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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Zirone ja wußte, daß der Doctor die Nacht in der Casa Inglese zubringen würde. Man häufte darum auf dem Herde eine Handvoll von dem Holze auf, welches sich in der Holzkammer vorfand. Bald hatte eine prasselnde Flamme genügend Wärme und Licht, die bislang fehlten, verbreitet.
    Der Doctor nahm Luigi bei Seite und fragte ihn, ob seit des Letzteren Ankunft irgend etwas vorgefallen wäre.
    »Nichts! erwiderte Luigi. Ich fürchte nur, daß unsere Anwesenheit hier nicht so geheim mehr ist, als wir es gewünscht haben.
    – Und wieso das?
    – Weil wir, wenn ich mich nicht irre, von Nicolosi ab von einem Manne verfolgt wurden, der kurz bevor wir die Basis des Kegels erreicht hatten, verschwunden war.
    – Das ist in der That bedauerlich, Luigi. Das könnte Zirone vielleicht die Lust nehmen, mich überraschen zu wollen. Und ist seit Anbruch der Nacht Niemand um die Casa Inglese geschlichen?
    – Niemand, Herr Doctor, antwortete Luigi. Ich selbst habe vorsichtshalber die Ruinen des Thurmes der Philosophen durchsucht: sie sind völlig leer.
    – Wir wollen es abwarten, Luigi, doch soll sich ein Mann stets als Wachposten vor der Thür aufhalten. Man kann eine ziemliche Strecke weit sehen, weil die Luft klar, und es ist von großer Wichtigkeit, daß wir nicht überrascht werden.«
    Die Anordnungen des Doctors wurden sofort befolgt und als er auf einer Fußbank vor dem Herde Platz genommen hatte, legten sich seine Leute auf Strohdecken um ihn herum zum Schlafen nieder.
    Kap Matifu näherte sich jetzt dem Doctor. Er sah ihn an, wagte aber nicht, zu sprechen. Es war nicht schwer, die Gedanken des Riesen zu errathen.
    »Du willst wissen, was aus Pointe Pescade geworden ist? fragte ihn der Doctor. Geduld!… Er wird in Kurzem wieder bei uns sein, obwohl er jetzt ein Spiel wagt, wobei er unter Umständen aufgehenkt werden kann…
    An unserem Halse,« setzte Peter rasch hinzu, der Kap Matifu’s Besorgnisse über das Schicksal seines kleinen Genossen zerstreuen wollte.
    Eine fernere Stunde verging, während deren Verlauf nichts die um den Centralkegel sich ausbreitende lautlose Stille störte. Kein Schatten war vorn auf dem weißen Felde des Piano del Lago aufgetaucht. Peter und der Doctor begannen bereits ungeduldig und unruhig zu werden. Wenn Zirone unglücklicherweise die Gegenwart des kleinen Detachements ausgekundschaftet hatte, so würde er es gewiß niemals wagen, die Casa Inglese anzugreifen. Es wäre ein verfehlter Coup gewesen. Und doch mußte man sich unbedingt dieses Genossen Sarcany’s, in Ermangelung von diesem selbst, bemächtigen und ihm seine Geheimnisse entreißen.
    Kurz vor zehn Uhr fiel ein Flintenschuß in einer Entfernung von vielleicht einer halben Meile unterhalb der Casa Inglese.
    Alle traten in das Freie und hielten Umschau, sie sahen aber nichts Verdächtiges.
    »Es war aber ein Flintenschuß, sagte Peter.
    – Vielleicht ein Jäger, der auf dem Anstand im Gebirge steht, um Adler oder wilde Schweine zu schießen.
    Wir wollen hineingehen, mahnte der Doctor, um nicht gesehen zu werden.«
    Sie thaten es.
    Doch zehn Minuten später stützte der draußen Posten stehende Matrose eilig herbei:
    »Aufgepaßt! rief er. Ich glaube bemerkt zu haben…
    – Mehrere Menschen? fragte Peter hastig.
    – Nein, nur einen einzigen.«
    Der Doctor, Peter, Luigi, Kap Matifu gingen an die Thür, paßten aber auf, daß sie nicht aus dem Schatten traten.
    In der That kletterte ein Mann, flink wie eine Gemse auf dem alten Lavastrome, der sich auf das Plateau öffnet, empor. Er war allein und nach wenigen weiteren Sprüngen fiel er in zwei sich ihm öffnende Arme, diejenigen Kap Matifu’s.
    Es war Pointe Pescade.
    »Schnell! Schnell in den Versteck hinein, Herr Doctor!« rief er.
    Im Augenblick waren alle in das Innere der Casa zurückgekehrt, deren Thür sich hinter ihnen sofort schloß.
    »Und Zirone? fragte der Doctor. Was ist aus ihm geworden?… Du hast ihn verlassen können?
    – Ja!… Um Sie zu benachrichtigen.
    ‘ – Kommt er?
    – In zwanzig Minuten muß er hier sein.
    – Um so besser.
    – Nein! Um so schlimmer!… Ich weiß nicht, wer ihm verrathen hat, daß Sie ein Dutzend Leute voraufgeschickt haben.
    – Ohne Zweifel der Bauer, der uns nachgeschlichen ist, rief Luigi.
    – Kurz, er weiß es, erwiderte Pointe Pescade, und er hat eingesehen, daß Sie ihm eine Falle gestellt haben.
    – Er möge nur kommen, rief Peter.
    – Er kommt, Herr Peter! Dem Dutzend in Malta für ihn angeworbener Burschen hat sich’ der

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