Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
hörte, dass du dich vom Hof zurückgezogen hast.«
»Die Despencers sind die Einzigen, die noch Zugang zum König haben. Vater und Sohn sind entschlossen, sich zu Herren über alle Earls und Barone in England aufzuschwingen.« Warwicks Züge verhärteten sich. »Unser Leben bei Hofe wurde schier unerträglich.«
»Isabelle zu verlassen brach mir das Herz«, ließ sich seine Gemahlin vernehmen. »Seit sie als Dreizehnjährige aus Frankreich kam, war ich Hofdame der Königin. Wie Ihr wisst, wurden wir enge Freundinnen. Sie liebt Brianna über alles, die beiden sind wie Schwestern. Aber dann entließ Hugh Despencer mich und die anderen getreuen Damen der Königin.«
Mortimer ballte die Fäuste. »Es ist nicht zu fassen, dass Edward sich trotz allem, was mit Gaveston geschah, wieder einen derart verdorbenen Günstling zulegte. Ekelhaft, dass die Königin ihn akzeptieren muss.«
»Als wir Edward von Gaveston befreiten, wandte der König sich Isabelle zu und er zeugte Kinder mit ihr. Damals stand der ältere Despencer als Vorsitzender des Kronrates fest hinter den Baronen. Erst letztes Jahr sah dieser habgierige Schuft seine Chance und machte seinen Sohn zum Haushofmeister, und das Parlament wählte ihn in den Kronrat. Es dauerte nicht lange, und Hugh Despencer war der neue Günstling des Königs«, sagte Warwick angewidert.
»Einmal Päderast, immer Päderast!«, rief Mortimer.
Päderast? Brianna wollte später ihre Mutter fragen, was dieses ganz offenbar schlimme Wort bedeutete, aber nicht in Gegenwart des Vaters. Er möchte, dass ich ewig ein Kind bleibe.
»Dieser habgierige Despencer ist der Grund meiner Rückkehr aus Irland. Er raubte dem jungen Hugh Audley zwei Güter, indem er sie auf seinen Namen eintragen ließ, und setzt nun alles daran, um sich gewisse Besitztümer, die mir übertragen wurden, anzueignen. Außerdem gelüstet es Hugh Despencer nach der Grafschaft Gower, die an sein Land in Glamorgan grenzt. Gower gehört John Mowbray, Despencer aber behauptet, dieser hätte vom König nie einen Freibrief erhalten. Er drängte Edward, den Besitz für verfallen zu erklären und ihn ihm zu übertragen.« Mortimer hob seinen Arm und schwang ihn in einer gebieterischen Geste. »Seit wann braucht ein Baron der walisischen Grenzmarken vom König von England einen Freibrief für seinen Besitz? Seit Jahrhunderten haben wir ein Vorrecht auf walisisches Land!«
Roger Mortimer wirkt so königlich. Als Abkömmling von König Brutus aus der Arthus-Sage sieht er wie ein König aus und spricht wie ein solcher. Brianna seufzte.
»Es ist offenkundig, dass Despencer sich ein großes Herrschaftsgebiet innerhalb des angestammten Machtbereiches der Grenzbarone sichern will.« Warwick machte aus seiner Verachtung für die Günstlinge des Königs kein Hehl.
»Genau!«, Mortimer sagte es grimmig. »Seine Ansprüche stellen eine direkte Bedrohung für alle Grenzbarone dar. Unsere Unabhängigkeit sowie unsere Ländereien und Burgen stehen auf dem Spiel.«
»Mowbray hat seinen Besitz doch nicht etwa aufgegeben?«, fragte Warwick.
»Er weigerte sich hartnäckig, sodass der König Leute schickte, um seine Forderung mit Gewalt durchzusetzen. Ich begab mich unverzüglich nach Westminster und wollte dem König die Torheit ausreden, die Privilegien der Grenzmarken direkt anzugreifen. Als er nicht hören wollte, ersuchte ich eine Audienz bei der Königin. Ich wollte sie bitten, ihren Einfluss geltend zu machen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich von Isabelle, dass die Macht nun völlig in den Händen von Edwards Lustknaben liegt.«
»Die Barone hassen und verachten die Despencers«, erklärte Warwick.
»Ein brutales, habgieriges Pack. Wenn es um Grundbesitz geht, ist Hugh unersättlich«, setzte Jory hinzu.
»Die Earls von Hereford, Mowbray, Audley und d'Amory schlössen sich mit uns Mortimers gegen die Despencers zusammen. Ich bin nun gekommen, um die Barone aufzufordern, sich uns ebenfalls anzuschließen. Gemeinsam können und müssen wir die Despencers entmachten.«
Warwick nickte. »Wir werden uns der Unterstützung Lancasters versichern.« Er blickte auf, als ein hoch aufgeschossener Jüngling, der ihm auffallend ähnlich sah, die Halle betrat. »Das ist Guy Thomas. Er muss zehn oder elf gewesen sein, als Ihr ihn das letzte Mal gesehen habt. Seither ist er mächtig gewachsen.«
Brianna nutzte die Ablenkung, die das Eintreten ihres Bruders bot, um unbemerkt aus der Halle zu gelangen. Ihr Ziel waren die Stallungen. Da eine
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