Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
die Stadt wirklich nicht noch eine weitere Kneipe brauchte. Sobald Padillo von Chicago zurück war, beabsichtigte ich, mir San Francisco anzusehen, weil ich dort geboren war, und Padillo würde Los Angeles überprüfen, weil er vor langer Zeit mal dort gelebt hatte.
    Der einzige Grund, weshalb wir an eine Erweiterung dachten, war der Rat unserer Steuerberater gewesen, wir sollten mit unseren Gewinnen etwas unternehmen, sonst würden wir bald ein neues Raketenabwehrsystem oder Napalm oder etwas vergleichbar Nützliches mitfinanzieren. Eine weitere Kneipe erschien sinnvoller als das, und obgleich keiner von uns ein leidenschaftlicher Expansionist war, fanden wir es doch ganz nett, im Lande herumzureisen und uns anzusehen, was sich eines Tages zur Konkurrenz auswachsen könnte.
    Als Padillo am nächsten Morgen kam, wirkte er entspannt, sogar sorglos, deshalb war ich der Überzeugung, daß auch Chicago keinen Bedarf an einer weiteren Kneipe hatte. Nachdem wir uns begrüßt hatten, holte er sich eine Tasse Kaffee und kam damit zur Bar.
    »Wie war es?« sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Es mangelt dort am richtigen Ambiente.« Es war der gleiche Satz, mit dem ich New York abgetan hatte. Uns beiden gefiel der Ausdruck, weil einer der Washingtoner Journalisten über Mac’s Place einmal geschrieben hatte, das Restaurant habe »ein ungewöhnliches Ambiente, das erforscht zu werden verdiene«, und es waren Tage vergangen, bevor Karl zugab, daß er nach dem Lexikon gegriffen habe, um sich zu vergewissern, daß die Gesundheitsbehörde daraufhin nicht unser Lokal schließen konnte.
    »Wann willst du dich in Los Angeles umsehen?« sagte ich.
    »Nächsten Monat, denke ich. Hast du immer noch vor, nächste Woche nach San Francisco zu fliegen?«
    Ich nickte. »Nächste oder übernächste Woche.«
    »Was hörst du von Fredl?«
    »Das übliche ›Ich wollte, du wärst hier‹.«
    »Vielleicht hättest du sie begleiten sollen.«
    »Ich habe mir nie viel aus Frankfurt gemacht«, sagte ich. Meine Frau war Washingtoner Korrespondentin einer Frankfurter Zeitung, jener, die in ihren Leitartikeln immer noch sorgenvolle Überlegungen anstellte, ob England in die EWG aufgenommen werden solle; sie war zur jährlichen Redaktionskonferenz nach Deutschland geflogen. Die meisten Auslandskorrespondenten in Washington nannten sie entweder Fredl oder Freddie, in Frankfurt jedoch war sie Frau Dr. McCorkle, was bestimmt mit einem schönen gutturalen Gurgeln ausgesprochen wurde. Neben einem scharfen Verstand besaß meine Frau Aussehen, Stil und Witz, und wir stritten uns selten öfter als zwei- oder dreimal im Jahr, und mich überraschte es nicht, daß ich sie sehr vermißte.
    »Hat irgendwer für mich angerufen?« fragte Padillo.
    Ich griff nach einigen Zetteln und reichte sie ihm. Es waren telefonische Nachrichten, die entweder ich oder Herr Horst, unser Zuchtmeister von einem Oberkellner, der zwei Prozent unserer Nettoeinnahmen erhielt und der Ansicht war, daß Padillo schon längst hätte heiraten sollen, entgegengenommen hatten. Die Anrufe kamen meistens von jungen, atemlosen Frauenstimmen, die wissen wollten, wann Mr. Padillo wohl wieder in der Stadt sei und ob es mir schrecklich viel ausmachen würde, ihn zu bitten, Margaret oder Ruth oder Helen anzurufen, sobald er zurück sei. »Die eine, die sich Sadie nannte, hörte sich nett an«, sagte ich. »Irgendwie altmodisch.«
    Padillo blätterte durch die Zettel und nickte abwesend. »Sie spielt Waldhorn bei den Symphonikern«, sagte er. »Sonst noch etwas?«
    »Ich habe eine Nachricht von Walter Gothar für dich.«
    Padillos glattes olivfarbenes Gesicht nahm einen Ausdruck an, den ich manchmal als seine spanische Miene bezeichne. Seine dunkelbraunen Augen wurden schmal, und sein Mund spannte sich zu einer dünnen Linie. Ich fand, er sah dann irgendwie wie ein Matador aus, dem man einen gefährlichen Stier untergejubelt hat. »Telefonisch?«
    »Nein, er hat sie persönlich überbracht.«
    »Helles Haar, beinahe weiß? Sieht aus, als ob er nächste Woche als Rekrut eingezogen werden würde?«
    »Das ist er.«
    »Was wollte er?«
    »Ich soll dir sagen, daß er die Farm nicht kaufen will.«
    Padillo stellte seine Kaffeetasse ab, ging hinter die Bar, suchte die bauchige Haig-Flasche und schenkte sich einen ordentlichen Drink ein. Er sah mich an, und ich schüttelte den Kopf. Padillo schlürfte seinen Scotch und ließ die Augen durch den leeren Raum wandern, als ob er sich fragte, wieviel das alles

Weitere Kostenlose Bücher