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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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goss den Inhalt zweier seiner Flaschen hinein. Die Hündin sah mit trüben Augen zu und knurrte, als er die Schüssel neben sie stellte, doch einen Augenblick später begann sie, das Spezificum auszulecken.
    Der Bader ging kein Risiko ein; als die Hündin betäubt war, band er ihr die Schnauze zu und fesselte ihre Läufe, so dass sie ihm nichts tun konnte.
    Die Hündin zitterte und jaulte, als der Bader schnitt. Es stank schrecklich, und im Fleisch saßen bereits Würmer.
    »Sie wird noch eine Zehe verlieren.«
    »Sie darf kein Krüppel werden. Mach deine Sache gut!« befahl ihm der Mann kalt.
    Als er fertig war, wusch der Bader das Blut mit dem Rest der Arznei von der Pfote, dann verband er sie mit einem Lappen.
    »Bezahlung, Mylord?« brachte er vorsichtig vor.
    »Du musst warten, bis der Earl von der Jagd zurückkommt, und ihn darum bitten«, sagte der Ritter und ging.
    Sie banden die Hündin behutsam los, nahmen dann die Instrumente und kehrten zum Wagen zurück. Der Bader fuhr gemessen weg wie ein Mann, der die Erlaubnis hat zu gehen.
    Doch als sie außer Sichtweite der Burg waren, räusperte er sich und spuckte. »Vielleicht kommt der Earl erst in einigen Tagen zurück.
    Wenn die Hündin bis dahin gesund ist, würde der gute Earl vielleicht sogar bezahlen. Wenn die Hündin aber gestorben ist oder der Earl an einer Verstopfung leidet, würde er uns vielleicht schinden lassen. Ich gehe diesen Herrschaften aus dem Weg und versuche mein Glück lieber in den kleinen Dörfern.« Nun trieb er das Pferd an.

    Am nächsten Morgen war er besser gelaunt, als sie nach Chelmsford kamen. Aber dort hatte schon ein Salbenhändler Aufstellung genommen, um die Dorfbewohner zu unterhalten, ein schlanker Mann in einem grellen, orangefarbenen Kittel, der eine weiße Haarsträhne hatte.
    »Sei gegrüßt, Bader«, sagte der Mann leichthin. »Hallo, Wat. Hast du die Bestie noch?«
    »Nein, sie ist krank und zu bösartig geworden. Ich habe sie bei einer Tierhatz verloren.«
    »Schade, dass du ihr nicht mein Spezificum gegeben hast. Es hätte sie geheilt.« Beide lachten.
    »Ich habe ein neues Tier. Willst du es dir ansehen?«
    »Warum nicht?« sagte der Bader. Er fuhr den Wagen unter einen Baum und ließ das Pferd grasen, während sich die Menge versammelte. Chelmsford war ein großes Dorf, und es gab ein gutes Publikum. »Hast du schon einmal gerungen?« fragte der Bader Rob. Der nickte. Er war ein begeisterter Ringkämpfer; es war in London der tägliche Sport der Jungen aus der Arbeiterklasse. Wat begann seinen Auftritt auf die gleiche Art wie der Bader, indem er jonglierte. Er jonglierte gekonnt, fand Rob, aber im Geschichtenerzählen konnte er sich nicht mit dem Bader messen, und die Leute lachten auch seltener. Aber sie liebten den Bären. Der Käfig stand im Schatten und war mit einer Decke zugedeckt. Die Menge murmelte, als Wat die Abdeckung wegzog. Rob hatte schon einmal einen dressierten Bären gesehen. Als er sechs Jahre alt war, hatte ihn sein Vater zu einem solchen Tier mitgenommen, das vor Swanns Inn seine Künste zeigte und das ihm riesig erschienen war. Als Wat seinen Bären, der einen Maulkorb trug, an einer langen Kette auf das Podium führte, wirkte der kleiner. Er war kaum größer als ein großer Hund, aber er wirkte überaus geschickt. »Bartram der Bär!« kündigte Wat an.
    Der Bär legte sich auf den Boden und tat auf Befehl, als wäre er tot. Dann rollte er einen Ball herum, er kletterte eine Leiter rauf und runter, und während Wat auf einer Flöte spielte, tanzte er einen beliebten Holzschuhtanz, den Carol, drehte sich dabei tollpatschig, statt herumzuwirbeln, ergötzte aber die Zuschauer so sehr, dass sie jede Bewegung des Tieres beklatschten.
    »Und jetzt«, verkündete Wat, »wird Bartram mit jedem Herausforderer ringen. Wem es gelingt, ihn zu werfen, der bekommt kostenlos einen Tiegel mit Wats Salbe, dem wunderbarsten Heilmittel zur Erleichterung menschlicher Leiden.« Die Leute murmelten belustigt, doch niemand trat vor. »Kommt vor, ihr Ringer!« forderte Wat sie heraus. Die Augen des Baders funkelten. »Hier ist ein Bursche, der keine Angst hat«, sagte er laut.
    Zu Robs Überraschung und großer Besorgnis wurde er nach vorn gestoßen. Bereitwillige Hände halfen ihm auf das Podium. »Mein Lehrling gegen deinen Bären, Freund Wat«, rief der Bader. O Mann! dachte Rob wie betäubt.
    Es war ein wirklicher Bär. Er schwankte auf den Hinterbeinen und legte seinen großen, pelzigen Kopf schief.
    Das war

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