McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
ein Feuer, um nicht zu erfrieren, und um ihre Nahrung zuzubereiten.
Coaxtl packte die Hasen mit dem Maul und sprang behend auf den Felsvorsprung, von wo sie auf Ziegendung hinunterblickte, die am Boden bis zu den Knien im Wasser des Teichs stand. Die erlegten Vögel hielt sie in der Hand.
Coaxtl hatte einem der Hasen bereits den Kopf abgerissen.
Ziegendung blickte sie herausfordernd an.
»Tja, es tut mir leid, Katze, aber in diesem Gewässer ist für mich kein Platz zum Stehen und auch keiner, um die Vögel zu essen, selbst wenn ich sie ungekocht, mitsamt ihrem Gefieder, aufessen wollte. Ich weiß ja, daß ich verwöhnt und selbstsüchtig bin, aber mir ist auch kalt, und ich glaube, wenn ich nicht bald ein Feuer zum Wärmen habe, werde ich sterben.«
Diesmal sprach die Katze.
Junges – ich werde dich nicht Ziegendung nennen, solange du in meiner Obhut bist. Das ist kein guter Name für ein Jungtier. Namen sind wichtig, und da ich deinen nun kenne, darf ich dich nicht auffressen. Aber wer würde auch schon jemanden auffressen wollen, der Ziegendung heißt? Du mußt dir einen anderen Namen wählen. Ich schweife ab… Junges, es scheint dir schwerzufallen zu entscheiden, was dich umbringen wird. Draußen auf der Ebene hast du dich vor der Offenheit gefürchtet. Hier drin sagst du, daß du frierst und das Wasser nicht erträgst. Wahrscheinlich ist es ein Stück tiefer in der Höhle wärmer. Du könntest sie erkunden gehen, wie es jedes Jungtier tun würde, und mich in Frieden lassen, um die Mahlzeit zu verspeisen, die ich großzügigerweise beschafft habe.
»Ein Stück weiter befindet sich das Große Ungeheuer«, erwiderte Ziegendung, doch dann wurde ihr klar, daß ihr das nichts ausmachte.
»Na schön, dann gehe ich eben allein. Aber dort hinten ist es dunkel, und es kann sein, daß ich mich verirre und dann doch noch sterbe.«
Du bist von unguter Zerbrechlichkeit, knurrte die Katze und ließ den Vogel liegen, um mit einem Platschen vom Felsvorsprung zu springen. Folge mir. Ich werde diese endlosen Beschwerden nicht länger dulden.
Ziegendung wußte, daß sie abscheulich war, daß sie jammerte und schwächlich erschien, doch wenigstens hatte Coaxtl sie deswegen noch nicht geschlagen, nicht einmal mit eingezogenen Krallen, und sie hatte sie auch nicht gebissen oder gekratzt. Das war immerhin besser als der Hirte und seine Herde.
Die Katze tapste schnell voran, und eine Zeitlang konnte Ziegendung dem Geräusch der großen Tatzen im Teich folgen; doch dann berührten ihre eigenen, nunmehr nackten Füße trockenen Boden, und das Tapsen der Katze wurde zu einem bloßen Wispern, das schon bald verstummte. »Coaxtl! Wo bist du?« rief sie. »Ich kann dich nicht sehen.«
Kannst du nicht? Dummes Kind. Ich bin genau vor dir, direkt vor deinen Augen.
»Ja, aber ich kann im Dunkeln nichts sehen.«
DAS kannst du nicht? fragte die Katze, und ihre Stimme in Ziegendungs Kopf klang aufrichtig überrascht. Kein Fell, ein dämlicher Name, keine Krallen, armselige Zähne, die nicht einmal Federn durchbeißen können, und dann auch noch halb blind. Du wärst besser dran, wenn ich dich aufgefressen hätte, Kind.
»Ich… ich schätze schon«, antwortete Ziegendung. »Ich weiß ja, daß ich furchtbar lästig bin, aber wenn du mir schon helfen willst und nicht weißt, wie dumm und schwach ich in Wirklichkeit bin, dann dachte ich mir, daß du auch nicht wissen könntest, wie…« Sie verstummte. Die Worte fehlten ihr. Sie begriff, daß sie keinerlei Hilfe verdient hatte, daß sie dankbar jede Winzigkeit hätte annehmen sollen, die die Katze ihr anbot, und daß ihr Geschwätz doch nur bewies, daß alles, was die Herde über sie sagte, völlig richtig gewesen war.
Andererseits hatte sie aber doch wirklich nicht die geringste Ahnung, was sie mit den Vögeln anfangen sollte, und der Hirte hatte sich immer sehr deutlich über die Gefährlichkeit des Verzehrs von ungekochtem Fleisch geäußert.
Dann kann man nichts machen, sagte die Katze. Halt meinen Schwanz fest, aber reiß nicht daran, sonst könnte es sein, daß ich dich umbringe, ohne auch nur darüber nachzudenken.
Ziegendung packte mit ausgestreckten Händen danach und spürte, wie ein Luftzug sie zweimal umstrich, bis ihre Handfläche schließlich einen festen, pelzigen Ausläufer erfühlte, weniger wie der anschmiegsame Schweif eines kleineren Tiers, sondern eher wie ein Kinderarm in einem Pelzmantel. Sanft ergriff sie das Ende, und die Katze schritt in langsamerem Tempo
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