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Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Titel: Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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denk bei so was immer an die Jungs in der Mineralwasserbranche, die den Leuten weismachen wollen, dass man ohne das Zeug geradezu schlagartig verendet. Dabei ist Leitungswasser viel gesünder.«
    Matti grinste innerlich. Er wusste, dass Twiggy seine Weisheit aus eigener Erfahrung schöpfte als Juniorchef eines Getränkehandels. Doch offiziell war das Thema tabu, und Twiggy glaubte, dass niemand außer ihm es wusste.
    Sie stiegen die Treppe zum Eingang hoch. Die Glastürflügel öffneten sich automatisch. Hinterm Tresen saßen zwei Männer und eine Frau. Diversen Veröffentlichungen und den Verlautbarungen des Amtschefs zufolge entstammten sie zu mindestens zwei Dritteln jenen Kräften, die schon Herrn Mielke gedient hatten. In solchen Schlüsselstellungen wie Objektschützer, Haushandwerker und Chauffeur. Was in den Augen der Moralwächter Opfern und auch sonst allen guten Menschen unzumutbar war. Matti wartete auf das Schaudern, das seinen Rücken herunterzulaufen hatte. Aber das Schaudern lag auf der faulen Haut.
    Dornröschen reichte ihren Personalausweis einem der Wächter. Der guckte drauf und blätterte in einem kleinen Karteikasten, bis er einen Zettel fand, der es ihm erlaubte, den Vorgang fortzusetzen. Er füllte ein Formular mit Durchschlag aus, reichte es Dornröschen zur Unterschrift und sagte: »Sie werden abgeholt. Bitte warten Sie dort.« Der Finger zeigte zur Seite. Da war ein gläserner Kasten mit Sesseln und Tisch.
    Twiggy blickte sich staunend um. »Schicker Laden. Schön, dass es Leute gibt, denen es an nichts fehlt.« Draußen dröhnte der Verkehr.
    Sie mussten nicht lange warten. Eine Frau steuerte den Glaskasten an. Sie war klein und graumäusig. Sie baute sich vor den Besuchern auf und erklärte: »Guten Tag, ich bin Frau Weber, die für Sie zuständige Sachbearbeiterin. Heute hole ich Sie ab und zeige Ihnen alles, beim nächsten Mal finden Sie die Wege selbst.« Ein Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Matti stellte sich vor, dass die Frau auch als Mielkes Sekretärin einen guten Job gemacht hätte.
    Frau Weber führte die drei durch eine Sicherheitsschleuse zu den Aufzügen. Zwei links, zwei rechts. Sie fuhren hinauf in den sechsten Stock. Frau Weber zeigte auf den Wegweiser zum Lesesaal. »Raum 602«, sagte sie. »In 601 können Sie Ihre Sachen wegschließen. Keine Taschen mitnehmen. Computer, Schreibsachen.« Zack, zack.
    Sie verpackten Taschen und Rucksäcke.
    »Die Schuhe auch?«, fragte Dornröschen.
    Frau Weber schüttelte unwillig den Kopf. Dann zog sie mit festem Schritt los, die WG im Schlepptau. Dornröschen knuffte Twiggy in die Seite, der knuffte zurück. Sie gackerten. Matti verdrehte die Augen. Frau Weber legte die wenigen Meter zum Lesesaal im Eiltempo zurück, als wäre sie auf der Flucht. Sie öffnete die Tür. In der gegenüberliegenden Ecke, am Fenster, ein Schreibtisch. Dahinter ein graumelierter Mann in einem karierten kurzarmigen Hemd. Er hatte einen Stift in der Hand und las. Er blickte auf. Frau Weber gab ihm drei Zettel, die Besucherausweise, die der Mann in einen Karteikasten steckte. Er schaute in eine Tabelle und sagte leise: »Tisch 18.«
    Der stand in der ersten Reihe, drei Stapel Akten warteten bereits. Frau Weber zeigte zum Tisch. »Wenn Sie Fragen haben, sagen Sie dem Kollegen Bescheid. Er ruft mich dann an.« Weg war sie.
    Matti entdeckte im Raum drei Frauen und zwei Männer, die sich in ihre Akten verbissen hatten.
    Dornröschen und Matti setzten sich an den Tisch 18, Twiggy nahm den daneben. Jeder griff sich eine Akte. Sie blätterten.
    Nach einer knappen halben Stunde stöhnte Dornröschen. »Die wussten ja so viel wie unsere Bullen.«
    »Oder mehr«, sagte Matti. »Ich hab hier einen IM in Düsseldorf, am Gericht.«
    »Und der hier muss im BKA gespitzelt haben«, sagte Twiggy.
    »Und ich hab die Korrespondenz der Anwälte untereinander und die mit den Gefangenen.« Matti las, wie ein westdeutscher Anwalt einen prominenten Ostberliner Anwalt als Vertreter für ein Ehrengerichtsverfahren gewinnen wollte.
    Nach einer Weile sagte Twiggy: »Jede Ein- und Ausreise über die Transitwege wurde erfasst.«
    »Es gibt für jeden Genossen eine Akte. Und gesammelt wurde das alles unter Operativer Vorgang Stern , hübscher Name. Und von den Sternen gab es die Nummer römisch eins und römisch zwei. Alles musste seine Ordnung haben.«
    »Was bedeutet, dass die Stasi Spitzel in der Szene hatte«, sagte Dornröschen.
    »Hier hab ich was zu Ingeborg, Anjas Mutter, sofern

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