Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
übrige Rest der Bande angeschlossen, die heute Früh in Santa Grotta eingetroffen ist.
    – Wie stark ist jetzt die ganze Bande? fragte der Doctor.
    – Fünfzig Mann,« antwortete Pointe Pescade.
    Die Lage des Doctors und seiner kleinen Truppe, die lediglich aus elf Matrosen, Luigi, Peter, Kap Matifu und Pointe Pescade – sechzehn gegen fünfzig – bestand, wurde jetzt eine sehr bedrohliche. Jedenfalls mußte nun ein schneller Entschluß gefaßt werden, denn ein Angriff konnte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Doch bevor der Doctor fernere Maßregeln traf, wollte er vor allen Dingen von Pescade hören, was vorgefallen war und dieser erzählte Folgendes:
    Am Morgen dieses Tages war Zirone von Catania, wo er die Nacht zugebracht hatte, zurückgekehrt. Er war jedenfalls mit dem Menschen, der in der Villa herumgelungert hatte, identisch. Als er die Locanda von Santa Grotta betrat, fand er einen Bauern vor, der ihm meldete, daß ein aus verschiedenen Richtungen kommender Trupp in Stärke von einem Dutzend Mann die Casa Inglese besetzt hätte.
    Das zu wissen genügte Zirone, um die Situation zu überschauen. Er war es also nicht mehr, der den Doctor Antekirtt in einem Hinterhalt fing, sondern es war der Doctor selbst, vor dem man ihn gewarnt hatte, der ihn aufheben wollte. Pointe Pescade bestand trotzdem darauf, Zirone müsse die Casa Inglese angreifen und versicherte ihm, daß die Malteser leichtes Spiel mit den Leuten des Doctors haben würden. Zirone aber blieb unentschlossen und war noch nicht mit sich darüber einig, was er beginnen sollte. Das Drängen Pointe Pescade’s begann ihm nachgerade so verdächtig vorzukommen, daß er Befehl gab, diesen zu überwachen, was Pescador schnell bemerkte.
    Zirone hätte es also ziemlich gewiß aufgegeben, unter diesen zweifelhaften Umständen sich des Doctors zu bemächtigen, wenn seine Bande nicht in der dritten Nachmittagsstunde zu ihm gestoßen wäre. Nun hatte er fünfzig Mann unter seinen Befehlen und er zauderte auch nicht länger; die ganze Bande verließ die Locanda von Santa Grotta und marschirte auf die Casa Inglese zu.
    Pointe Pescade sah ein, daß der Doctor und die Seinigen verloren waren, wenn er sie nicht bei Zeiten warnen konnte; sie konnten dann vielleicht noch entschlüpfen oder wenigstens auf der Hut sein.
     

    Es war Pointe Pescade. (S. 382.)
     
    Er wartete also, bis die Bande Zirone’s in Sicht der Casa Inglese gekommen sein würde, deren Lage er nicht kannte. Das Licht, welches durch ihre Fenster drang, gestattete ihm sie in der neunten Abendstunde zu bemerken, trotzdem sie noch zwei Meilen bis
     

    Zirone und die Seinen schlichen hinter den Felsen heran. (S. 386.)
     
    an die Abhänge des Kegels zu marschiren hatten. Pointe Pescade stürmte plötzlich in dieser Richtung davon. Ein Flintenschuß, der ihm von Zirone nachgesendet wurde – derselbe, den man in der Casa Inglese gehört hatte – traf ihn nicht. Mit Hilfe seiner clownartigen Gewandtheit befand er sich bald außer Schußweite; auf diese Weise war er der Bande Zirone’s um zwanzig Minuten höchstens vorausgeeilt.
    Ein Händedruck des Doctors belohnte den kühnen und intelligenten Jungen für seine Erzählung und seine Thaten; dann überlegte man, was zu thun sei.
    Die Casa Inglese verlassen, einen Rückzug inmitten der Nacht, über die Abhänge dieses Gebirgsstockes unternehmen, dessen Fußpfade und Zufluchtsorte Zirone und seine Leute genau kannten, hieß sich einer vollständigen Vernichtung aussetzen. Es war hundertmal vortheilhafter, in dem Hause selbst den Tag abzuwarten, sich hier zu verschanzen und zu vertheidigen wie in einem Blockhause. Wenn der Tag erst angebrochen war und es nöthig sein sollte, abzumarschiren, so konnte der Rückzug wenigstens im vollen Tageslichte bewerkstelligt werden und man würde sich nicht der Gefahr auszusetzen haben, blindlings über die Abhänge, durch Bergstürze und Schwefellager herunterklettern zu müssen. Es wurde also beschlossen, zu bleiben und Widerstand zu leisten. Die Vorbereitungen zur Vertheidigung wurden sofort in Angriff genommen.
    Vor allen Dingen mußten die Fenster der Casa geschlossen und ihre inneren Riegel nach Kräften verstärkt werden. Als Schießscharten mußten die offenen Stellen dienen, welche die Dachbalken zwischen sich und ihren Angelpunkten in der Mauer der Façade ließen. Jeder Mann war mit einem Schnellfeuergewehr und fünfzig Patronen ausgerüstet. Der Doctor, Peter und Luigi konnten ihnen mit ihren Revolvern

Weitere Kostenlose Bücher