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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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dem Mädchen ins Haus führen.
    Die Eingangshalle war eine architektonische Augenweide. Rosafarbene Alabastersäulen, granitgraue Bodenfliesen und weiße Wände stachen Violet als Erstes ins Auge. An den Wänden und in den Nischen standen Blumensäulen mit üppigen Bouquets herum. Rechts vom Treppenaufgang, direkt unter einem bunten Sprossenfenster, ragte ein pyramidenförmiges Holzgestell empor, das als mehrstöckige Blumenbank diente. Topfpflanzen in den unterschiedlichsten Grünschattierungen türmten sich dort und vermittelten den Eindruck eines floralen Wasserfalls.
    „Wie wunderschön und ausgefallen“, entfuhr es Violet.
    Allegra strahlte. „Vielen Dank.“
    „Ist das dein Einfall gewesen?“ Beeindruckt sah sie das Mädchen an.
    „Ja. Und ich hätte sogar noch viel mehr extravagante Ideen, um dieses langweilige Gemäuer zu verschönern, aber mein Bruder liebt die Beständigkeit.“ Sie rollte die Augen.
    Allegra sprühte vor Lebendigkeit. Violet beschloss, sich nicht mit Kofferauspacken zu beschäftigen, sondern umgehend mit dem mürrischen Earl zu sprechen. Er musste ihr im Detail erklären, welcher Art Allegras Gebrechen waren.
    Violet ließ sich von Allegra nach oben führen. Ohne Erstaunen bemerkte sie, dass Allegra sie in den Familientrakt führte. Auch hier fanden sich zahlreiche Topfpflanzen, Blumensträuße und Gestecke. In dunklen Ecken hellten weiße, gelbe oder rosafarbene Blüten die Szenerie auf. In helleren Bereichen des Flurs erfreuten Blumen in kräftigen Farben das Auge des Betrachters.
    „Du scheinst Blumen zu lieben?“, wollte Violet wissen und musterte Allegra neugierig.
    Allegra zuckte mit den Schultern.
    „Ich hasse Sticken.“ Sie grinste schelmisch. „Und mein Bruder stimmt mit mir darin überein, dass ich meine Stickkünste besser ruhen lasse, nachdem ich sein Lieblingsjackett verzierte. Seitdem kümmere ich mich um die Dekoration des Interieurs, und wir fühlen uns beide um einiges wohler.“
    Violet verkniff sich ein Lächeln. Sie vermutete, dass Allegra nicht ansatzweise so traurig und einsam war, wie sie geglaubt hatte. Wenigstens verstand Allegra, sich sinnvoll zu beschäftigen.
    „Womit vertreibst du dir die Zeit?“
    „Wir haben eine große Bibliothek, also lese ich viel. Wenn ich meinen Pflegerinnen entkommen konnte, ging ich viel ins Freie, um Sonne und Landluft zu genießen.“ Sie schwieg einen Moment. „Ihr stammt direkt aus London?“
    Die Frage kam so plötzlich, dass Violet ein Zusammenzucken unterdrückte. „Ja. Warst du schon einmal in London?“
    Allegra hielt inne, weil der Diener die Tür zu einem überraschend geräumigen Zimmer öffnete.
    „Euer Gemach, Miss Delacroix.“ Mit theatralischer Geste rauschte Allegra St. Clare in die Mitte des Raumes.
    Auf den Fensterbänken befanden sich Veilchensträuße, deren Blüten denselben Ton besaßen wie Violets Augen. Violet lächelte angesichts dieses netten Zufalls. Das Himmelbett verfügte über einen zartgelben Baldachin, während die Tagesdecke veilchenblaue Stickereien aufwies. Ein edler Schminktisch stand gegenüber vom Bett, und der Chippendale-Stuhl davor mochte die Summe von Violets Monatsgehalt um ein Vielfaches übersteigen.
    „Du treibst Scherze, Allegra.“ Sie drehte sich erneut um, bewunderte die feinen Tapeten, die wertvollen Gemälde und Kerzenlüster, ehe sie sich ihrem Schützling zuwandte.
    „Das käme mir nie in den Sinn, Miss Delacroix!“, widersprach Allegra. „Es war die Idee meines Bruders.“
    „Der Earl?“, entfuhr es ihr. Hitze stieg ihr in die Wangen.
    Der Diener stellte ihre Tasche vor dem Bett ab, verneigte sich und grinste frech. Ihm war ihr Erröten nicht entgangen. Einen unglücklicheren Einstieg hätte sie sich kaum leisten können an ihrem ersten Tag als Dienstbotin, tadelte sie sich stumm. Malcolm, der Diener, verschwand aus den Räumlichkeiten. Bestimmt konnte er es kaum erwarten, seinen Klatsch über die Gesellschafterin der jungen Miss St. Clare loszuwerden.
    „Er wollte, dass die neue Gesellschaftsdame Tag und Nacht ein Auge auf mich haben soll, und entschied deshalb, dass wir die ehemaligen Räume des Earls und seiner Gemahlin bewohnen sollen“, erzählte Allegra, ehe sie hinzufügte: „Wegen der Verbindungstür, wisst Ihr?“
    Violet nickte mechanisch. Das musste die luxuriöseste Dienstbotenunterkunft aller Zeiten sein. Es machte ihr Angst, dass sie diesen Moment so unwahrscheinlich genoss.
     
     

Kapitel 2
     
    Die Wahrheit ist so selten,   dass es

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