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Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter

Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter

Titel: Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Prolog
    Sie war sehr schön, wohlgeformt und hellhäutig, und ihr dichtes, glänzendes Haar fiel ihr bis weit über den nackten Rücken. Sie bot ihre Reize offen und kühn dar, und eine sanfte Berührung verhieß noch mehr. So sanft. Kleine, streichelnde Energieblitze kitzelten sein Kinn, seinen Kiefer, seinen Hals.
    Jeder Muskel seines Körpers spannte sich, und er kämpfte um die Kontrolle, kämpfte mit jedem Fetzen Willenskraft, der ihm nach so vielen Jahren noch verblieben war, gegen die Verführerin an.
    Er wußte nicht, warum er überhaupt noch Widerstand leistete, erinnerte sich nicht mehr bewußt, welche Verheißungen der anderen Welt, der wirklichen Welt, seinen Starrsinn speisten. Was hatte »falsch« und »richtig« an diesem Ort zu bedeuten? Was mochte der Preis für diesen Genuß sein?
    Was hatte er noch zu geben?
    Die sanfte Berührung hielt an, besänftigte seine bebenden Muskeln, erzeugte Gänsehaut, wo immer ihre Finger entlangstreichelten. Sie griff nach ihm. Befahl ihm aufzugeben.
    Aufgeben.
    Er spürte, wie seine Willenskraft verebbte, lag im Widerstreit mit seinem eigenen Starrsinn. Es gab keinen Grund, sich zu wehren. Er hätte weiche Decken und eine bequeme Matratze haben können; der Geruch – dieser Gestank, der so furchtbar war, daß er sich selbst nach Jahren noch nicht daran hatte gewöhnen können – würde verschwinden. Sie konnte das mit ihrer Magie bewirken. Sie hatte es ihm versprochen.
    Er fiel schnell, schloß die Augen halb und spürte weiterhin die Berührung, spürte sie deutlicher als vorher.
    Er hörte sie fauchen. Es war ein wildes, raubtierhaftes Geräusch.
    Jetzt sah er an ihr vorbei. Sie befanden sich am Rand eines Felsgrates, einem der zahllosen Grate auf dem zerklüfteten, hügeligen Untergrund, der bebte, als wäre er ein lebendes Wesen, das ihn auslachte, ihn verspottete. Sie waren hoch oben. Das wußte er. Die Kluft hinter dem Felsgrat war breit, aber er konnte nur ein paar Fuß über den Rand hinaus sehen. Die Landschaft war durch einen wirbelnden Mantel aus Rauch verhüllt.
    Der Abgrund.
    Jetzt war es an ihm zu knurren, ein Laut, der nicht raubtierhaft war, nicht urtümlich, sondern aus dem Verstand, aus Moral geboren, aus jenem winzigen Funken, der noch von dem verblieben war, was er einmal gewesen war. Er packte ihre Hand und schob sie von sich, bog sie fort und verdrehte sie. Die Stärke, mit der sie ihm Widerstand leistete, bestätigte seine Erinnerungen, denn sie war übernatürlich, war viel kräftiger, als ihre zierliche Gestalt zulassen würde.
    Aber dennoch war er stärker, und er schob ihre Hand fort, drehte sie herum und starrte die Frau an.
    Ihr volles Haar war ein wenig zerzaust, und eines ihrer winzigen weißen Hörner ragte daraus hervor.
    »Tu es nicht, Geliebter«, schnurrte sie. Die Macht ihrer Bitte zerbrach ihn beinahe. Genau wie ihre Körperkraft, hatte ihre Stimme mehr Gewicht, als zu erwarten war. Ihre Stimme war ein Ausdruck des Betrugs, der ultimativen Lüge, die dieser Ort darstellte.
    Ein Schrei löste sich von seinen Lippen, und er schob sie mit aller Kraft von sich, stieß sie von der Felskante.
    Riesige, fledermausartige Flügel entfalteten sich, und der Succubus schwebte in der Luft. Sie lachte ihn aus, und ihr geöffneter Mund enthüllte schreckliche Reißzähne, die sich in seinen Hals gebohrt hätten. Sie lachte, und er wußte, daß er trotz seines Widerstandes nicht gesiegt hatte, daß er niemals gewinnen würde. Diesmal hätte sie ihn beinahe gebrochen, war ihrem Ziel nähergekommen als zuvor, und beim nächsten Mal würde sie es vielleicht erreichen. Und so lachte sie ihn aus, verspottete ihn. So wie sie ihn immer verspottete!
    Ihm war klar, daß es eine Prüfung gewesen war, daß es immer eine Prüfung war. Er wußte, wer dies ersonnen hatte, und war nicht überrascht, als die Peitsche ins Fleisch seines Rückens schnitt und ihn zu Boden warf. Er versuchte, in Deckung zu gehen, spürte, wie sich gewaltige Hitze um ihn herum aufbaute, und wußte, daß es kein Entrinnen gab.
    Ein zweiter Hieb ließ ihn zum Felskamm kriechen. Dann kam der dritte Schlag, und er packte die Kante, schrie und zog sich hinüber. Er wollte in die Kluft stürzen, wollte sich auf den Felsen zerschmettern. Er war entschlossen zu sterben.
    Errtu, der große Balor, eine zwölf Fuß große Gestalt, die nur aus qualmenden roten Schuppen und knotigen Muskelsträngen zu bestehen schien, schlenderte zum Felsrand und blickte hinüber. Mit Augen, die seit Anbeginn

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