Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition)
und rannte weiter den langen Schulflur zur Toilette entlang. In der Kabine schloss ich mich ein und versuchte, zu einer normalen Atmung zu kommen, meine Gedanken zu ordnen und klar nachzudenken, was gerade geschehen war.
Nur ganz langsam beruhigten sich mein Herzschlag und mein Atem wieder. Mir war unglaublich heiß, ich schloss die Tür wieder auf und ging zum Waschbecken. Dort wusch ich mein Gesicht und kühlte meine Stirn. Angenehm fühlten sich meine kalten Finger auf meiner überhitzten Haut an. Ein kurzer Blick in den Spiegel ließ mich erschrocken zurückweichen. Ungläubig starrte ich in mein Gesicht und auf meinen Hals. Alles war gerötet, wie bei einem Ausschlag. Doch beim näheren Hinsehen sahen die Rötungen eher aus wie … Ornamente! Rot geschwungene Linien hatten sich über meine Haut gezeichnet. Sie ergaben ein Muster, das erschreckend und zugleich schön aussah, das ich jedoch nie zuvor gesehen hatte. Hinzu kam, dass aus mir die Farbe lila strömte und ich damit nun wirklich nichts anfangen konnte. Diese Farbe war mir neu und völlig fremd. Ich kannte ihre Bedeutung nicht. Was in aller Welt war hier eigentlich los?
Noch einmal kühlte ich die betroffenen Stellen mit dem kalten Wasser. Das tat gut, und erst als auch die Rötungen nachließen, drehte ich den Wasserhahn zu. Jetzt waren die Stellen nur noch blass-rosa zu erkennen, jedoch umgab mich das Lila immer noch so stark wie vorher. Was war mit mir geschehen? Es hatte sich merkwürdig angefühlt und ich bekam noch mehr Angst. War ich krank? Da fiel mir Amy ein. War sie in Gefahr? Hatte der Typ mich tatsächlich mit ihr verwechselt? Oh mein Gott! Onkel Finley hatte gestern gesagt, dass man sie beschützen müsste.
Da gab es für mich kein Halten mehr. Ich rannte los. Ich musste Amy finden und sichergehen, dass es ihr gut ging.
Schnell hatte ich die Straße erreicht, in der das Roberts lag. Ich war völlig außer Puste und brauchte ein paar Sekunden, um mich zu beruhigen.
Nichts Auffälliges war hier zu sehen. Im Schatten eines Hauses, direkt gegenüber des Coffeeshops blieb ich stehen und beobachtete die Umgebung. Nichts! Alles schien normal zu sein. Ich sah Amy und ihre Freundinnen durch das Schaufenster hindurch. Hatte ich mich getäuscht? Dieser Typ war nirgends zu sehen. Eine ältere Frau zog ihren Einkaufstrolley hinter sich her und ein Mann fuhr mit seinem Fahrrad die Straße entlang.
Ich löste mich aus dem Schatten und überquerte die Straße. Das Roberts war gut besucht um diese Zeit. Das freundliche Ambiente machte es sehr beliebt. Links, direkt am Fenster, saßen Amy und ihre Freundinnen, die mich sogleich zu sich herriefen.
»Jade, Jade!«
Langsam lief ich zu ihnen und mir war bewusst, dass Amy meine Aura sofort sehen würde. Das Lila schimmerte nun zusammen mit dem geheimnisvollen Weiß aus mir, ohne dass ich es abstellen konnte. Ich war nur froh, dass die Rötungen endlich wieder verschwunden waren. Denn diese Ornamente zu erklären wäre nicht so einfach gewesen.
»Jade! Wolltest du nicht in der Sonne liegen? Oder hast du es dir anders überlegt? Komm, setz dich, willst du auch was trinken?«, fragte mich Amy, während ihre Freundinnen mich ansahen und schon zusammenrückten. Erst jetzt wich meiner Schwester langsam das Lächeln aus dem Gesicht, als sie mich betrachtete. Sie bemerkte die Farben. In meinem Gesicht stand Unglauben und Fassungslosigkeit, was sie genauso lesen konnte.
Ich stand an ihrem Tisch, schwitzend und immer noch völlig durcheinander. „Nein, ich …«, stotterte ich und hatte keine Ahnung, was ich ihr nun sagen sollte.
»Ist etwas passiert? Du siehst so …?« Ihr Blick wanderte meiner Aura entlang und eine Falte bildete sich auf ihrer Stirn.
»Nein, alles in Ordnung. Ich wollte … dich nur daran erinnern, dass unsere Freistunden gleich vorbei sind.«
Na toll! Jetzt glaubte sie auch noch, dass ich ihr hinterher rannte, wie eine Mutter ihrem Welpen. Doch dann sah sie meinen Körper, der munter genau die Farben aus mir strömen ließ, die ihr bestätigten, dass etwas nicht in Ordnung war. Lange würde ich keine Geheimnisse vor ihr haben können.
Sie stand auf. »Komm, wir gehen mal an die frische Luft. Du siehst gar nicht gut aus«, meinte sie verschwörerisch.
Die anderen Mädchen sahen uns nach, als wir das Café verließen. Erst als die Tür hinter uns zu war und wir auf dem Gehweg in der Sonne standen, sah sie meinen Körper nochmals genauer an.
»Jetzt erzähl schon! Was ist passiert? Ich
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