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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Eiern auf die Handflächen gestellt habe. Die Schale darf keinen Augenblick schiefstehen, sonst rollen die Eier hinunter. Mit dem Jonglieren ist es das gleiche. Wenn deine Arme nicht in dieser Haltung bleiben, werden die Bälle auf dem Boden herumkullern. Verstanden?«
    »Ja, Bader.« Aber er hatte ein ungutes Gefühl im Magen. »Mach hohle Hände, als wolltest du aus ihnen Wasser trinken!« Er nahm zwei Holzbälle, legte den roten Ball in Robs rechte Hand und den blauen in die linke. »Jetzt wirf sie hoch wie ein Jongleur, aber gleichzeitig!«
    Die Bälle flogen über Robs Kopf und fielen dann zu Boden. »Gib acht! Der rote Ball ist höher gestiegen, weil du im rechten Arm mehr Kraft besitzt als im linken. Du musst daher lernen, das auszugleichen, weniger Kraft in der rechten Hand einzusetzen und mehr in der linken, denn die Wurfhöhe muss gleich sein. Die Bälle sind außerdem zu hoch gestiegen. Ein Jongleur hat schon genug zu tun, ohne dass er auch noch den Kopf in den Nacken legen und in die Sonne hinaufblicken muss, um zu sehen, wo die Bälle hingeflogen sind. Die Bälle sollten nicht höher steigen als bis hierher.« Er berührte Robs Haaransatz. »So siehst du sie, ohne den Kopf zu bewegen.«
    Er runzelte die Stirn. »Noch etwas. Ein Jongleur wirft nie den Ball: Die Bälle werden geschleudert. Deine Handfläche muss sich einen Augenblick straffen, so dass die Höhlung verschwindet und die Hand ganz flach wird. Aus der Mitte deines Handtellers wird der Ball dann gerade hinaufgeschnellt, während zugleich auch das Handgelenk leicht hochschnellt und der Unterarm eine winzige Aufwärtsbewegung vollführt. Von den Ellbogen bis zu den Schultern sollten sich deine Arme nicht bewegen.«
    Er holte die Bälle und reichte sie Rob.
    Als sie Hertford erreichten, stellte Rob das Podium auf, trug die Flaschen mit des Baders Elixier hinaus, nahm dann die beiden Holzbälle und übte allein das Hochschleudern. Es war ihm nicht schwierig vorgekommen, doch er stellte fest, dass er oft dem Ball, wenn er ihn hochschnellte, einen Drall versetzte, so dass er die Richtung änderte. Wenn er das Abschnellen verzögerte, indem er den Ball zu lang festhielt, fiel er ihm ins Gesicht oder auf seine Schulter, wenn er aber eine Hand erschlaffen ließ, flog der Ball von ihm weg. Aber er ließ nicht locker, und bald erfasste er den Trick mit dem Schnellen. Der Bader schaute zufrieden aus, als Rob an diesem Abend vor dem Essen seine neue Fertigkeit vorführte.
    Am nächsten Tag hielt der Bader den Wagen vor dem Dorf Luton an und zeigte Rob, wie er zwei Bälle so schnellen konnte, dass sich ihre Flugbahnen kreuzten. »Du kannst Zusammenstöße in der Luft vermeiden, wenn ein Ball etwas früher oder höher geschnellt wird als der andere«, belehrte er ihn.
    Sobald die Darbietung in Luton begonnen hatte, stahl sich Rob mit den beiden Bällen davon und übte auf einer kleinen Lichtung im Wald. Der blaue Ball traf meist den roten mit einem leise klappernden Geräusch, das Rob zu verspotten schien. Die Bälle fielen zu Boden, rollten davon und mussten wieder eingesammelt werden, und Rob kam sich ungeschickt und irgendwie linkisch vor. Aber außer einer Waldmaus und gelegentlich einem Vogel sah niemand zu, und er setzte seine Versuche fort. Er brauchte zwei Tage des ständigen Ausprobierens, bevor er endlich einigermaßen mit sich zufrieden war und dem Bader seine Fortschritte vorführte.
    Der zeigte ihm nun, wie er beide Bälle in einem Kreis bewegen konnte. »Es sieht schwieriger aus, als es ist. Die Bälle werden durch das Hochschnellen rasch hinaufgeschickt, kommen aber viel langsamer herunter. Das ist das Geheimnis des Jongleurs, das rettet ihn: Du hast viel Zeit.«
    Eine Woche später brachte ihm der Bader bei, wie man beide Bälle aus derselben Hand jongliert.
    Sie hielten vor einer Stadt namens Bletchly, weil der Bader von einem Bauern einen Schwan kaufte. Er war kaum mehr als ein Schwänchen, aber dennoch größer als jedes essbare Geflügel, das Rob jemals gesehen hatte.
    Der Bauer verkaufte ihn bereits gerupft, doch der Bader bereitete den Vogel sorgfältig vor, wusch ihn gründlich in einem Bach und hielt ihn an den Beinen über ein kleines Feuer, um die Stoppeln abzusengen. Er füllte ihn mit Maronen, Zwiebeln, Fett und Kräutern, wie es sich für einen Vogel gehörte, der so viel gekostet hatte. »Das Fleisch eines Schwanes ist trockener als das einer Ente, deshalb muss es gespickt werden«, belehrte er Rob glücklich. Statt den Vogel zu

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