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McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Hepplewhite betrachtete, während sie mich mehr als einmal beschuldigte, die Wohnung in den Raum für ältere Mitglieder im Racquet Club zu verwandeln. Es hatte eine Reihe schmerzlich ausgehandelter Kompromisse gegeben, aber ich hatte die Grenze bei Dem Sessel gezogen.
    Ich hatte ihn mit einem Drilling gewonnen, als ich im College war, und er hatte den Atlantik zweimal überquert, und wenn sein Leder auch ein bißchen abgenutzt war und die Federn ein wenig durchhingen, war es doch immer noch Der Sessel, und ich hatte ein paar schöne Bücher in ihm gelesen und ihn dazu benutzt, ein paar langweilige Nachmittage zu verdösen, und sogar ein paar große Pläne darin geschmiedet, und wenn sie keine konkreten Formen angenommen hatten, war es nicht die Schuld des Sessels.
    Doch als ich in jener Nacht nach Hause kam, die Tür aufmachte und das Licht einschaltete, wußte ich, wie sich Papa Bär gefühlt haben mußte, weil jemand in meinem Sessel gesessen hatte – tatsächlich saß er immer noch darin, hatte sich darin breitgemacht, den Kopf zurückgelehnt, die Hände im Schoß, die Beine lang von sich gestreckt. Seine Augen standen offen und sein Mund auch, aus dem dunkel und aufgequollen die Zunge herausragte. Zwei weiße Fahrradlenkergriffe lagen auf seiner Brust, auf der breiten, grau und grün gemusterten Krawatte. Die Griffe waren an einer Klaviersaite befestigt, die benutzt worden war, um Walter Gothar zu erdrosseln.
    Vermutlich hat er sich dagegen gewehrt, aber von einem Kampf war keine Spur zu entdecken. Keine Lampe war umgestürzt. Die Aschenbecher, voll wie üblich, standen an Ort und Stelle. Vielleicht hatte er also nur nach dem Draht gegriffen, der ihm in den Hals schnitt, und mit den Absätzen verzweifelt auf den Boden getrommelt. Es war eine scheußliche Art zu sterben, weil es so lange dauerte – möglicherweise zwei Minuten, je nach Geschicklichkeit und Kraft des Garrotteurs.
    Ich durchquerte das Zimmer, griff nach dem Telefonhörer und wählte 444-1111, und als die Männerstimme sagte: »Polizeinotruf«, nannte ich meinen Namen und meine Adresse, sagte ihm, daß in meiner Wohnung ein Mann getötet worden sei, und dann hängte ich ein. Ich wählte eine weitere Nummer, und als Padillo sich meldete, sagte ich: »Dein Freund Walter Gothar.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er ist tot.«
    »Wo?«
    »In meinem Sessel. Jemand hat ihn erdrosselt. Klaviersaite mit Fahrradgriffen. Ich halte es jedenfalls für eine Klaviersaite.«
    »Sind die Cops auf dem Weg?«
    »Ich hab sie gerade angerufen.«
    »In fünf Minuten bin ich da.«
    »Falls sie vor dir hier sein sollten – gibt’s irgend etwas, was ich ihnen nicht erzählen sollte?«
    Padillo schwieg einen Augenblick, bevor er sagte: »Nein, nichts.«
    »Dann werde ich es mit der Wahrheit versuchen.«
    »Sie könnten dir sogar glauben.« Er hängte ein.
    Ich habe gehört, daß man in einem solchen Fall nichts berühren soll, aber in einer Ecke hatte ich eine kleine Hausbar. Dort ging ich hin und schenkte mir einen Scotch ein, weil ich mir dachte, daß dem Mörder vermutlich die Marke nicht zugesagt hatte oder daß er sich vielleicht auch nicht lange hatte aufhalten und seine Fingerabdrücke auf einem Glas hinterlassen wollen, um auf sein gelungenes Werk zu trinken.
    Mit meinem Drink in der Hand stand ich mitten im Zimmer und starrte den toten Walter Gothar an, wobei ich mich fragte, warum er mich hatte besuchen wollen und ob er die Person gekannt hatte, die plötzlich einen Draht aus der Tasche zog, ihm um den Hals schlang und so lange fest zuzog, bis entweder das Rückenmark zerquetscht oder das Gehirn durch Sauerstoffmangel zerstört war. Wie dem auch gewesen sein mochte, Walter Gothar war mausetot, folglich stand ich da und überlegte, wie das wohl war, bis Padillo an die Tür klopfte.
    Er kam herein, trat vor Walter Gothar hin und durchsuchte schnell dessen Taschen. Er nahm nichts an sich, sondern steckte alles sorgfältig wieder hinein, wobei er mit dem Jackenärmel seine Fingerabdrücke abwischte oder verschmierte. Als er damit fertig war, richtete er sich auf und starrte auf den Toten.
    »Er ist nicht mehr hübsch, nicht wahr?«
    »Nicht sehr«, sagte ich. »Hast du seine Schwester benachrichtigt?«
    Padillo schüttelte den Kopf und ging zur Hausbar. »Das überlasse ich den Cops.«
    »Hast du was in seinen Taschen gefunden?«
    »Er hat ein interessantes Schlüsselbund.«
    Nachdem Padillo sich eingeschenkt hatte, standen wir herum wie zwei Leute auf einer

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