Maxwell 01 - Nur du kannst die Menschheit retten
was zu zeigen?« sagte Johnny schlaff. Eigentlich haßte er diese Phrase. Es war ein dummer Spruch, der einen darüber hinwegtäuschen sollte, daß es echte Menschen waren, die mit echten Kugeln erschossen wurden.
Sigourney schnaubte.
»Idiot.«
Sie gingen zurück in den Korridor.
»Übrigens«, sagte Johnny, »was ist eigentlich mit mir passiert?«
»Du bist einfach zusammengebrochen. Mitten im Zimmer. Neben uns wohnt eine Ärztin. Meine Mutter hat sie rübergeholt. Ungewöhnlich clever von meiner Mutter, wirklich. Die Ärztin meinte, du wärst nur völlig übermüdet und würdest aussehen, als ob du nicht richtig ißt.«
»Das stimmt«, sagte der Captain. »Hab ich’s nicht gesagt? Zu viel Zucker und Kohlehydrate, nicht genug frische Vitamine. Du solltest öfter rausgehen.«
»Ja, genau«, sagte Johnny.
Der Korridor sah plötzlich irgendwie anders aus. Vorher war er aus grauem Metall gewesen, nur interessant für jene, die sich gerne Schrauben und Nieten anschauten. Aber jetzt wär er dunkler und kurviger; die Wände glänzten und trieften vor Bedrohlichkeit. Oder was auch immer. Irgendwas sickerte jedenfalls durch die Ritzen.
Der Captain sah auch anders aus. Sie hatte sich nicht wirklich verändert – nur daß ihre Zähne und Klauen irgendwie offensichtlicher geworden waren. Vor ein paar Minuten war sie noch eine intelligente Person gewesen, bei der es sich zufällig um ein achtbeiniges Krokodil handelte; jetzt war sie ein achtbeiniges Krokodil, das zufälligerweise Intelligenz besaß.
Alles im Spiel veränderte sich, jetzt, da zwei Leute einen Traum teilten.
»Warte mal, da ist…«, begann Johnny.
»Laßt uns nicht rumtrödeln«, sagte Sigourney.
»Aber du…« begann Johnny wieder.
Träumst es falsch,
beendete er den Satz im stillen.
Das ist
wirklich
verrückt, sagte er sich, während er hinter den anderen herlief. Zu Hause war Kirsty ganz Miss Brain. Und hier war alles nur: Tu mir einen Gefallen – leck mich am Arsch.
Der Captain watschelte mit Höchstgeschwindigkeit die Korridore entlang. Jetzt strömte Dampf von irgendwoher und machte den Boden neblig und feucht.
Da war nicht viel in so einem ScreeWee-Schiff. Vielleicht hätten sie sich hinsetzen sollen, um das Innere ein bißchen detaillierter auszuarbeiten, bevor sie es träumten, dachte er. Sie hätten mehr Kabinen hinzufügen können und große Monitore und ähnlich interessante Dinge. Aber alles, was es hier zu geben schien, waren diese gewundenen Korridore, die ihn auf unangenehme Weise an Höhlen erinnerten.
Größere Höhlen allerdings, denn allmählich wurden sie breiter. Geheimnisvolle Gänge führten in unterschiedliche Richtungen.
Sigourney schlich voran mit dem Rücken zur Wand und wirbelte jedesmal abrupt herum, wenn sie an einen anderen Abzweig kamen. Sie versteifte sich.
»Da kommt noch einer!« zischte sie. »Er schiebt was vor sich her! Zurück!«
Sie schob sie mit dem Ellbogen gegen die Wand. Johnny hörte das Kratzen der Klauen auf dem Fußboden und ein Klappern.
»Wenn er näher kommt, schnapp ich ihn mir. Ich stürze mich drauf und…«
Johnny sah vorsichtig um die Ecke.
»Kirsty?«
Sie reagierte nicht.
»Sigourney?« sagte er daraufhin.
»Ja?«
»Ich weiß, daß du dich draufstürzen wirst«, sagte Johnny, »aber drück nicht ab, okay?«
»Das ist ein
Außerirdischer
!«
»Dann ist es eben einer. Du mußt sie trotzdem nicht alle erschießen.«
Das Klappern kam näher. Jetzt war auch ein leises Quietschen zu hören. Sigourney umklammerte aufgeregt ihre Waffe und stürzte aus ihrer Deckung.
»Okay,
du /
oh… äh…«
Es war eine sehr kleine ScreeWee. Die meisten Schuppen waren schon grau. Der Schwanz hing schlaff herab. Als sie den Mund öffnete, waren noch ganze drei Zähne übrig, und die hatten sich im hintersten Winkel verkrochen.
Sie blinzelte sie verängstigt über den Wagen hinweg an, den sie vor sich hergeschoben hatte. Abgesehen von anderen Peinlichkeiten, hatte Kirsty mit ihrer Waffe einen halben Meter zu weit nach oben gezielt.
Es herrschte betretenes Schweigen.
»Um diese Zeit«, sagte der Captain hinter ihnen, »läßt sich die Mannschaft auf der Brücke immer einen Imbiß bringen.«
Johnny beugte sich vor, nickte der kleinen alten Außerirdischen zu und hob den Deckel von dem Tablett, das auf dem Wagen stand. Darunter befanden sich ein paar Schüsseln mit etwas Grünlichem, das vor sich hinblubberte. Behutsam schloß er den Deckel.
»Ich glaube, du hättest beinahe die Teedame
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