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Max Perplex

Max Perplex

Titel: Max Perplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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Resonanz natürlich. Was wurde hier gespielt? Steckte dieser freundliche Wesley dahinter? Warum hatte er sich ausgerechnet an meinen Tisch gesetzt?
    »Laßt mich hier raus, ihr Drecksäcke!«
    Ich versuchte, mich auf die Füße zu stellen und kippte dabei den Eimer um.
    Ein Schlüssel drehte sich zweimal im Schloß der Stahltür. Sie ging auf, und zwei Typen in zerschlissenen Bundeswehrkampfanzügen kamen herein, der eine hatte eine Maggie-Thatcher-Maske aufgesetzt, der andere war als Helmut Kohl getarnt.
    »Gut geschlafen?« fragte Frau Thatcher mit einer männlichen Stimme.
    Ich trat nach Thatcher, aber er wich geschickt aus.
    »Ich hab’s doch gleich gesagt, den hätte mer gleich im Hotel alle mach soll, und dann in den Main damit«, sagte die Kohl-Maske in Würzburger Dialekt.
    »Die Kleine will noch ein bißchen Spaß haben«, sagte Thatcher. »Reinartz, jetzt kannst du mal sehen, wie es dem Ziegler ergangen ist.«
    Jetzt war mir auf einmal alles klar.
    Dieser sogenannte Sprachfehler, von dem Ziegler erzählt hatte: Tankeschön, Dankstelle, Dennis. Das war Würzburger Akzent. Und die einzige Verbindung, die zu Würzburg bestand, war Yvonne. Sie mußte es gewesen sein. Sie hatte sich mit den beiden Typen zusammengetan und ihren eigenen Vater entführt. Aber warum spielte sie jetzt das gleiche Spiel mit mir? Ich hatte doch keinen blassen Schimmer gehabt. Durch diesen Unsinn brachte sie mich doch erst darauf.
    »Ja, des gann er jetzt mal seh«, sagte Kohl, »mit tem Underschiet, daß wir den Reinartz net freilass, gell?«
    Die Kohl-Maske schien das ernst zu meinen. Bei Ziegler hatte er seinen Dialekt wenigstens noch unterdrückt.
    »Hast daneben gepißt, du Schwein«, sagte Thatcher, dessen Blick auf den umgekippten Eimer gefallen war.
    »Das wischst du sofort auf.«
    »Dann müßt ihr mir die Handschellen abmachen.«
    »Erst brauchst mal einen Butzlabben«, sagte Kohl und riß mir mit einem Griff das halbe Hemd vom Körper. Das fanden beide sehr komisch. Sie starrten mich durch ihre lächelnden Masken an.
    »Los, aufwischen«, befahl Thatcher.
    »Wie denn?« fragte ich.
    »Laß dir was einfall«, sagte Kohl und gab mir einen Schlag in den Magen, der mir die Luft wegnahm.
    Thatcher nahm mir die Handschellen ab.
    »Los, aufwischen«, verlangte er noch mal.
    Ich überlegte, ob ich mit dem Kopf schütteln und den Tapferen spielen sollte. Da gab es plötzlich zwei laute, trockene Fürze, und Thatcher und Kohl hatten je ein rundes Loch in der Stirn, aus dem Blut herausschoß. Ich hörte sie fallen, als ich mich zur Tür umdrehte. Im Türrahmen stand mein amerikanischer Freund Wesley. Er schraubte einen Schalldämpfer von seiner Pistole ab.
    »Eine Beretta«, sagte Wesley, »früher ich habe eine Magnum gehabt, aber die macht mir eine zu große mess, Schweinerei, you know.«
    »Ich nehme an, du hast mir das Leben gerettet. Kannst du mir auch noch sagen, was hier gespielt wird? Und warum du auf einmal deutsch kannst?«
    »Ich habe gesehen, wie die Freaks dir gekidnappt haben. Followed them, hab auf die richtige Moment gewartet.«
    »Wo sind wir hier?«
    »An eine Vineyard, hier machen sie >Randersackerer Ewig Leben<, eternal life, isn’t that funny?«
    »Wie spät ist es? Welchen Tag haben wir heute?«
    »Sunday, fifth of March, three p. m.«
    »Wer bist du, Wesley? Du bist jedenfalls kein harmloser Tourist aus Oregon.«
    »Ich bin ich, and du biss du, o. k.?«
    Wesley ließ mich stehen und ging eine kleine Treppe hoch. Ich ging ihm nach. Durch einen schmalen dunklen Flur und dann in ein Wohnzimmer, das mit Ikea-Möbeln eingerichtet war. Ein paar Billyregale mit Büchern, ein Kieferntisch »Sven« oder »Jörn« oder wie diese Dinge heißen und zwei gemütliche kleine Sofas. Auf einem der Sofas lag Yvonne Ziegler. Sie trug keine Maske. Aber auch sie hatte ein kleines Loch in der Stirn, aus der ein dünnes rotes Rinnsal lief. Sie lag da wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hat.
    »Scumbag!« schrie ich Wesley an. »Warum hast du das getan?«
    »Chill it, Max, it’s a job. Die drei Typen haben den Ziegler gekidnappt, o. k.?«
    »Weißt du, daß diese Frau Zieglers Tochter ist?«
    Wesley sah mich erstaunt an. »Nein. Meine Job war, to burn these freaks, o. k.? Sie gehörte dazu.«
    »Ziegler hat dir den Auftrag gegeben, seine Entführer zu killen?«
    »Nicht Ziegler. Meine Boss.«
    Jetzt ging mir endlich ein Licht auf. »Sal Goldblum?«
    »Sure.«
    »Und warum ich? Was habe ich mit der ganzen Scheiße zu

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