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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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nackten Füße ein Stück hervor.
    »Nä, nä, watt e Bild. All die Männer hee. Un ich hann min Haarnetz net op, bin net jekämmt und hab ausjerechnet hüüt datt olle Nachthemb an. Nä, nä, nä.«
    Die Aufregung hatte sich schnell gelegt. Es stellte sich heraus, dass Catharina Hüser wohl aus Versehen den Notrufknopf gedrückt hatte, als sie schon im Bett lag. Der Hausnotrufdienst hatte sie deshalb gar nicht über die Gegensprechanlage erreicht, die im Wohnzimmer der alten Dame stand, und den Einsatz eingeleitet.
    Keine zehn Minuten später rückten die Rettungskräfte ab. Bevor auch Frank und Lisa wieder gingen, brachten sie der alten Dame ein Glas Wasser. Lisa versprach ihr, am nächsten Tag wieder nach ihr zu sehen.

    Drei Stunden später war für Frank die Nacht zu Ende. Sein Handy hatte ihn geweckt. Schlaftrunken meldete er sich. »Ja?« Frank versuchte wach zu werden. Er brauchte lange, bis er die Stimme von Ulrich Lemanski am anderen Ende der Leitung erkannte. »Was?« Er saß jetzt aufrecht im Bett. »Wo? Aha. Okay. Ich komme. In einer halben, spätestens dreiviertel Stunde bin ich da. Weiß Ecki schon Bescheid? Gut. Pass auf, ruft ihn noch einmal an und sagt ihm, ich hole ihn ab.« Er beugte sich zu Lisa hinüber und sah, dass sie schon wach war und ihn verschlafen anblinzelte. Er küsste sie sanft auf die Schulter. »Schlaf weiter, Schatz, ich muss los. Eine Leiche, in Brüggen.«
    Edgard Breuer musste schon im Flur niedergestochen worden sein. Der Kollege von der Spurensicherung, der an der Wohnungstür nach Fingerabdrücken suchte, zeigte den beiden den schmalen Weg an den Tatortspuren vorbei. Frank und Ecki folgten vorsichtig der breiten blutigen Schleifspur in die Küche. Dort lag der Rentner auf dem Tisch, den Bauch und den Brustraum aufgebrochen wie ein gerupftes Hähnchen. Sein Blut war durch die ganze Küche gespritzt und klebte in Schlieren an den Wänden, an den weißen Einbauschränken, am Herd und auf dem Fensterbrett. Auf dem Fußboden unter dem billigen Küchentisch stand eine rote Lache. Der ganze Raum roch nach frischem Blut.
    Frank und Ecki blieben an der Küchentür stehen. Der Mörder hatte sein Opfer förmlich ausbluten lassen. Der Brustkorb war fast bis zum Bauchnabel aufgesägt. Frank warf nur einen kurzen Blick auf den nackten Oberkörper des Mannes, der nur noch eine einzige blutige Masse war. Die Augen des Toten starrten an die Decke. Seine Kehle war mit einem langen tiefen Schnitt aufgeschlitzt worden. Der Täter musste ein sehr scharfes Messer benutzt haben, ein Rasiermesser oder ein Skalpell. Die Arme des Toten hingen schlaff über die Tischkante, seine Beine waren leicht gespreizt, die Fußspitzen zeigten nach außen.
    Die Küche war zum Schlachthaus geworden, dachte Frank, als er sich im Kücheneingang auf den Boden hockte. Solange die Spurensicherung noch nicht fertig war, konnte er hier nicht viel ausrichten. Von seinem Platz aus suchte Frank mit seinen Augen den Fußboden ab. Es gab blutige Fußspuren. Es war vermutlich nur ein Täter im Raum gewesen. Der Mörder hatte den Tisch erst freiräumen müssen, bevor er sein Opfer hatte ablegen können. Über den ganzen Boden verteilt lagen Lebensmittelreste, eine Kaffeekanne, eine ausgelaufene Milchtüte, ein benutztes Messer, ein Kaffeelöffel und ein zerbrochener Becher. Frank meinte, Reste von Kaffee auf dem Boden entdecken zu können. Es konnte aber auch genauso gut eingetrocknetes Blut sein.
    Ecki hockte sich halb hinter Frank. »Sieht aus, als habe er mit einer einzigen Armbewegung den Tisch frei gemacht.«
    »Dieser Mann, Edgard Breuer, wurde regelrecht geschlachtet. Wenn es denn Breuer ist – oder das, was von ihm übrig geblieben ist. Sieh dir das an. Das muss ein Sadist gewesen sein. Bricht den Körper auf wie bei einem geschlachteten Schwein.« Frank war immer noch fassungslos. Etwas Derartiges hatte er in seiner ganzen Dienstzeit noch nicht gesehen.
    »Irgendwie erinnert mich das Ganze an eine Obduktion. Als habe der Täter sein Opfer sezieren wollen. Widerlich.« Ecki merkte, wie ein würgendes Gefühl in ihm aufstieg. »Es riecht nach Blut. Ich habe diesen Geschmack auf der Zunge. Ich glaube, ich muss gleich kotzen.« Ecki stand auf und verschwand in einem der Nebenräume. Obwohl Ecki schon seit vielen Jahren mit Gewaltdelikten zu tun hatte, konnte er sich nicht an den Anblick von Leichen gewöhnen. Deshalb versuchte er nach Möglichkeit, nicht bei Obduktionen dabei zu sein. Das war nicht immer so gewesen. Ecki

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