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Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Titel: Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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leer. Matti war sauer und trank ein Glas Rotwein in einem Zug leer. Dornröschen lächelte fein, fast schien es, als wollte sie sich entschuldigen, aber wer sie kannte, wusste, dass ihr nichts fernerlag als das.
    »Ich guck mal nach dem Rechenknecht«, sagte Twiggy. Er zog ab in sein Zimmer. Robbi sprang auf den frei gewordenen Stuhl, legte seine schwarz-weißen Pfoten auf die Tischkante und beäugte das Schlachtfeld. Er maunzte einmal und kringelte sich auf den Stuhl, rund wie ein Wagenrad. Der Schwanz fiel über den Rand, die Spitze dirigierte ein Orchester, ein Adagio ma non troppo.
    Es dauerte eine Weile, bis Twiggy zurückkam. »Noch nichts«, sagte er. »Ich habe jetzt auch den Zweitrechner darauf angesetzt, da versuch ich es mit rainbow tables, ist vielleicht schneller.«
    Matti verzog sein Gesicht, Dornröschens Mimik zeigte nichts, und Twiggy erklärte in einem Tonfall, der jede Hoffnung auf Verständnis vermissen ließ: »Das ist besser als brute force, meistens jedenfalls.« Dann nahm er Robbi vom Stuhl, setzte sich und legte sich den Kater auf den Schoß. Er zeigte mit dem Finger auf den Kater, zuckte mit den Achseln, zauberte Verzweiflung in sein Gesicht und deutete auf den Kühlschrank. Matti stand auf und holte das Bier.
    Dornröschen gähnte. »Ich geh jetzt ins Bett«, sagte sie. Sie stand auf und schlich zu ihrem Zimmer.
    »Warum dauert das so lang mit der Entschlüsselung?«, fragte Matti.
    »Weil da jemand ein saugutes Passwort gewählt hat.«
    »Und warum?«
    »Weil er was verbergen will. Warum sonst?«
    »Saugutes Passwort, weil es was Sauwichtiges ist?«
    »Was weiß ich?«
    Robbi warf den Zweitakter an, seine Vorderpfoten bearbeiteten im Milchtritt Twiggys Oberschenkel, aber der schien die Krallen nicht zu spüren. Er kraulte den Kater hinterm Ohr und trank einen Schluck.
    »Warum gewinnt die immer?«, fragte er.
    Matti goss sich noch einen Schluck Rotwein ein. »Weil sie schlauer ist als wir drei zusammen.«
    »Das weiß ich schon lange, nur seit wann hat Mau-Mau was mit Schläue zu tun?«
    »Seit Dornröschen es spielt.«
    Matti grinste. Dornröschen war einzigartig, das wusste er von Anfang an, als sie eines Tages vor ewiger Zeit in der Küchentür gestanden hatte, wo er mit Twiggy gerade Tee trank. »Ich bin die, die vorhin angerufen hat wegen des freien Zimmers.« Sie hatte geschnieft und ausgiebig gegähnt. Sie schien immerzu zu dösen oder mindestens müde zu sein, aber ihr Verstand arbeitete schnell und genau, und ihrem manchmal geradezu trüben Blick entging nichts. Sie war dünn und höchstens mittelgroß, hatte ein fast knochiges, aber doch attraktives Gesicht, vor allem wegen ihrer großen müden Augen. Würde sie schicke Kleidung tragen und ein wenig Make-up auflegen, würde mancher Mann sich nach ihr umdrehen. Aber so verhuscht, wie sie zu sein schien, fiel sie niemandem auf. Was aber am erstaunlichsten an ihr war, das war dieser unerschütterliche Gleichmut. Wenn Matti und Twiggy sich tierisch über etwas aufregten, blieb sie fast provozierend ruhig und fand schneller eine Lösung, als die anderen gedacht hatten, dass sie vielleicht eine brauchten. Dornröschen, dachte Matti mit weichem Herz, sie war die Chefin ihrer WG , auch wenn sie es nicht sein wollte. Aus dem Bad kam ein Klappern. Sie war penibel in ihrer Abend- und ihrer Morgentoilette.
    Twiggy schaute in die Richtung des Badezimmers und lächelte. Vielleicht hatte er gerade das Gleiche gedacht wie Matti. Twiggy legte Robbi an seine Brust und stand auf, winkte knapp und schlurfte in sein Zimmer. Dort würde er den Röhrenfernseher einschalten, auf dem meistens al-Dschasira lief oder Splattervideos, wenn Twiggy schlecht gelaunt war. Er würde sich aufs Bett legen, Robbi daneben, und sie würden sich die alten Männer mit den Bärten anschauen, die sich über irgendwas erregten, und die schwarzhaarigen Moderatorinnen, die Twiggy so gefielen, und die Aufmärsche der Turbanträger. Und dann würden sie irgendwann einschlafen, während die Rechenknechte arbeiteten wie die Blöden.
    Matti las in der Nacht mit schwindligem Kopf noch ein paar Seiten im gelben Bändchen. Er stieß auf den Satz: »Das Leben an einem Ort ist erst dann schön, wenn die Menschen ein gutes Verhältnis zueinander haben.« Er las ihn ein paar Mal und schlief lächelnd ein. In der Nacht träumte er von Lily.

2: I can’t explain
    E s sollte sechs Tage dauern, bis die rohe Gewalt die Lösung brachte, während die rainbow tables immer noch rechneten. In

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