Max Erzählbände - 02 - Max und der voll fies gemeine Klau
und trabte los.
Sie liefen bis zum großen Tor, das auf den Schulhof führte. Max rannte am Tor vorbei. Hinter der halbhohen Mauer, die den Schulhof an der Nordseite begrenzte, lag der Westpark. In diesen Park lief Max. Die beiden Freunde überquerten eine Wiese und gelangten so zur Rückseite der Schulhofsmauer.
Max kletterte auf die Mauer, setzte sich drauf und ließ die Beine baumeln. Ein alter Mann, der auf einer Parkbank saß, lächelte ihm freundlich zu. Aber Max beachtete ihn gar nicht. Er hatte Wichtigeres im Kopf.
„Was fällt dir auf?“, fragte er Pauline.
„Nix!“, Pauline schnappte nach Luft. „Das heißt, mir fällt auf, dass du schneller gerannt bist als sonst!“ Sie war ganz schön aus der Puste.
Max zeigte auf die Fensterfront im ersten Stock des Schulgebäudes. „Was ist hinter diesen Fenstern?“
Pauline zuckte mit den Schultern. „Natürlich unsere Klasse. Und?“
Max zeigte auf das Gestrüpp, das am Fuß der Schule wucherte. Dieser schmale Streifen, der sich hier zwischen der Mauer und der Schule erstreckte, wurde so gut wie nie benutzt.
Er wurde von den Schülern nur „Die Wildnis“ genannt.
„Und was ist das da?“
„Die Wildnis“, sagte Pauline.
„So. Und jetzt stell dir mal vor, dass du etwas spurlos aus unserer Klasse verschwinden lassen willst. Das, was du verschwinden lassen willst, kannst du nicht selbst unter deinem T-Shirt aus der Klasse schmuggeln, weil es zu groß ist. Du kannst es auch nicht in der Klasse verstecken und später holen. Denn das würde auffallen. Was tust du?“
Pauline sah hinauf zu den Fenstern. Dann sah sie hinunter in die Wildnis. „Du meinst, aus dem Fenster werfen?“ Sie kratzte sich am Hinterkopf. „Aber das ist doch ziemlich auffällig, oder?“
Max lachte. „Ja! Deshalb muss man auch alle Zeugen ablenken. Zum Beispiel mit …“
Pauline riss die Augen auf. Endlich war auch bei ihr der Groschen gefallen. Sie vollendete Max' Satz: „Nasenbluten!“
Max nickte.
Pauline überlegte noch einmal. „Aber war das Fenster am Dienstag überhaupt offen?“
„Ja, war es! Lukas hatte gepupst – erinnerst du dich? Deshalb hatte irgendjemand das Fenster aufgerissen.“
Pauline nickte. „Also hat Lukas doch etwas damit zu tun?“
Max sah sie an. Er hatte ja von Anfang an geahnt, dass Lukas am Diebstahl beteiligt war.
„Komm, wir suchen mal in der Wildnis nach Spuren!“ Max holte die Einweg-Handschuhe aus seinem Rucksack. Beide zogen diese Plastikdinger an. Dann sprangen sie von der halbhohen Mauer hinunter auf das Schulgelände.
„Das sieht ja aus wie im Papierkorb“, murmelte Pauline, als sie anfingen, die Wildnis zu durchsuchen. Hier lagen allerlei Papiertaschentücher, Kakaotüten und anderer Müll. Max entdeckte eine rosa Haarspange. Er steckte sie in einen Frühstücksbeutel aus seinem Rucksack. Die Spange konnte ein Hinweis sein. Mehr war da unten nicht zu finden.
„Na, sucht ihr auch Ostereier?“, hörten sie da plötzlich eine Stimme hinter sich fragen.
Max und Pauline drehten sich um. Es war der alte Mann, der Max schon von der Parkbank aus zugenickt hatte. Der Alte war herübergekommen, guckte über die Mauer und lächelte freundlich.
„Wieso Ostereier?“, fragte Max. Ostern war doch längst vorbei! Der alte Mann schien nicht mehr ganz normal im Kopf zu sein.
„Na, so wie neulich: Da saß erst ein Mädchen auf der Mauer, dann flog eine Schachtel aus dem Fenster und das Mädchen ist genau wie ihr runtergesprungen und hat in dem Gebüsch gesucht.“
Max und Pauline sahen sich an. Der Alte hatte vielleicht nicht mehr alle Tassen im Schrank – aber er war ein Zeuge! Und was für einer!
„Ja, und da hab ich das Mädchen gefragt, was es denn da macht. Und es hat gesagt, dass es Ostereier sucht.“
„Und das haben Sie geglaubt?“, entfuhr es Max.
Der Alte sah Max überrascht an. „Natürlich! Oder sucht man heutzutage keine Ostereier mehr? Ich habe früher jede Menge Ostereier gesucht …“
„Aber doch nicht im Sommer!“, meinte Pauline.
„Ach so? Ist Ostern schon wieder vorbei?“ Der Alte guckte etwas verdutzt aus seinem karierten Hemd. „Die Zeit, die vergeht, das glaubt ihr ja nicht …“
„Können Sie das Mädchen beschreiben?“, fragte Pauline.
Der Alte überlegte. „Sie war unfreundlich. Soviel ist klar.“
„Aber wie sah sie aus?“, hakte Max nach.
„Ganz normal“, antwortete der alte Mann. „Sie hatte eine sehr scheußliche Schultasche: rosa mit weißen
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