Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition)
hatte schon Angst, sie hätte ihr Gedächtnis verloren oder so etwas in der Art.
Während wir warteten, dass der Krankenwagen Amy einlud, sah ich zu Mr. Chang, der mir nicht von der Seite gewichen war.
»Was machen Sie eigentlich hier? Das kann doch kein Zufall sein«, sagte ich zu ihm.
Ein Polizist trat zwischen uns, so dass eine Antwort ausblieb. Mr. Chang gab mir ein Zeichen, ich solle zu Amy in den Krankenwagen steigen. Die Befragung der Polizei konnten wir zu einem späteren Zeitpunkt erledigen. Man hatte meine Schwester gerade auf der Liege festgeschnallt und schob sie in den Transporter.
»Dann bis später, Mr. Chang«, sagte ich schnell, wandte mich ab und ging in Richtung Krankenwagen.
»Dein Onkel ist schon informiert. Er kommt direkt ins Krankenhaus, Jade«, rief er mir noch nach. Ich nickte ihm einmal kurz zu und stieg dann zu Amy in den Transporter.
Auch ich hatte mich verletzt. Aber bis auf ein paar Prellungen ging es mir gut. Meine Schwester hatte sich eine Gehirnerschütterung und ein gebrochenes Handgelenk zugezogen. Onkel Finley traf fast zeitgleich mit dem Krankenwagen ein. Von mir aus hätte er Alegra ruhig zu Hause lassen können, doch sie schien die besorgte Mutter spielen zu wollen. Sie schwänzelte ständig besorgt um Amy herum, bis Onkel Finley sie endlich in die Cafeteria schickte.
Ich versuchte, sie zu ignorieren. Ich hatte ganz andere Sorgen. Wir hatten Glück gehabt, Amy und ich. Wir hätten beide tot sein können. Dem Polizisten konnte ich über den Fahrer und dessen Motorrad nur wenige Angaben machen, dennoch hofften sie, dass sich noch mehr Zeugen finden würden. Ich gab zu Protokoll, dass Mr. Chang eigentlich alles gesehen hatte und auch meine Version der Geschichte bestätigen konnte. Die Polizei versprach, dem nachzugehen.
Ich hatte keine Ahnung, wo und nach was ich suchen musste. Es gab nur zwei Männer, die wissen konnten, was genau hier los war. Ich war fest entschlossen, es herauszufinden und war mir sicher, dass dies ein Mordversuch an meiner Schwester war. Doch ich behielt es vorerst für mich. Mein Plan war, Onkel Finley und auch diesen Fremden, der im Arbeitszimmer gesprochen hatte, zu zwingen, mir die Wahrheit zu sagen.
Kapitel 6
Nach ein paar weiteren Untersuchungen wurden Amy und ich noch an diesem Nachmittag nach Hause entlassen. Der Chefarzt war zwar nicht ganz einverstanden, doch nachdem Amy ihm eindrucksvoll erklärt hatte, wie gut es ihr ginge, durften wir auf eigene Verantwortung nach Hause. Onkel Finley sprach nicht viel und gab seinem Personal knappe Anweisungen. Er bestellte zwei weitere Autos, die uns bis nach Hause in einem Konvoi begleiten sollten. Sofort wurden alle Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Nichts und niemand durfte unbefugt das Grundstück verlassen oder betreten. Er selbst ließ uns keine Sekunde mehr allein und beauftragte unsere Gorillas, vor der Tür als Wachposten zu fungieren.
Sein Gesicht war wie versteinert und überhaupt war er ungewöhnlich ruhig. Besorgt sah er immer wieder zu Amy und ich fühlte seine Vorwürfe schon. Ich kannte meinen Onkel gut genug, um zu wissen, dass er böse auf uns war. Aber diese Standpauke hob er sich wohl für einen späteren Zeitpunkt auf.
Als wir endlich am Parkplatz ankamen, rannte Agnes uns weinend entgegen.
»Meine Mädchen!«, rief sie und nahm uns gleich in ihre Arme. Sie küsste uns und begutachtete Amys Gipsarm.
»Mein Gott! Ich bin tausend Tode gestorben, als ich es erfuhr. Aber kommt erst mal rein, dann mache ich euch einen heißen Kakao und ihr könnt euch ausruhen.«
»So schlimm ist es nun auch wieder nicht, Agnes! Also hör auf mit dem Theater!«, mischte sich Alegra höhnisch ein. Sie verdrehte ihre Augen dabei und stöckelte mit ihren High Heels gekonnt um das Auto herum und machte dabei eine abwinkende Handbewegung. Am liebsten hätte ich etwas erwidert, doch dies übernahm Amy für mich.
»Oh, hast du das besorgte Muttergetue wieder tief unter deiner tiefen Schicht von Arroganz vergraben? War bestimmt unangenehm für dich, die liebevolle und besorgte Mutter zu spielen!« Alegra funkelte Amy böse an. Offenbar fiel ihr spontan nichts Passendes ein, sodass sie schließlich stumm, aber hoch erhobenen Hauptes, ins Haus lief. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Es beruhigte mich, zu wissen, dass meine Schwester immerhin ihr Mundwerk nicht verloren hatte. Agnes überhörte die Frechheit meiner Schwester und tat, was sie versprochen hatte. Die Tasse Kakao tat uns
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