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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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sich in die technische Herausforderung, in das Problem an und für sich, und vergaßen schnell ihren Schock über die Idee. Es war tatsächlich so, daß, wenn man ihnen eine technische Herausforderung dieser Art vorlegte, ihre Instinkte sich verhielten, als ob man einem Hund einen Knochen gab. Sie gingen fort, um die zähen Teile des Problems zu benagen, und waren schon ein paar Tage später beim Blankpolieren des Vorgehens angelangt. Zumeist infolge der Belehrung durch Computer, wie üblich. Es lief darauf hinaus, daß man, wenn man eine klare Vorstellung gewonnen hatte, was zu tun war, einem Computer bloß sagen mußte: »Bitte, tu das und das! Bring die Soletta und den Ringspiegel in einen Venus-Orbit und justiere die Jalousien der Soletta so, daß sie zu einem Sonnenschirm wird, der den Planeten vor aller ankommenden Sonneneinstrahlung isoliert!« Dann würden die Computer die erforderlichen Trajektorien, Raketenschüsse und Spiegelwinkel berechnen, und es wäre geschafft.
    Vielleicht wurden die Menschen zu mächtig. Michel ließ sich immer über ihre gottgleichen neuen Kräfte aus, und Hiroko hatte in ihren Aktionen zum Ausdruck gebracht, daß es, was diese neuen Kräfte anbelangte, keine Grenze geben sollte. Sax selbst hatte einen gesunden Respekt für Tradition als eine Art Mangel an Überlebenskunst. Aber die Techniker in Da Vinci kümmerten sich nicht mehr um Tradition, als Hiroko es getan hatte. Sie befanden sich in einem offenen Moment der Geschichte und schuldeten niemandem Rechenschaft. Und so verhielten sie sich auch.
     
    Dann ging Sax zu Michel. »Ich mache mir Sorgen wegen Ann.«
    Sie befanden sich in einer Ecke des großen Lagerhauses von Ost-Pavonis. Die Bewegung und das Getöse der Menge schuf eine Art von Intimität. Aber nach einem kurzen Blick sagte Michel: »Laß uns nach draußen gehen!«
    Sie zogen sich an und gingen hinaus. Ost-Pavonis war ein Labyrinth von Kuppeln, Lagerhäusern, Fabriken, Pisten und Parkplätzen. Es barg Tanks und Höfe, ebenso Müll- und Schrottplätze. Der mechanische Abfall war verstreut wie Vulkanauswürfe. Michel führte Sax nach Westen durch das Gerumpel, und sie kamen rasch zum Rand der Caldera, wo der menschliche Wirrwarr in einen neuen und größeren Zusammenhang gebracht war - eine logarithmische Verschiebung, welche die pharaonische Sammlung von Artefakten plötzlich wie einen Fleck von bakteriellem Wuchs erscheinen ließ.
    Ganz an der Kante des Randes war der gefleckte Basalt in mehreren konzentrischen Absätzen zusammengebrochen, einer immer noch tiefer als der vorangegangene. Eine Anzahl von Treppen führte zu diesen Terrassen hinunter, und die unterste hatte ein Geländer. Michel führte Sax zu dieser Terrasse hinunter, wo sie über die Seite in die Caldera blicken konnten. Fünf Kilometer direkt nach unten. Der große Durchmesser der Caldera ließ es weniger tief erscheinen. Dennoch war da unten, sehr weit in der Tiefe, ein großes rundes Gebiet. Als Sax sich erinnerte, wie klein die Caldera im Verhältnis zu dem ganzen Vulkan war, schien Pavonis selbst sich unter ihnen wie ein konischer Kontinent auszudehnen, der aus der Atmospäre des Planeten bis in den niederen Weltraum reichte. Tatsächlich war der Himmel nur rings am Horizont purpurn und über ihren Köpfen fast schwarz. Die Sonne erschien wie eine harte Goldmünze im Westen und warf scharfe, schräg langezogene Schatten. Sie konnten das alles erkennen. Der von den Explosionen aufgewirbelte feine Staub war verschwunden, und alles hatte seine normale teleskopische Klarheit wiedergewonnen. Steine, Himmel und weiter nichts, mit Ausnahme der Gebäudereihen, die um den Rand errichtet waren. Anns Mars. Bis auf die Gebäude. Auf Ascraeus, Arsia und Elysium und sogar auf Olympus würde es die Gebäude nicht geben.
    »Wir könnten wirklich alles oberhalb von etwa acht Kilometern zu einer Zone urtümlicher Wildnis erklären und für immer bewahren«, sagte Sax.
    »Bakterien? Flechten?« fragte Michel.
    »Wahrscheinlich. Aber spielen die eine Rolle?«
    »Für Ann allerdings.«
    »Aber warum, Michel? Warum ist sie so?«
    Michel zuckte die Achseln.
    Nach langer Pause sagte er: »Ihr Vater ist gestorben. Ihre Mutter heiratete wieder, als sie acht war. Von da an hatte ihr Stiefvater sie mißhandelt, bis sie zu der Schwester ihrer Mutter zog, als sie sechzehn war. Ich habe sie gefragt, worin die Mißhandlung bestanden habe, aber sie sagte, daß sie nicht darüber sprechen will. Mißhandlung sei Mißhandlung. Sie

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