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Matto regiert

Matto regiert

Titel: Matto regiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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nie getan… Wer hat euch das erzählt?‹
    Da wurde der Herbert wütend. Er schrie den Jutzeler an: ›Ihr habt dem Doktor doch gesagt, daß ich in der Heizung bin, wär er sonst, gleich nachdem ich den Direktor hinuntergestoßen habe, schon vor der Türe gestanden, um mir aufzulauern? Aber ich war da schneller… Ich bin ihm durchgebrannt… Er hat mich nicht erwischen können… Doch ich bin auch nicht losgekommen, vom Dr. Laduner… Am nächsten Morgen bin ich zu ihm in die Wohnung, er hat mich schlecht empfangen, er war so kalt… Immer hat er wiederholt: Ich will nichts wissen, Caplaun… Alles, was Sie mir zu sagen haben, muß in der Analyse gesagt werden… Außerhalb der Analyse bin ich für Sie nicht zu sprechen!… – Das hat er mir an dem Morgen gesagt. Und am Nachmittag bin ich auf dem Ruhebett gelegen, er hat wieder nichts gefragt, ich hab nicht reden können, ich hab nur weinen können… Ich hab's doch nur getan, um ihm zu danken, dem Dr. Laduner, aber das hab ich ihm doch nicht sagen können, er hätt' es mir nicht geglaubt… Es wird immer alles ganz anders, wenn man so daliegt, und der andere ist unsichtbar und raucht nur und schweigt und schweigt… Ich hab geweint, aber sprechen hab ich nicht können… Ich hab immer an die Mappe denken müssen und an die Liste der Toten… Und an das Protokoll über die Diebstähle des Gilgen… Die Mappe hab ich gut versteckt gehabt. Im Ofen… Aber ich hab dem Doktor nicht erzählt, wo ich sie versteckt habe… Ich habe auch nichts vom Direktor erzählt, und ich hab doch gewußt, daß Sie die Leiche schon gefunden hatten, und daß der Dr. Laduner alles wußte… Aber der Doktor hat geschwiegen und ich bin auf dem Ruhebett gelegen und hab geweint… Sie wissen nicht, Wachtmeister, was das ist, eine Analyse!… Lieber drei Lungenentzündungen… Es sollte zu meinem Besten sein, ich sollte ein anderer Mensch werden… Aber alles erzählen müssen!… Man kann doch nicht alles erzählen… Und einen Mord schon gar nicht… Er war doch mein Beichtvater, der Dr. Laduner; wenn ich ihm gesagt hätte: ich hab den Direktor die Eisenleiter hinuntergestoßen, was hätte der Doktor machen können? Mich verhaften lassen? Konnte er doch nicht!… Genau so wenig, wie ein katholischer Pfarrer sein Beichtkind verhaften lassen kann, wenn es ihm einen Mord gesteht…
    Ja, Herr Doktor, so hat der Caplaun geredet und wir sind neben ihm gesessen, der Abteiliger Jutzeler und ich, und auf dem Boden ist der Portier Dreyer gelegen, immer noch bewußtlos…«
    Studer schwieg erschöpft, er hatte sich in Feuer geredet, aber er wagte nicht aufzublicken…
    »Und Sie haben das alles geglaubt, Wachtmeister Studer?«
    Studer hob den Kopf, ungläubig blickte er dem Arzt in die Augen. Dr. Laduner dachte nicht daran, den Blick zu senken. Seine Augen waren traurig.
    Ärgerlich sagte Studer endlich:
    »Herr Doktor, ihr werdet doch nicht einen alten Fuhrmann welle lehre chlepfe?…« Und vorwurfsvoll fügte er hinzu: »Ihr werdet mir doch nicht wollen beibringen, wann ein Geständnis wahr und wann es falsch ist?«
    »Ge-wiß nicht…« sagte Laduner ruhig. »Erzählen Sie ruhig weiter. Ich werde dann die Schlußfolgerungen ziehen…«
    Studer kratzte verlegen seinen Nacken. Wieder fühlte er sich unbehaglich… Wie ein Aal war dieser Dr. Laduner, nie konnte man ihn fassen… Was wußte er noch?… War wirklich etwas dran an dieser Analyse? War man wirklich auf ein falsches Geständnis hereingefallen? Aber die Erzählung des Herbert Caplaun hatte so ehrlich geklungen…
    Weiter, in Gottes Namen, was jetzt kam, war ohnehin schwierig genug zu erzählen…
    »Ihr wolltet doch gedeckt sein, Herr Doktor«, sagte Studer vorwurfsvoll, »ich hatte nicht vergessen, daß ihr mir Brot und Salz angeboten, daß ihr mir den Leibundgut gezeigt habt, um mir den Fall Caplaun zu erklären, ich hatte nicht vergessen, daß ihr mich aufgenommen hattet wie einen Freund, und auch die Frau Doktor – sie ist lieb mit mir gewesen und hat mir Lieder vorgesungen… Da hab' ich gedacht, das beste wäre jetzt, der Caplaun würde ein Geständnis schreiben und wir beide, der Jutzeler und ich, wir könnten dann unterzeichnen… Ich hab' wohl achtgegeben, daß euer Name nicht vorkam. Den Caplaun mußte ich ja verhaften, aber ich wollte ihn zuerst zu euch führen und mit euch die Sache besprechen, was zu tun sei… My tüüri Gott Seel!« seufzte Studer aus tiefstem Herzensgrunde. »Ich wollte euch doch nicht ins Handwerk pfuschen,

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