McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
wurde und einen tieferen Zug von der Quelle tat, als einem lieb war, die Tatzen über den Kopf gestreckt, und zurückgetrieben wurde, fort von dem Jungtier.
Als man wieder auf den Beinen war, bemerkte man, daß das Jungtier – es schien nicht länger angebracht, es, nein, sie als einen Happen zu betrachten – die Gelegenheit nicht zur Flucht genutzt hatte.
Tatsächlich stieg es selbst gerade aus dem Wasser, spuckend und schnaubend. Ah, gut. Es hatte nicht gesehen, welchem Mißgeschick man ausgeliefert worden war. Die Würde blieb gewahrt.
»Ich habe keine Angst vor dir«, erklärte das Jungtier, als man näherkam – die Krallen eingefahren, die Zähne sicher von den Lippen umschlossen, das Knurren kaum mehr als ein höfliches, fragendes Rumpeln in der Kehle. Ein bloßes Schnurren, um genau zu sein, berichtigte man sich, während das Gewässer perlte und drohend schmatzte. »Ich kannte mal eine Katze. Eine kleine. Da war ich noch ein Baby. Der Heulende Hirte hat meine Mutter gezwungen, meine Katze zu töten. Er… jedenfalls hat er es versucht. Er… sie wollte nicht, und… und…« Nun geschah etwas Merkwürdiges mit dem Jungtier. Es fing wieder an, Flüssigkeit zu verlieren, eine Salzlake, ein salziges Rinnsal, das in das frische Schwefelwasser strömte, das es bedeckte. »Meine Mutter war nicht wie Ascencion. Sie war tapfer.
Der Hirte bestrafte sie für ihren Ungehorsam, deshalb sind sie und meine Katze fortgegangen. Und deshalb… deshalb habe ich auch keine Angst vor dir. Du lebst dort, wo das große Ungeheuer leben soll, und wo es auf die dummen, abergläubischen Geister der Herde wartet, daß sie von ewiger Bösartigkeit umnachtet werden, während unsere Leiber von den großen inneren Feuern gepeinigt werden. Aber du bist nicht das große Ungeheuer – das kannst du gar nicht sein. Bist du…
bist du vielleicht der Wächter der Unterwelt?«
Man war so angewidert von ihrer Ignoranz und albernen Fehleinschätzung dessen, was man war und der Beziehung, die man zum Heim hatte, daß man vor Schreck eine Antwort hervorstieß: Ich bin Coaxtl! Das genügt.
»Ich bin Ziegendung, Coaxtl«, antwortete das Jungtier mit der Schläue seiner Rasse. Sie wußte, das erkannte man, um die Macht der Namen. Sie wußte nun, welchen Namen man hatte, und man selbst wußte den ihren. Da konnte sie keine Speise mehr sein.
Doch das eigene Heim hatte ohnehin bereits verfügt, daß sie nicht als Speise dienen konnte, denn ebendies hatte das Heim mit dem Rumpeln des Bodens und dem Steigen des Wassers gemeint. Man wußte, was sich gehörte und was sich nicht gehörte.
Also gut, Ziegendung, sagte man. Ziegendung ist keine Speise, aber zweifellos ißt sie selbst. Deshalb müssen wir das Heim verlassen und auf die Jagd gehen.
3. KAPITEL
Da der Fluß nun ungehindert strömte und kurz davor stand, über seine Ufer zu treten, hatten die Einwohner von Kilcoole mehr Wasser zur Verfügung, als sie gewohnt waren. Normalerweise blieb der Kanal in seinen tieferen Schichten selbst im Hochsommer noch gefroren.
Nun hatte der Planet zusätzliche Kanäle mit neuen, wärmeren Zuströmen geschnitten, und es gab ausreichend Trinkwasser sowie Wasser zum Waschen und zum Baden, sofern einem kleinere Sedimentrückstände nichts ausmachten.
Da inzwischen soviel Wasser in der Nähe war, die heißen Quellen aber ein ganzes Stück von der Stadt entfernt sprudelten, waren Yana und Sean dort völlig ungestört.
Während sie durch das Strauchwerk ritten, das bereits sein Laub abzuwerfen begonnen hatte, musterte Yana lächelnd die Wildblüten, die aus den weniger überschwemmten Stellen hervorlugten, wo sie den ganzen Winter über vom Schnee bedeckt gewesen waren.
Die heißen Quellen waren auch der Ort, wo Sean und Yana sich zum ersten Mal nähergekommen waren, wo sie eine erste Ahnung von seiner anderen Natur bekommen hatte, und wo sie das erste Mal Liebe machten. Unter dem Wasserfall befand sich die geheime unterirdische Höhle, wo sich die Dorfbewohner während des nächtlichen Latchkay-Gesangs versammelten, um direkt mit dem Planeten zu kommunizieren. Schon der bloße Anblick des dahingleitenden silbrigen Gewässers, das in der wärmer gewordenen Luft nur noch schwache Dampfschwaden abgab, und das liebliche, wabernde Rauschen der Fälle und Ströme erschienen Yana wie ein wahres Wunder.
In diesem wärmeren Wetter brauchten sie sich nicht so hastig umzuziehen wie sonst. So nahmen sie sich Zeit – Zeit, einander zu entkleiden, Zeit für einen Kuß
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