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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Geschäft zuschanzen, mit dem sie sich nicht die Hände schmutzig machen wollen, so wie man einem Köter ein faules Stück Fleisch zuwirft. Über diesem erbärmlichen Gesindel stehen die verdammten Ärzte, die sich Medicus schimpfen und die vornehmen Herrschaften betreuen, weil sie die höchsten Honorare berechnen. Hast du dich jemals gefragt, warum dieser Bader keine Barte stutzt oder Haare schneidet? Weil ich es mir leisten kann, mir meine Tätigkeit selbst auszusuchen. Wenn ein Bader eine besondere Arznei mischt und sie fleißig verkauft, kann er genauso viel Geld verdienen wie ein Medicus.
    Sollte alles andere versagen, ist dies das einzige, was du wissen musst.«
    Als sie genügend Arznei für den Verkauf gemischt hatten, nahm der Bader einen kleineren Topf für ein weiteres Quantum. Dann machte er sich an seiner Kleidung zu schaffen; Rob sah starr vor Staunen zu, wie ein Urinstrahl in das universelle Spezificum plätscherte. »Meine Spezialabfüllung«, grinste der Bader sinnig, während er sich entleerte. »Übermorgen werden wir in Oxford sein. Der dortige Vogt, Sir John Fitts, knöpft mir viel Geld ab unter der Drohung, mich sonst aus der Grafschaft auszuweisen. In vierzehn Tagen treffen wir in Bristol ein, wo ein Kneipenwirt namens Porter während meiner Vorstellung immer in wüste Beschimpfungen ausbricht. Ich versuche stets, für solche Männer passende kleine Präsente bereitzuhalten.« Als sie in Oxford ankamen, verschwand Rob nicht, um mit seinen farbigen Bällen zu üben. Er wartete und schaute zu, wie der Vogt in einer schmutzigen Seidenjacke erschien, ein langer, dürrer Mann mit eingefallenen Wangen und ständig einem listigen Lächeln auf den Lippen, das offenbar auf eine persönliche Belustigung zurückzuführen war. Rob sah, wie der Bader den Erpresser bezahlte und ihm dann wie auf einen nachträglichen Einfalt hin ein Fläschchen Spezificum anbot. Der Vogt öffnete die Flasche und trank sie aus. Rob wartete darauf, dass er würgte und spuckte und ihre sofortige Festnahme anordnete, aber Lord Fitts schluckte auch den letzten Tropfen und schmatzte.
    »Annehmbares Getränk.«
    »Danke, Sir John.«
    »Gib mir ein paar Flaschen, ich nehme sie mit.« Der Bader seufzte, als würde er ausgenützt. »Selbstverständlich, Mylord.«
    Die mit Pisse versetzten Flaschen wurden geritzt, um sie von dem unverdünnten Metheglin zu unterscheiden, und in einer Ecke des Wagens getrennt aufbewahrt. Aber Rob wagte nun nie mehr, den Honigmet zu trinken, weil er Angst vor einem Irrtum hatte. Das Vorhandensein der Spezialabfüllung verleidete ihm das ganze Metheglin und bewahrte ihn vielleicht davor, früh ein Trinker zu werden.

    Mit drei Bällen zu jonglieren war gemein schwer. Er arbeitete wochenlang ohne großen Erfolg daran, obwohl er jeden freien Augenblick übte. Noch nachts im Schlaf sah er farbige Bälle, die wie Vögel durch die Luft tanzten.
    Sie waren in Stratford, als er den Trick herausbekam. Er erkannte keine Veränderung in der Art und Weise, wie er die Bälle emporschnellte oder fing. Er hatte ganz einfach den richtigen Rhythmus gefunden; die drei Bälle flogen wie von selbst aus seinen Händen in die Höhe und kehrten zurück, als wären sie ein Teil von ihm.
    Der Bader war zufrieden. »Es ist mein Geburtstag, und du hast mir ein schönes Geschenk gemacht«, lobte er ihn.
    Um beide Ereignisse zu feiern, gingen sie auf den Markt und kauften eine Rehkeule, die der Bader abkochte, spickte, mit Minze und Sauerampfer würzte und dann mit kleinen Karotten und Zuckererbsen in einer Biersauce schmorte.
    »Wann ist denn dein Geburtstag?« fragte er beim Essen.
    »Drei Tage nach dem St.-Swithin-Tag.«
    »Das ist doch bereits vorbei! Und du hast es mit keinem Wort erwähnt!«
    Rob antwortete nicht.
    Der Bader sah ihn an und nickte. Dann schnitt er Scheiben von der Keule und häufte sie auf Robs Teller.
    Am Abend nahm er ihn ins Wirtshaus von Stratford mit. Rob trank süßen Apfelwein, der Bader dagegen ölte seine Gurgel mit frischem Ale und sang darauf ein Lied. Er hatte keine große Stimme, konnte aber ein Lied gut vortragen. Als der letzte Ton verklungen war, gab es Beifall, und die Leute trommelten mit den Humpen auf die Tische.
    Zwei Frauen saßen allein in einer Ecke, sie waren die einzigen Frauen im Wirtshaus. Die eine war jung, drall und blond, die andere mager und älter; sie hatte graue Strähnen im braunen Haar. »Mehr!« schrie die ältere keck.
    »Mistress, Ihr seid ja unersättlich«, rief der

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