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Marlon, die Nummer 10

Marlon, die Nummer 10

Titel: Marlon, die Nummer 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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zusammen trainieren. Ich gewann den Glauben an mich und meine ganz besondere Fähigkeit, meine Intuition, vielleicht nie mehr zurück.
    Aber das war mir plötzlich egal. Gestern hatte sich etwas verändert. Seit gestern nahm ich mein Schicksal selbst in die Hand. Seit gestern war Rocce nicht mehr ganz allein schuld und weil das so war, wusste ich, was er alles für mich getan hatte. Krumpelkrautrüben! Und weil das so war, konnte ich das Ende des Unterrichts kaum noch erwarten. Und weil das so war, fuhr ich danach auch nicht in den Teufelstopf . Nein, der musste warten. Ich fuhr zum Himmelstor und an dem dunklen,  schmiedeeisernen Tor mit der Hausnummer 13 klingelte ich wie verrückt Sturm. Ich hoffte und betete, dass noch jemand da war, und dann ging das Tor doch tatsächlich nochauf.
    Aufgeregt fuhr ich auf das Grundstück hinauf. Ich war fest davon überzeugt, ein Geisterhaus vorzufinden. Doch alles sah ganz normal aus. Der Wagen von Giacomo Ribaldo stand in der Einfahrt und davor wartete Rocce auf mich. Er kam mir sogar schon entgegen.
    „Hey, Rocce. Ich glaub es nicht. Du bist ja noch da!“, rief ich und gab Gas.
    Ich raste die Einfahrt hinauf, sprang aus dem Sattel und nahm meinen besten Freund ganz fest in den Arm.
    „Du krumpelkrautrübenkrapfenkrätziger und gurkennasiger Schlitzohrenpirat! Ich glaube es nicht!“, freute ich mich. „Ihr geht ja gar nicht in die Türkei! Oh, Mann, sag, dass das wahr ist!“
    „Nein! Das ist es nicht!“, wehrte sich Rocce und wich ein paar Schritte zurück. „Du bist zu spät gekommen, Marlon!“, warf er mir vor und zeigte zum Haus. Dort erschien sein Vater mit einem anderen Mann.

    „Siehst du, das ist ein Makler. Er soll einen Nachmieter suchen. Morgen kommen die Möbelwagen und noch heute wird mein Vater den Vertrag unterschreiben.“
    Ich war sprachlos vor Schreck.
    „Ja, Marlon. Du hast richtig gehört. Wir gehen in die Türkei.“
    „Wann?“, flüsterte ich.
    „In zwei Wochen!“, antwortete Rocce. „Sobald mein Vater sein Abschiedsspiel absolviert hat.“
    „Nein, das meine ich nicht!“, konterte ich. „Wann unterschreibt dein Vater diesen Vertrag?“
    „Jetzt gleich!“, zischte Rocce. „In ungefähr einer Stunde. Er trifft sich mit den Türken irgendwo in der Stadt.“
    In diesem Moment stieg Ribaldo auch schon in sein Auto.
    „Nein, das darf er nicht!“, rief ich und rannte los. „Ich muss mit ihm reden. Warten Sie, bitte, Herr Ribaldo, ich bitte Sie!“
    Ich rannte direkt auf ihn zu. Ich winkte mit beiden Armen. Ich stellte mich auf die Mitte der Einfahrt und ich versperrte Rocces Vater den Weg.
    „Warten Sie, bitte! Halten Sie an!“
    Doch Giacomo Ribaldo gab Gas. Er sah mich, doch er wollte nichts von mir wissen. Kurz vor mir scherte er aus. Er fuhr über den englischen Rasen, hinterließ ein paar hässliche Spuren und verschwand durch das Tor.
    „Siehst du! Was hab ich gesagt?“, blitzte Rocce mich an. „Und weißt du was? Du solltest ihm am besten gleich folgen. Ich brauch dich nicht mehr!“
    „Aber ich brauche dich!“, fuhr ich ihn an. „Und das mit dem Folgen war eine Superidee. Komm, wir fahren ihm sofort hinterher.“
    „Ach ja? Und wie bitte schön willst du das machen? Sollen wir ihn auf unseren Rädern verfolgen?“
    „Nein“, sagte ich schroff. „Dafür haben wir etwas viel Besseres. Komm, worauf wartest du noch?“
    Ich rannte los. Ich rannte so schnell ich nur konnte. Ich rannte quer durch den Garten, der so groß war wie ein richtiger Park. Ich rannte und rannte und erst in der hintersten Ecke hielt ich atemlos an.
    „Und jetzt? Was machst du jetzt?“, spottete Rocce in meinem Rücken. „Ich hab es dir doch gesagt: Mein Vater hat die Garage mit sieben Ketten verschlossen.“
    „Verflixt!“, fluchte ich. „Dann brechen wir diese Dinger halt auf.“ Ich sah mich fieberhaft um. Ich suchte nach einer Stange, fand sie irgendwo vor der Mauer im Gras und setzte sie wie ein Brecheisen an.
    „Marlon“, warnte mich Rocce. „Wenn du das tust, wird mein Vater nie mit dir reden!“
    „Ja, und?“, erwiderte ich. „Das tut er jetzt auch nicht! Und wenn er in Istanbul ist, ist mir das ziemlich schnurzpiepegal. Dann kann er so sauer und wütend sein, wie er nur will.“ Ich zerrte und zog an der Stange herum, aber ich konnte die Ketten nicht brechen.
    „Kacke verdampfender Teufelsdreck!“, lieh ich mir ein paar Schimpfwörter aus. „Jetzt steh doch nicht so blöd rum. Hilf mir gefälligst. Rocce! Was ist? Beim

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