Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Mitteln greifen? Wäre das Thema dann vom Tisch? Ich fürchte nein.
Auf allen Vieren.
Der Alltag gestaltet sich meist althergebracht. Der Mann geht das Geld verdienen und die Frau versorgt den Haushalt. Sie kauft ein, kocht, wäscht und bügelt, stopft, näht und repariert, bekommt Kinder, zieht diese groß und poliert die Bude auf Hochglanz. Dazu gehört das Bad und jene Porzellanschüssel, welche der Mann beim Pinkeln partout nicht zu treffen vermag, heißt es. Rings umher befinden sich Urinspuren, als sei das Terrain mit der Rasensprenganlage bearbeitet worden.
Unter Einsatz des ganzen Körpers und auf allen Vieren durchs heimische Badezimmer krauchend, beseitigt frau nun die Unliebsamkeiten männlichen Fehlverhaltens. Das geschieht Tag für Tag, Jahr für Jahr und je nach Laune der Natur ein Leben lang. Säße der Herr Gemahl auf der Brille, anstatt sie zu ignorieren, hinge der Haussegen an manchen Tagen lotrechter. Offensichtlich ist und bleibt dies ein ewiger Kampf zwischen den Geschlechtern, zumindest aber zwischen den jeweiligen Auffassungen, denn manche Männer beugen sich.
Beim gemeinschaftlichen Pinkeln auf der Herrentoilette der Stammkneipe sieht man ihn eher weniger. Aber zuhause, wenn er allein, oder mit seinen Familienangehörigen zusammen ist, da setzt er sich hin. Der Mann, der überzeugte Sitzpinkler. Der, der seiner Frau nicht zumutet, seine Spuren zu beseitigen, zumal er schließlich der wahre Verursacher ist. Eine Erwähnung dieses Unterfangens im Kreise seiner Kollegen würde ihn unweigerlich als „Weich-Ei“ oder als „Weißbrotlutscher“ abstempeln.
Feigheit vor dem Feind.
Darüber spricht man nicht, aber das tut man kollektiv. Männer müssen Helden sein, und eine Welt ohne sie gibt es nicht. Ob Männer auch Stehpinkler sein müssen, geht aus den Geschichtsbüchern nicht hervor. Allein jedoch die Vorstellung, dass Superman ein Sitzpinkler sein könnte, verhagelt einem die Tageslaune. Der Reißverschluss an der Hose ist dort nicht aus Langeweile angebracht worden, sondern zum Pinkeln und das im Stehen. Röcke besitzen ebenfalls einen Reißverschluss, allerdings hinten und das soll Hinweis genug sein.
Schotten tragen zwar auch einen Rock, aber nichts darunter. Na bitte. In gleichgeschlechtlichen Beziehungen, in denen die Rolle der Frau nicht klassisch besetzt ist, klappt es mit dem Pinkeln doch auch. Hörte man jemals Beschwerden aus diesen Reihen? Aha. Über die unmittelbaren Gründe ließe sich demnach noch diskutieren. Aber mit wem bloß?! Vielleicht sind die Kloschüsseln im Durchmesser lediglich zu klein. Darüber hat wohl noch keiner ernsthaft nachgedacht.
Und dass der letzte Tropfen immer in der Hose zu landen hat, liegt erstens an der Physik, von wegen Vakuum und so, zweitens an der oftmals erheblich längeren Harnröhre und ist drittens schweigend hinzunehmen.
Cabrio fahr’n
Selbstverständlich zählt es ganz sicher zu den elementarsten Entscheidungen eines Autokäufers, sich für eine Limousine, einen Kombi, oder sogar für ein Cabrio entscheiden zu müssen. Nicht alle Typen führen in ihrem Sortiment die Variante „Cabrio”, warum hier gerne mal die Marke gewechselt wird. Sei’s drum.
Schon im Autosalon schwelgt der künftige „Oben-ohne-Fahrer” von frischer Luft, freiem Blick zum Himmel und anderen vermeintlichen Annehmlichkeiten, welche das verdeckfreie Fahren mit sich zu bringen scheint.
Auch die evtl. oder zu noch ergatternde Begleiterin wird aus dem Häuschen sein. Ein Cabrio ist eben was ganz anderes…
Um einen extrem coolen Eindruck bei seinen Mitstreitern auf dem Asphalt zu hinterlassen, erwirbt man gleich noch ein paar recht nützliche Accessoires, wie z.b. Lederkäppis im Oldtimer-Look und farblich passend zum Lack, Handschuhe und megageile Sonnenbrillen.
Allein diese Anschaffung vertilgt das Volumen eines 2-wöchigen Urlaubs für eine 4-köpfige Familie in der Hauptsaison. Man hat’s ja und für wen sollte man sparen. Eben.
Nun wird es aber auch Zeit, um endlich auf die Piste zu düsen; sehen und gesehen werden. Die flotte Fahrt auf der Autobahn und den wenig befahrenen Landstraßen lässt die Anschaffung rechtfertigen. Das ist Fahrvergnügen pur, hier will man gar nicht mehr aussteigen. Freiheit der besonderen Art, wenn einem der Wind um die Ohren bläst und das mit Tempo 200.
Schmähende Blicke in die dächernen Lacklauben mit den heruntergekurbelten Scheiben. Schwitzende Hände
Weitere Kostenlose Bücher