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Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Titel: Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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mit ihrem Zahnstocher im Tondoppelschälchen. Sie spießte eine schwarze Olive auf und betrachtete sie. »Das passt zu gut«, sagte sie.
    Matti staunte sie an, schloss den Mund und fragte ungläubig: »Es passt zu gut?«
    »Ja.« Sie schob die Olive in den Mund, kaute und legte den Kern in die leere Schüssel. »Das ist eine andere Geschichte.« Und ihre Augen blickten weit in die Ferne. Draußen platterte der Regen aufs Pflaster.
    »Aha«, sagte Twiggy. Als die Erde noch rund war, hätte er gesagt: »Du spinnst.« Aber die Erde war eine Scheibe, und Dornröschen wollte vielleicht ausziehen.
    Matti fragte sich, ob Dornröschen gerade Kontakt zum Übersinnlichen aufnahm. Die Bullen würden sagen, dass die Kolding-Leute das perfekte Motiv hatten. Rosi hatte was über sie herausgefunden, und Udo hatte es den Ärschen verraten. Die einfachste Geschichte der Welt. So etwas war schon eine Million Mal geschehen und würde noch eine Million Mal geschehen. Warum nicht in diesem Fall? Manchmal begriff er Dornröschen nicht, und es schien ihm, dass er sie in letzter Zeit immer schlechter verstand. Was war da nur? Warum war sie nicht zufrieden, wenn sie ein klares Motiv entdeckten? Meistens waren die einfachen Zusammenhänge richtig. Hatte Dornröschen das nicht immer behauptet?
    »Dann nehmen wir Udo halt in die Mangel«, sagte Twiggy. »Er wird uns das schon sagen.«
    Matti wurde übel. Er erinnerte sich, wie sie Lily in die Mangel genommen hatten.
    Dornröschen nickte, stach in eine grüne Olive und steckte sie in den Mund. Sie tat so, als müsste sie kauen, und ihre Augen suchten nach der letzten Wahrheit, irgendwo.
    Um Himmels willen, wo war sie? Woran dachte sie?
    »Aber egal, was Udo sagt, ich glaub ihm nicht.« Dornröschen biss auf die Olive. »Man könnte ihm die Nägel rausreißen, der würde immer noch lügen …«
    Matti schüttelte sich. »Hast du sie noch alle?«
    Dornröschen war wieder weit weg und hörte ihn nicht.
    »Wir rücken den Koldings auf die Pelle«, sagte Twiggy.
    »Nein, vorher nehmen wir ein paar andere Ini-Leute in die Mangel.« Matti beobachtete ein Taxi, das gelb durch den Regen fuhr, das Taxischild leuchtete. Die Reifen zischten auf dem Asphalt.
    »Genau, wir fragen die anderen«, sagte Dornröschen.
    Sie schwiegen, bis die Tapas kamen. Und danach schwiegen sie auch.
    Karla war blond, korpulent und energisch. Letzteres verrieten ihre Augen, als die drei schnaufend im vierten Stock standen. Der Hauseingang lag neben der Filiale einer Drogeriemarktkette, deren Besitzer sich Bekanntheit verschafft hatten, weil sie ihr Personal so fantasiereich wie gnadenlos schikanierten. Vom Kottbusser Damm dröhnte der Verkehr ins Haus. Matti erinnerte sich, Karla schon einmal auf einer Veranstaltung gesehen zu haben. Sie hatte sogar etwas gesagt, aber er wusste nicht mehr, wo es gewesen war und was sie gesagt hatte. Aber ihre keifige Stimme hatte er nicht vergessen. Karla musterte die WG, grinste und zeigte mit dem Daumen über die Schulter nach hinten. Kaum hatte Karla die Wohnungstür geschlossen, fragte sie: »Ihr kommt euch nicht ein bisschen albern vor? Also, ein bisschen.«
    »Warum?«, fragte Matti.
    »Weil ihr Detektiv spielt. Wer Rosi umgebracht hat, müssen die Bullen rauskriegen. Warum macht ihr deren Arbeit?«
    »Rosi war unsere Freundin. Und sie hat uns geholfen, wo andere« – ein Blick zu Karla – »vielleicht nicht geholfen hätten. Außerdem interessiert es die Bullen einen Scheiß, wer Rosi ermordet hat«, sagte Dornröschen monoton.
    Matti bewunderte Dornröschens Gleichmut.
    Sie setzten sich um den Küchentisch. Darauf eine blau-weiße Wachstuchtischdecke, an der Wand ein auf alt getrimmter Küchenschrank mit Glastüren oben, Spüle, Bomann-Herd, billiger geht’s nicht, an der Wand neben der Tür ein Plakat von Queens of the Stone Age. Auf dem Küchentisch entdeckte Matti ein iPhone, blinkend, und dachte, dass Udo angerufen habe, um die Aussagen aufeinander abzustimmen. Blödsinn, du fängst schon an zu spinnen.
    Twiggy räusperte sich. »Was hältst du von Bananen-Udo?«
    »Ach, der«, sagte Karla.
    »Was heißt das?«
    »Der betrachtet uns ein bisschen als Versuchskarnickel.« Sie grinste. »Bananen-Udo promoviert«, sagte sie und lachte ungläubig. »Wir sind sein Projekt.« Sie gackerte.
    »Und ihr habt keine Angst, dass die Protokolle an der falschen Stelle landen?«
    »Nein, außerdem sind die ein bisschen gesäubert.«
    Matti lag die Frage auf der Zunge, ob alle in der Ini so naiv

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