. Ich sprang sofort in mein Off-Road-Gokart hinein. Doch Rocce rührte sich nicht von der Stelle.
    „Hey! Was ist mit dir los?“, rief ich. „Wir haben verflixt noch mal überhaupt keine Zeit.“
    „Ich weiß“, nickte Rocce, „aber du hattest Recht.“
    „Und womit bitte schön?“, fragte ich ihn genervt.
    „Beim Santa Panther im Raubkatzenhimmel!“, kämpfte Rocce, der Brasilianer, jetzt mit sich selbst. „Ich hab Angst, Marlon, kapierst du das nicht?“
    Ich schaute ihn an. Wir hatten keine Zeit zu verlieren. Der Vorsprung von Rocces Vater war jetzt schon zu groß. Trotzdem konnte ich Rocce nicht zwingen.
    „Doch. Ich versteh dich“, antwortete ich und sah ihm dabei direkt in die Augen. „Rocce, ich versteh dich zu gut. Ich mach mir sogar vor Angst in die Hosen. Aber das hier ist die einzige Chance, die mir bleibt, um mich bei dir zu bedanken.“
    Ich schaute Rocce immer noch an und für den Sekundenbruchteil eines Augenlidaufschlags sah ich ein Lächeln um seinen Mund.
    „Ich bitte dich, Rocce. Nur wegen dir bin ich wieder gesund. Du hast den Bayern -Doc überredet und deshalb kann ich nicht zulassen, dass du einfach so gehst. Also bitte, beweg deinen Hintern. Setz dich in dein Kart und lass uns endlich losfahren.“
    Ich grinste ihn an.
    „Ich hätte dich sowieso noch mal zu einem Rennen gefordert. Oder glaubst du etwa, dass ich mit dieser Angst leben will?“
    Da grinste auch Rocce. Er griff in die Hose. Er holte sein Herz aus ihr raus und band es sich um den Hals. Dann sprang er ins Kart. Wir drückten die Starter. Die Panthermotoren brüllten wild auf und wir sausten los. Wir rasten quer durch den Park und durch das schmiedeeiserne Tor direkt in den Wald, um Rocces Vater zu jagen.

Alles auf eine Karte
    Wir jagten über den Waldweg. Der war eben und glatt und nach kurzer Zeit hatten wir unsere Angst überwunden. Der Unfall war vergessen. Die Panther fühlten sich gut an und wir wurden schneller und schneller. Doch das reichte nicht aus. Der Vorsprung von Rocces Vater war viel zu groß, und als wir die Straße

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