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Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Titel: Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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man unterstellt, dass sie es wirklich ist.« Matti hörte sein Herz pochen. Wie schnell es ging. Kaum hatten sie ein paar Akten aufgeschlagen, trafen sie schon Ingeborg Barth. »Also, sie hatte noch ein paar Vornamen mehr, einer hässlicher als der andere. Dann ist hier festgehalten, dass sie zuletzt in der Manteuffelstraße gewohnt hat.« Er blätterte weiter. »Kindergärtnerin und Sekretärin war sie.« Weiter. »Jetzt kommt die Politbiografie. Schwarze Hilfe Westberlin, Tupamaros Westberlin, Rote-Armee-Fraktion.«
    »Ein steiler Aufstieg zu höchsten Bewusstseinsstadien«, ätzte Twiggy.
    »Das böse Mädchen soll Originalpässe geklaut haben«, sagte Matti. Er hob den Finger: »Und ein Banküberfall in Kaiserslautern.«
    »Hat es da schon Banken gegeben in Kaiserslautern?«, fragte Twiggy.
    »Pst!«, zischte es von hinten.
    »Und dann kannte sie einen Typen in der DDR . Irgendein entfernter Verwandter, der sich dank dieses genetischen Zufalls offenbar der Fürsorge der Stasi sicher sein durfte. Dabei hat sie bestimmt nie versucht, Kontakt zu dem aufzunehmen.« Matti blätterte um. »Und dann gibt es hier noch die Einschätzung, dass Ingeborg ein einfaches RAF -Mitglied gewesen sei, also nicht zur Führung gehört habe. Das bewahrte sie aber nicht vor dem grausligen Schicksal, dass der große Bruder, der böse KGB , sie als Terroristin führte und sie Einreisverbot in die Sowjetunion hatte.«
    »Aber nicht in die DDR . Da scheinen die Genossen eigene Wege gegangen zu sein.«
    »Ts, ts, ts«, sagte Twiggy.
    Der Typ hinterm Schreibtisch warf einen traurigen Blick zu Tisch 18. Dann stand er auf, rieb sich die Hände, als wollte er sie waschen, und marschierte zur WG . Er beugte sich zu Dornröschen, die er womöglich für die Einzige hielt, die nicht bissig war oder wenigstens rationalen Argumenten zugänglich sein könnte. »Das ist ein Lesesaal. Es gibt dafür eine Ordnung. Die sieht vor, dass Sie sich bitte leise verhalten und die anderen Benutzer nicht stören.« Er seufzte leise, strich sich die Haare glatt und trottete zurück zu seinem Schreibtisch.
    Die drei guckten sich an und legten den Zeigefinger auf die Lippen. Twiggy musste sich besonders beherrschen, nicht loszulachen. Matti kam sich vor wie ein Schuljunge.
    Twiggy tippte auf eine Seite und schob die Akte zu Matti und Dornröschen. Ein Zeitungsbericht von 1977. Die alte Baader-Geschichte. Aber dazugeheftet der Hinweis, die Hauptabteilung XXII habe ermittelt, dass dieses Gerücht nicht zutreffe. Auch die westdeutschen Ermittlungsbehörden seien Hinweisen auf einen Mord an Ingeborg nachgegangen. Sie hätten sogar ein Waldstück umgegraben, weil dort ihre Leiche vergraben sein sollte. Doch hätten sie nichts gefunden. Die Behauptung beruhe auf den Aussagen eines gefassten RAF -Mitglieds. Dem sei aber ohnehin mehr Fantasie als Wahrheitsliebe bescheinigt worden.
    Sie studierten weiter die Seiten des Aktenbergs. Fast eine Stunde lang lasen und schwiegen sie. Dann stieß Twiggy Matti an und tippte wieder auf eine Seite. Offenbar hatte Twiggy seinen Ostereiertag.
    Am 7. März 1978 reiste der in der Fahndungsliste 54/78 gesuchte Theobald Wild an der GÜST Drewitz-Marienborn auf dem Transitweg in die Deutsche Demokratische Republik ein. Er war im Besitz eines gefälschten BRD -Personalausweises auf den Namen Manfred Schmitt. Er wurde von den Grenzorganen nach dem § 98 St GB in Verbindung mit § 108 St GB vorläufig festgenommen und dem MfS zur Klärung überstellt. Wild war nach Bekanntgabe der gegen ihn vorliegenden Beschuldigungen bald zur Aussage bereit. Er verspricht sich dadurch, einer Haftstrafe in der DDR zu entgehen.
    »Auf gut Deutsch: Er hat ausgepackt gegenüber den Genossen«, flüsterte Matti.
    Er blätterte im Schnelldurchgang durch die Seiten. »Er hat alles erzählt. Namen, Adressen, Aktionen. Da haben sich ab neunundachtzig bestimmt ein paar gewundert, was der Staatsanwalt so alles erzählen konnte.«
    Weiter, Seite um Seite. »Aha«, sagte er und las leise vor:
    Georg Westreich kommt von den Tupamaros Westberlin, hat auch eine Zeit lang bei den sog. umherschweifenden Haschrebellen mitgemacht und gehört vermutlich seit 1979/80 zur Führung der RAF. Er gilt als ultraradikal, drängt stets auf Aktionen, bei denen dem Feind größtmögliche Verluste beigebracht werden. Er liegt deshalb häufig im Streit mit anderen Genossen, die er als feig kritisiert. Seit Westreich in der Führungsebene angekommen sei, habe sich der Ton in der Gruppe

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