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Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Titel: Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Kontoauszug sollte man rahmen und an die Wand hängen«, sagte Twiggy.
    Es war fast wie vor Mattis Verhaftung, nur dass er immer noch mit einem Bein im Knast stand. Sie saßen am Küchentisch, Robbi lag auf Twiggys Schoß und ließ sich kraulen. Wenn die Hand ein paar Sekunden pausierte, setzte es gleich einen Maunzer. Der klang mehr nach Röcheln als nach Empörung, war aber als Protest gemeint und wurde so verstanden. Die nächste Eskalationsstufe wäre ein Fauchen gewesen, und was danach käme, wollte niemand so genau wissen. Der Mensch kokettiert gern mit dem Grauen, aber wirklich erleben will er es nicht.
    »Sicher ist eins, wir haben keine Zeit. Jeden Tag können sich die Bullen eine neue Beschuldigung oder einen neuen Beweis einfallen lassen, dann lande ich wieder in Moabit. Und Schmelzer lacht sich einen.«
    »Ich hab den Antrag an die Stasibehörde schon losgeschickt«, sagte Dornröschen. »Aber wann die antworten? Keine Ahnung.«
    »Hm«, sagte Twiggy.
    »Hat sich der flinke Rudi gemeldet?«
    »Nee«, sagte Dornröschen. Sie nahm das Handy ans Ohr. »Rudi, tach! … Hast was gehört … da bin ich dir ja knapp zuvorgekommen … kein Anwalt, der was weiß? Und sonst? … Du meinst den Siegfried von der Schwarzen Hilfe? … zweiunddreißig c … Gute Idee, machen wir. Tschüss!«
    »Da war der Rudi mal nicht schneller«, sagte Twiggy.
    »Der hat’s verschlafen«, sagte Dornröschen. »Aber er hat keinen Kollegen gefunden, an den Georg sich gewandt hätte.«
    »Wenn er nicht auch das verschnarcht hat«, sagte Matti.
    »Er hat Stein und Bein geschworen, dass er rumgefragt hat.«
    »Und was ist mit Siggi?«, fragte Matti.
    »Siggi könnte was wissen. Der hatte angeblich Kontakt zu Georg, nachdem der abgetaucht ist.«
    »Tieckstraße 32c«, sagte Dornröschen. »Hat Rudi schon rausgesucht. Der hat früher mit den Schwarzen Helfern zusammengearbeitet. Mit den Roten auch, bis die völlig abgedreht sind zum Genossen Mao.«
    »Mitte ist schiete«, sagte Matti.
    Sie riefen an und verabredeten sich für gleich. Siggi sagte: »Ich hab immer Zeit.«
    Er wohnte im Hinterhof, erster Stock, Einzimmerwohnung. »Scheißecke«, sagte Siggi.
    Siggi hatte schmutzig-rote Haare, die er zu einem Zopf band. Dazu müde Augen und schlechte Zähne. Die Bude war schmuddlig und stank nach Rauch und Bier. Matti und Dornröschen setzten sich aufs ungemachte Bett, dessen Wäsche verfleckt war. Twiggy packte sich in einen Sessel aus der frühen Kreidezeit und ruckelte vorsichtig, bevor er sich anlehnte. Auf einem Tisch stand ein Gummibaum, an der Wand hing ein Poster von Ravachol. In einem Regal standen vielleicht zwanzig Bücher. Eines zeigte einen Stern auf dem Rücken.
    »Ich kann euch nichts anbieten«, nuschelte Siggi. »Hartz IV .« Er saß auf dem einzigen Stuhl, in der Hand eine Selbstgedrehte.
    »Was machst du so?«, fragte Matti, um was zu sagen.
    »Nichts.«
    »Und die Schwarze …«
    »Gibt’s nicht mehr«, nuschelte er.
    »Du hattest mit Georg zu tun?«
    »Georg, Georg …«
    »Westreich.«
    Siggis Blick wanderte zu Matti und saugte sich an ihm fest. Er brabbelte etwas vor sich hin. »Dich kenn ich auch. Von damals.«
    Matti nickte und lächelte ihn an. Er fragte sich, ob Siggi sie in seine Absteige eingelassen hätte, wäre Dornröschen nicht dabei gewesen. Ihr Ruf war bis zu ihm vorgedrungen, was sie gleich feststellen konnte, nachdem sie ihn angerufen und vom flinken Rudi gegrüßt hatte.
    »Du warst mit dem Georg zusammen …«, nuschelte es.
    »Ja, er war mein Genosse.«
    »Der Genosse Georg«, nuschelte es.
    »Ist tot«, sagte Twiggy.
    Siggi verstand nicht. Er murmelte und kratzte sich auf dem Kopf.
    Vom Treppenhaus her kreischte es. Erst ein Kind, dann eine Frau, schließlich ein Mann. Es hörte schlagartig auf. Eine Tür knallte.
    »Tot?«
    »Ermordet. Ich werde beschuldigt, ich soll ihn umgebracht haben. Sagen die Bullen.«
    »Die Bullen«, murmelte Siggi. »Die Bullen.«
    »Mich haben sie in U-Haft gesteckt.«
    Wut spiegelte sich in Siggis Augen. »Dieses Scheißland ist ein Knast. Ein Armutsknast, ein Politknast, ein Fabrikknast, ein Bürokratenknast, ein Uniknast, ein Prügelknast, ein Knastknast. Aber im Knastknast ist es unerträglich.« Ein Blick zu Matti, traurig. »Georg tot?«, flüsterte er.
    An Siggis Hals entdeckte Matti rote Kratzspuren. An einigen Stellen waren sie von Schorf bedeckt. Am Arm hatte er ein wenig Blut verwischt, das aus einer aufgekratzten Stelle gequollen war.
    »Du hättest Georg nichts

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