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Max Perplex

Max Perplex

Titel: Max Perplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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Versager.

    Immerhin war ich nicht ganz so dämlich, wie Sal dachte. Ich hatte die Polaroids. Die bewiesen zwar nichts Konkretes gegen ihn oder Wesley, aber sie waren besser als gar nichts. Ich duschte, und dann packte ich meine Klamotten und ließ mir die Rechnung geben. Diesmal schaffte ich die 300 Kilometer Würzburg-Köln in zweieinhalb Stunden. Unter vollem Einsatz der Lichthupe, der Turbomaschine und meines Lebens. Es war wie eine Flucht.

20.

    Am nächsten Morgen wachte ich klatschnaß auf. Ich hatte eine herrliche Nacht hinter mir. Karnevalsmasken, aus denen Blut spritzte, Bullen, die hinter mir her waren, Sal Goldblum, der mich auslachte und weiße Zähne zeigte. Ein Zwanzig-Kilometer-Lauf hätte mir jetzt gutgetan, aber ich hatte keine Lust dazu. Es war erst sechs Uhr und noch dunkel. Ich machte kein Licht an. Ich setzte mich an den Küchentisch, starrte aus dem Fenster und sah mir an, wie es langsam hell wurde. Dann duschte ich, zog mich an und fuhr ins Büro. Dort verbrachte ich zwei weitere Stunden damit, an die Wand zu starren und häßliche Bilder aus meinem Hirn zu verscheuchen. Irgendwann holte ich das Diktiergerät aus der Schublade und hörte mir das Interview mit Yvonne an. Arme Mickymaus. Warum hatte sie sich überhaupt auf dieses Interview eingelassen? Ganz einfach. Sie hatte sich blöd gestellt, und ich war so blöd gewesen, darauf reinzufallen. Wieder mal ein Fall von maximaler Selbstüberschätzung. Das Stimmchen kickste vom Band. Wo hatte dieser magersüchtige Racheengel bloß die Energie hergenommen?
    Ich stoppte das Band und rief Ziegler in seinem Büro am Kaiser-Wilhelm-Ring an. Er hob ab, und ich legte auf. Fünfzehn Minuten später klingelte ich an seiner Tür. Er schien überrascht zu sein, als ich mich über die Gegensprechanlage meldete. Es dauerte lange, bis der Türsummer brummte. Heute hatte Ziegler keine Straußschen Herzeleidlieder aufgelegt. Ansonsten war er grau und asketisch wie gewohnt.
    »So früh?« fragte er und machte eine Handbewegung in Richtung seines Schreibtischs. Wir setzten uns.
    »Der Auftrag ist erledigt«, sagte ich, »ich habe Ihre Entführer gefunden.«
    Zieglers Backenknochen traten hervor, und sein Kinn sprang zwei Meter nach vorn. Er schien noch nichts zu wissen.
    »Wo sind sie?« zischte er aufgeregt.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was soll das? Haben Sie sie gefunden oder nicht? Wollen Sie zuerst das Geld oder was?«
    »Hören Sie auf, sich blöd zu stellen, Ziegler. Ich weiß Bescheid.«
    »Worüber? Was soll das heißen?«
    »Sie verstehen sehr gut, was das heißen soll. Sie haben Sal Goldblum beauftragt, Ihre Entführer zu killen.«
    »Das ist doch Quatsch.«
    »Drei Tote sind kein Quatsch.«
    »Was?«
    »Ich spreche von drei toten Entführern. Sie haben mich als Spürhund eingestellt, damit Goldblums Killer mir nur folgen mußte. Intelligent gemacht. Sie haben das feinste Mordbüro New Yorks gewählt.«
    »Sie müssen das verstehen, Reinartz.«
    »Ich muß überhaupt nichts verstehen. Sie haben mich voll in die Scheiße geritten, Ziegler. Sie haben mir den Sensiblen vorgespielt, und ich bin darauf reingefallen. Finden Sie mein Glück! Wie pathetisch. Haben Sie das auch mit Sal abgesprochen? Er muß ihnen gesagt haben, daß ich eine Schwäche für diesen sentimentalen Scheiß habe. Sie waren von Anfang an auf Rache aus, Ziegler.«
    »Wenn ich Ihnen das gesagt hätte, dann hätten Sie den Job wohl kaum angenommen.«
    »Wieviel haben Sie Goldblum gezahlt?«
    »Das geht Sie nichts an. Und jetzt Schluß mit dem Theater. Morgen kriegen Sie Ihr Honorar in bar, und jetzt sagen Sie mir schon, wer diese Entführer waren.«
    »Stecken Sie sich Ihr Geld in den Arsch. Fragen Sie Goldblum danach. Vielleicht hat sich der Killer ja die Namen gemerkt.«
    »Los, Reinartz, sagen Sie es schon. Erzählen Sie mir.«
    »Das Ganze ist in Würzburg passiert. Es waren zwei Männer und eine Frau. Die beiden Männer kenne ich nicht. Sie hatten Karnevalsmasken auf, als sie erschossen wurden. Ich hatte keine Lust, die Masken abzunehmen.«
    »Und die Frau?«
    »Die Frau hatte keine Maske auf, aber der Killer wußte nicht, wer sie war, sonst hätte er sie wahrscheinlich nicht erschossen. Mitten in die Stirn.«
    Zieglers Gesicht wurde fahl. Er schien zu begreifen, bevor ich es aussprach, aber ich mußte es aussprechen, und ich sprach es gerne aus.
    »Es war Ihre Tochter Yvonne.«
    Zieglers Gesicht verschwand hinter seinen großen, knochigen Händen. Dann ging ein Ruck durch seinen

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