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Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Titel: Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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tönte ihr Schnarchen bis in die Küche.
    Matti grinste. Gaby war eine faszinierende Frau. Wie viele war sie der Enge der Kleinstadt nach Berlin entflohen. Und auch dem Familienelend nach dem Unfalltod ihrer jüngeren Schwester. Sie stammte aus Castrop-Rauxel und hing seit einem halben Jahrhundert an ihrer Dissertation über die Frauensportbewegung in der Weimarer Republik, von der Matti zuvor nie gehört hatte. Manchmal hatte er es bedauert, dass Gaby Lesbe war. Gaby rastete zwar schnell aus, war aber superintelligent, witzig und zuverlässiger als die Braunschweiger Atomuhr. Sie hatte einiges abbekommen in den letzten Jahren, und trotzdem half sie den drei WG -Freunden, ohne groß zu fragen. Wie sie es mit Werner dem Großmaul in einer WG aushielt, würde ewig ihr Geheimnis bleiben.
    Matti setzte sich in der Küche vor Dornröschens Notebook. Twiggy starrte an seinem Schreibtisch auf den PC -Monitor. Auf dem Bett röchelte Gaby. Robbi hatte sich an sie gekuschelt und schnurrte. Sie lasen Fendts Traktate, während Dornröschen am Küchentisch den Stapel mit seinen Mails abarbeitete. Sie war bald ganz und gar versunken in der Lektüre.
    Matti plagte sich mit Rechtfertigungsschriften herum, die sich als historische Betrachtung ausgaben. Warum der Mauerbau dem Frieden diente. Warum die wahren Maueropfer Soldaten der Grenztruppen waren. Warum die Stasi ein rechtsstaatliches Untersuchungsorgan war, das sich streng an die Gesetze hielt. Warum es eine Verletzung der Menschenwürde war, dass die meisten DDR -Wissenschaftler rausgeschmissen wurden. Fendt schrieb auch über Besuche auf Veranstaltungen, wo DDR -Opfer sich aufspielten und die Genossen dafür sorgten, dass die historische Wahrheit nicht unter die Räder kam.
    Dornröschen blätterte vor, las, blätterte zurück, las, sortierte Seiten auf einen Extrastapel, lehnte sich zurück und überlegte. »Und was ist nun mit den Mails an die Enkel?«
    »Quatsch«, sagte Matti, ohne aufzublicken.
    »Woher wisst ihr, dass der Enkel hat?«
    Matti blickte auf und schüttelte den Kopf. »Was?«
    »Woher wisst ihr, dass der Enkel hat?«
    »Der schreibt an die.« Er deutete auf den Mail-Stapel.
    »Walter und Ernst. Du glaubst, dass Kinder heutzutage so heißen?«
    Matti überlegte. »Nee, eher nicht«, gab er zu.
    Dornröschen nahm das obere Blatt vom kleinen Stapel und las vor.
    Lieber Walter, lieber Ernst,
    ich habe mich so gefreut, euch und eure liebe Mutti wieder einmal zu sehen. Der Kuchen hat wunderbar geschmeckt. Und die Spiele haben mir viel Spaß gemacht. Das neue Spiel müssen wir bald einmal ausprobieren. Darauf freue ich mich schon. In zwei Wochen sehen wir uns wieder.
    Bis dann,
    Euer Opi
    »Du glaubst doch selbst nicht, dass das seine Enkel sind. Sucht ihr doch mal nach Mutti. Ich krame auch die Mails nach ihr durch. Und dann fragen wir sie mal, wie es den lieben Kinderlein geht.«
    »Twiggy!«
    Der erschien, angenervt. »Bin ich der Laufbursche?«
    »Nein, der Computerexperte. Kann man herausfinden, wem eine GMX-Mail-Adresse gehört?«
    »Nein, kann man nicht. Da kann man sich anonym anmelden. Keine Chance.«
    »Toll.«
    »Jetzt sucht mal in euren Stapeln Briefe und anderes Zeugs raus, in dem es um Mutti geht. Zack, zack!«
    Twiggy knallte die Hacken zusammen und salutierte.
    »Was is ’n los?« Gaby tauchte hinter Twiggy auf.
    »Du gehst wieder pennen«, befahl Dornröschen.
    »Muss mal pinkeln«, murmelte Gaby.
    »Erst pinkeln, dann pennen!«, befahl Dornröschen.
    Gaby schlich zum Badezimmer.
    »Ruhe!«, donnerte Twiggy. »Er telefoniert.«
    Sie sammelten sich in Twiggys Zimmer.
    »Jetzt machen wir erst mal Pause«, sagte Fendt. Er hörte zu, dann: »Eine Woche, nicht länger. Und dann geht es weiter wie besprochen … mach dir keine Sorgen … stimmt, ich bin manchmal übervorsichtig … die können nichts wissen, niemand weiß etwas … völlig unmöglich … mach’s gut, ich melde mich.« Er legte auf.
    Matti stellte sich vor, wie Fendt im Sessel saß und an die Wand starrte. Überlegte, wo Gefahren für sein Projekt lauerten. »Die haben was vor«, sagte Matti. »Ich weiß zwar nicht, wer die sind, ausgenommen Fendt, aber es gibt keinen Zweifel, dass da was läuft.«
    »Das ist klar«, sagte Dornröschen bedächtig. »Aber was? Und was könnte das mit unserer Geschichte zu tun haben? Was mit Georg? Was mit Anja? Vielleicht sind wir auf dem Holzweg, und es geht um den Stasi-Betriebsausflug oder einen alten Spionagescheiß oder ’ne Demo gegen das

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