McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
und ein Streicheln, bevor sie sich ins Wasser begaben – er mit einem kraftvollen Sprung, sie, indem sie sich langsam vom Ufer hineingleiten ließ, spürte, wie das Wasser an ihr aufstieg, bis sie sich vorbeugte und dem Naß gestattete, ihren Kopf zu bedecken. Das Wasser ließ den Lärm der Vögel und Insekten verstummen, der kleinen raschelnden Tiere im Gestrüpp, das Stampfen und Malmen der Lockenfelle. Es erfüllte Yana mit seiner eigenen Musik.
Da wand sich eine feuchte, warme, seidige Gestalt um sie und stieß an die Oberfläche. Die silbrigen Augen glitzerten sie herausfordernd an, mit einer Sinnlichkeit, die so vollkommen ›Sean‹ war, daß nicht einmal seine Robbengestalt sie schrecken konnte.
»Ach, du!« sagte sie lachend und bespritzte ihn mit Wasser.
»Verwandelst du dich eigentlich ganz von selbst, sobald du ins Wasser kommst?«
Die Sean-Robbe gab ein zufriedenes, kehliges Murmeln von sich, weiterhin um Yanas Körper streifend, und die pelzige Berührung löste die ungewöhnlichsten Empfindungen bei ihr aus.
»Ach, mehr hast du dazu nicht zu sagen?« Dann stieß Yana ein belustigtes Kichern aus. »Du kannst nicht reden, als Robbe?« Sie gluckste und schob ihm mit beiden Händen eine Wasser woge entgegen, um ihn zu überfluten.
Er tauchte unter. Nicht, um dem Wasser auszuweichen, sondern um sie dort zu streicheln, wo sie am wenigsten damit gerechnet hätte.
Erschrocken versuchte sie, sich von ihm zu lösen, doch seine sehnige Gestalt machte jede Flucht unmöglich. Er war der Schwimmer, sie nur die Stramplerin.
Dann aber packte sie ihn fest an einer Falte seiner seidigen feuchten Haut und zog ihn an die Oberfläche.
»Hör mal, Kumpel, mir ist es gleich, welche Gestalt du annimmst.
Es ist mir sogar gleich, was du in dieser Gestalt tust…« Die Sean-Robbe gab ein zufriedenes Schnurren von sich, und die silbrigen Augen tänzelten, als Yana fortfuhr: »Aber hör mir gut zu! Ich will den Mann haben, nicht die Robbe. Und wir müssen nun mal über ein paar Dinge reden. Wenn du also in dieser Gestalt nicht sprechen kannst…
vor allem, wenn du nicht… na ja, du weißt genau, was ich meine…
dann nimm wieder die alte Gestalt an.«
Die Robbe stupste sie. Es geschah auf eine recht liebenswürdige, entschuldigende Weise. Sie schob Yana den Fällen entgegen und schwamm dann mit sehnigen Bewegungen neben ihr her, als Yana selbst zu schwimmen begann. Sie fühlte sich äußerst ungeschickt neben ihm, folgte aber der Richtung, in die er sie gewiesen hatte. Es war offenkundig, daß er sich sehr zügelte, um auf gleicher Höhe mit ihr zu bleiben. Er war so anmutig, so machtvoll, und die Berührung seines feinen Pelzes auf ihrer Haut war geradezu unverschämt sinnlich. Yana machte kräftigere Züge. Sie konnte es gar nicht erwarten, die Abgeschiedenheit der Stelle hinter den Wasserfällen zu erreichen; sie konnte es nicht erwarten, ihn wieder in einer brauchbaren Gestalt vor sich zu haben.
Er tauchte unter den Fällen durch, und sie folgte ihm, mied das Herabprasseln des Wassers. Gemeinsam stießen sie wieder an die Oberfläche, doch dann schien es, als würde die Sean-Robbe das Ufer emporquellen, um schließlich voller Stolz ihre veränderte Gestalt zur Schau zu stellen, damit Yana sie gebührend bewundern konnte. Von oben bis unten. Dann schüttelte sie sich, und die Transformation setzte ein, die Yana schon einmal mitangesehen hatte, in der Nähe der Höhle, wo sie sich vor dem Vulkan in Sicherheit gebracht hatten.
»Jetzt verstehe ich, Sean«, murmelte sie mit einem leisen, bedauernden Unterton. »Du wolltest, daß ich dich mal in deiner ganzen Pracht zu sehen bekomme. Und du bist auch eine einzige Pracht«, fügte sie hinzu und lächelte, als der Mann hervortrat. Sie ging zu ihm, streichelte nunmehr Haut anstelle von Pelz, und schlang sich um ihn, wie er es als Robbe mit ihr im Wasser getan hatte.
»Laß mir einen Augenblick Zeit, um mich anzupassen, ja?« sagte er lachend und preßte sie fest gegen seine nasse Haut.
Yana schniefte. »Was mich betrifft, bist du schon mehr als genug angepaßt.« Sie ließ einen vielsagenden Blick nach unten schweifen.
»Sicher, aber eine Robbe macht anders Liebe als ein Mensch«, murmelte er ihr ins Ohr und knabberte dabei an ihrem Hals.
»Wie anders? Ich bin dabei!«
Es war tatsächlich sehr anders, von heftigster Sinnlichkeit und außerordentlich erfüllend. Und es dauerte doch um einiges länger, als sie erwartet hatte, nach allem, was sie über
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