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Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Spilker
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dem Wort immer ruht, so antwortet man zielsicher und gewinnbringend mit „das Ohr”, denn dem ist in der Tat so.
     
    Das Herz macht zwischen zwei Schlägen Pause und die Lunge zwischen zwei Luftzügen, andere Organe ruhen sich auch in ihrer Art aus, doch das Ohr hört nie auf zu hören, auch nicht nächtens.
     
    Während sich die Augen nachts bedeckt halten und sich vom Gesehenen des Tages entfernen, lauschen unsere Ohren, nehmen jedes Geräusch wahr, besonders den Wecker. Schliefen unsere Ohren also ebenfalls, wäre die Anschaffung einer tönenden Weckvorrichtung als gänzlich überflüssig zu betrachten.
     
    Dem nun Erfahrenen gewiss, widmen wir uns banalen Situationen, welche sich täglich mehrfach abspielen.
     
    Man schlendert ungezwungen durch die Stadt, passiert eine kleine Baustelle und genau dort fräst sich der Klang einer Kreissäge mit unsäglicher Rücksichtslosigkeit und Penetranz in unsere Gehörgänge. „Das kann ich aber nicht ertragen…” fährt es uns spontan aus dem Halse und wir wollen lediglich unsere Missstimmung dokumentieren, sind wir überdies kein Freund miserabel gestimmter Pianos.
     
    Man könnte eine Wette darauf abschließen, aber nun fühlt sich wer-auch-immer dazu berufen, uns mit dem Satz „…dann hör’ doch nicht hin!” zu beglücken. Dieser Satz und daran gibt es keinen Zweifel, war die ausschlaggebende Motivation zur Erfindung der Keule.
     
    Wie kann man irgendwo nicht hinhören, so man vom auftretenden Geräusch vorher nichts wusste? Das sollte mir der Retter und mit Frohsinn beträufelte Samariter ernsthaft zu erklären versuchen.
     
    „Geh’ nicht weiter, da kommt eine Grube” oder „lies das nicht, du lachst dich scheckig” sind begründete Hinweise in der weisen Voraussicht, dass etwas passieren könnte und wer würde jetzt nicht reagieren und sich somit vor Schlimmerem bewaren wollen, es sei – er wäre gerne „scheckig”. Auch Sätze wie „wenn du dich Heute wieder so betrinkst, lasse ich mich scheiden…” werden vom Zentralgehirn umgehend bearbeitet und entsprechend gelenkt, bis hin zur Scheidung, wenn es Not tut, weil der Durst größer war.
     
    Aber „hör’ doch nicht hin” fällt völlig aus dem Rahmen. Das geht nicht, keinesfalls. Dabei kommt es gar nicht auf die Akustik an, die Stellung des Kopfes, bzw. die Richtung des Hörtrichters. Das unliebsame Geräusch findet seinen Weg, früher oder später und hier regiert der Millisekundenbereich.
     
    Zahnarztbohrer und das Quietschen eines Edding auf der Yellow-Strom-Tabelle. Fingernägel auf der Schultafel und ein nicht enden wollendes Klicken eines Kugelschreibers in der Hand eines Menschen, welcher im Stande ist, absolut unmotiviert mit dem Daumen auf die Funktion zum Herausschieben der Mine zu drücken; stundenlang.
     
    Wohin will man noch hören, wenn nicht dahin. Man ist umgeben von diesen Kulissen unliebsamer Aufdringlichkeiten in Form nutzloser oder unqualifizierter Lärmbelästigungen ersten Grades. Nichts warnt einen davor, so man sich dann noch rechtzeitig entfernen könnte. Es trifft einen ohne jedwede Narkose.
     
    Und – was würde es nützen. Selbst unter Narkose hört das Ohr mit. Es hört wie gesagt immer.

Das Kind im Bade
     
    Ob es nun zu jedem Freitag oder zu jedem Samstag geschah, kann ich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Es unterlag bestimmt einer festgelegten Wiederholungsrate, denn gebadet wurde regelmäßig. Die Prozedur war stets die Gleiche und allein damit kündigte sich das Spektakel an.
     
    Ein riesiger Topf stand auf dem Herd. Damals diente ein Herd zum Kochen und zum Heizen gleichsam, warum die Küche nicht selten auch das Zentrum der gesamten Wohnung war, denn dort war es kuschelig warm. In diesem Topf befand sich Wasser und das sollte erwärmt werden. Mittels kleinerer Töpfe füllte man den großen Topf, zumal man ihn nicht mehr ohne Kran bewegen kann, wenn er gefüllt ist.

Dieser Topf war auch die Waschmaschine. Nun ja, eine Maschine war der Topf nicht, man kochte die Wäsche darin, um sie zu säubern. An diesem Tage jedoch nicht, denn dieser Tag war ein Badetag. Zwei Holzstühle wurden mit den Sitzflächen zueinander aufgestellt und darauf stellte man eine Wanne. Die Wanne war, so ich mich recht entsinne, aus Zink. Wasser wurde hineingefüllt und mit dem heißen Wasser aus dem großen Topf vom Herd auf die richtige Temperatur reguliert.

Etwas später folgte ich. Als zweiter. Zuerst kam mein Bruder, der ist 13 Monate älter als ich und bekam

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