Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg
sagte Dornröschen. »Legst du für den auch deine Hand ins Feuer?«
Karin verzog ihr Gesicht.
»Habt ihr euch über den in Hamburg erkundigt?«
»Ich nicht«, sagte Karin. »Ich spitzle doch niemandem nach.«
»Klar«, sagte Matti. »Aber fragen heißt nicht spitzeln.«
»Hat Udo erzählt, was er in Hamburg gemacht hat?«
»Ja, war bei den Antiimps, bis es ihm zu langweilig wurde. Hat er gesagt.«
Dornröschen tauschte Blicke mit Matti und Twiggy und nickte.
Zurück in der Okerstraße, rief Matti Gaby an, die mit Werner dem Großmaul in einer WG in der Adalbertstraße wohnte. Ob sie einen zuverlässigen Genossen bei den Hamburger Antiimps kenne. Gaby fragte nicht groß nach, sondern gab Matti die Nummer von Aliza, die sei in Ordnung. Er solle sich auf sie berufen, Aliza würde dann Gaby fragen und Matti zurückrufen. Eine Viertelstunde nach Mattis Anruf hatte er Aliza auf dem Handy. Sie hatte eine leise Stimme. »Bananen-Udo oder Udo Kommer, sagt dir der Name was?«
Rauschen, dann: »Nein. Wir haben hier einen Udo, aber der wohnt im Schanzenviertel und nicht in Berlin.«
»Vor zwei Jahren etwa soll der nach Berlin gezogen sein.«
Wieder Rauschen. »Keine Ahnung«, sagte Aliza. »Wirklich nicht.«
Nachdem Matti das Gespräch beendet hatte, saßen sie eine Weile schweigend am Küchentisch.
»Was hat der Spitzel mit dem Mord zu tun?«, fragte Dornröschen endlich.
Robbi schlich sich von seinem Krankenlager in Twiggys Zimmer auf dessen Schoß und sah elend aus. Twiggy streichelte ihn sanft über den Kopf, der Kater schnurrte leise und machte sich lang. Twiggy betrachtete eingehend ein Haarbüschel und schüttelte den Kopf.
»Keine Ahnung«, sagte Matti.
»Wenn er überhaupt einer ist«, sagte Twiggy und ließ das Fellbüschel auf den Boden schweben. Er verfolgte es mit den Augen, bis es gelandet war.
»Also, er will mit dem Drohbrief zu den Bullen, er ist erst seit zwei Jahren in Berlin, und er hat über seine Vergangenheit gelogen«, sagte Matti. »Ich finde, das reicht.«
»Du bist Lily-geschädigt«, erwiderte Twiggy. »Das ist halt ein Angeber, wäre nicht der erste.«
Matti blies die Backen auf und entließ die Luft.
»Nun ist es gut«, sagte Dornröschen. »Nicht schon wieder Streit.« Sie nippte an ihrem Tee. Patti Smith röhrte My Generation , Dornröschen blickte auf ihr Handy, lächelte und wies den Anruf ab. »Udo taucht selten auf bei den Ini-Sitzungen, behaupten die Protokolle. Das spricht dagegen, dass er spitzelt.«
»Es sei denn, er hat den Schwachsinn mit den Wortprotokollen erfunden«, sagte Matti. »Dann braucht er nur die Aufnahme oder deren Abschrift.«
»Raffiniert«, spöttelte Twiggy.
Matti warf ihm einen giftigen Blick zu.
»Ich weiß, warum Robbi krank ist«, sagte Twiggy. »Ihr seid schuld. Dornröschen vor allem. Das ist doch ein Scheißklima hier, mir fallen auch bald die Haare aus.« Er starrte gegen die Wand.
»Können wir vielleicht beim Thema bleiben«, sagte Dornröschen betont ruhig.
»Seit wann bestimmst du, was das Thema ist?«, fragte Twiggy.
»Wir wollten über Rosi sprechen, du auch«, erwiderte Dornröschen trocken.
Twiggy streichelte Robbi und schwieg.
»Okay«, sagte Matti, »wenn Bananen-Udo ein Spitzel ist, was sagt uns das?«
Dornröschen zuckte mit den Achseln. »Was sollen wir sonst machen, außer nach Auffälligkeiten zu suchen?«
Schweigen.
»Wir knöpfen uns Udo vor«, sagte Matti. »Und dann werden wir sehen.«
Udo Kommer wohnte im dritten Stock eines Mietshauses in der Nostitzstraße mit restaurierter Fassade, weiß getüncht, davor parkende Autos, zwei Fahrräder an einem Ständer angeschlossen. Ein lauer Wind blies die Straße hinunter, wirbelte Staub auf und wehte die Körnchenwolke auf die Fahrbahn.
Sie standen vor der Haustür und fanden das Klingelschild. Bevor Matti drückte, sagte er: »Der wohnt gar nicht im Gräfekiez. Wenn irgendeine Hütte gentrifiziert ist, dann die hier.«
»Ah, pünktlich wie die Maurer«, sagte Udo, der sie vor der Wohnungstür erwartete. Das Treppenhaus war neu und edel, dunkel gebeiztes Holz, weiße Kacheln an der Wand, keine Kritzeleien. Matti entdeckte ein zweites Schloss an Udos Wohnungstür und, als sie in der Wohnung waren, einen Stahlbügel von innen. Sie liefen über einen weichen Teppich in ein Wohnzimmer mit Ledersofa und Ledersesseln um einen Glastisch auf Chrombeinen, darauf eine Teekanne und vier Tassen. Im Regal standen eine Bang & Olufsen-Anlage, in der Ecke ein
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