Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Titel: Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Wunder, dass Königin Isabelle ihn verabscheute.«
    »Wir alle hassten Gaveston, der Edward wie eine Marionette an Fäden tanzen ließ. Dieser raffgierige Schuft verfügte über ein Gefolge kriecherischer Verwandter und Freunde aus der Gascogne, die den König aussaugten. Er paradierte mit den Kronjuwelen, und Edward überließ ihm sogar die Geschmeide, die Isabelle als Hochzeitsgeschenke erhalten hatte.«
    » Verliebte Edward sich tatsächlich in Gaveston?«, fragte Brianna.
    »Für Edward war es mehr als Liebe auf den ersten Blick, es war völlige Hingabe. Er überschüttete ihn mit Geschenken, mit Ländereien und Titeln, und Gaveston nahm den König gegen die Barone ein.«
    »Wann erfuhr Isabelle, dass Edward Gaveston liebte?«
    »Als sie die beiden zusammen im Bett überraschte. In einem einzigen Augenblick wurde sie ihrer naiven Unschuld beraubt. Völlig am Boden zerstört, schrieb sie an ihren Vater, und der König von Frankreich setzte sich mit Thomas,
    Earl of Lancaster, in Verbindung. König Philippe forderte ihn auf, sich als Englands High Steward und zweitgrößte Macht im Land der Königin anzunehmen und Edward von seinem Geliebten zu befreien.«
    »Und was geschah daraufhin?« Brianna lauschte wie gebannt jedem Wort.
    »Das Parlament sprach mehr als einmal über Gaveston die Verbannung aus, Edward aber holte ihn jedes Mal wieder zurück. Für mich war der Gipfel erreicht, als meine teuerste Freundin Prinzessin Joanna starb. Sofort vermählte der König die Tochter seiner Schwester, die junge Margaret, mit seinem Liebhaber, damit dieser die Ländereien und Rittergüter bekäme, die ihr Gilbert de Cläre, ihr Vater, hinterlassen hatte.«
    »Ich weiß noch, wie empört du warst. Damals dachte ich, Joannas Tod sei der Grund, nun aber ist mir klar, dass mehr dahintersteckte.«
    »Margaret war für mich wie eine Tochter. Edward vermählte sie mit einem Ungeheuer, und ich konnte es nicht verhindern. Der König herrschte kraft göttlichen Rechts, in Wahrheit aber war es Gaveston der regierte!«
    Brianna, der im Laufe der Jahre beunruhigender Klatsch über Gavestons Tod zu Ohren gekommen war, flüsterte: »Hat Vater ihn ermordet?«
    Die Blicke von Mutter und Tochter trafen sich im Spiegel. »Guter Gott, nein! Die Gerüchteküche schob deinem Vater so manchen Mord in die Schuhe, und in keinem Fall war es die Wahrheit. Das Parlament klagte Gaveston an und befand ihn in vierzig verschiedenen Punkten für schuldig. Er verführte den König zu üblem Tun, er entwendete das königliche Siegel Englands, um es für seine Zwecke zu missbrauchen, und drängte den König in einen Bürgerkrieg. Gaveston flüchtete sich auf seine Burg Scarborough, die der König ihm geschenkt hatte. Schließlich ergab er sich Pembroke unter der Bedingung, dass man ihm das Leben schenkte. Pembroke und seine Truppen brachten den Gefangenen nach Warwick. Wie gut ich mich an jenen Abend erinnern kann! Thomas of Lancaster traf ein und forderte, Gaveston solle in seine Obhut gegeben werden. Da ich wusste, wie sehr Lancaster ihn hasste, war mir klar, was er tun würde. Ich setzte meinen ganzen weiblichen Einfallsreichtum ein, um deinen Vater zu bewegen, Gaveston über Nacht in Warwick zu behalten.«
    »Trafen deine Befürchtungen ein?«, flüsterte Brianna.
    Ihre Mutter nickte. »Kaum hatten sie Lancaster erreicht, war es um Gaveston geschehen, und er wurde getötet. Thomas übernahm die volle Verantwortung.« Sie legte die Bürste aus der Hand und setzte sich aufs Bett. »Ich war unendlich erleichtert, dass Margaret nun Gavestons Witwe war. Im Jahr darauf ehelichte sie Hugh Audley, einen jungen Grenzmark-Baron, der würdig war, durch seine Frau in der Grafschaft Gloucester die Nachfolge anzutreten.«
    Brianna streckte sich neben ihr aus. »Erzähl mir den Rest.«
    »In seinem Gram über den Verlust Gavestons wandte Edward sich seiner Frau zu, da er außer ihr niemanden hatte. Isabelle wusste, dass er immer schon ein Weichling gewesen war, doch empfand sie Mitleid mit seinem Schmerz und spendete ihm Trost. In ihrer Unschuld glaubte sie, Edward hätte endlich seine Liebe zu ihr entdeckt. So wurden sie Mann und Frau nicht nur dem Namen nach, und sie bekam Prinz Edward, dem ihre anderen Kinder folgten. Wiewohl nicht ineinander verliebt, war ihre Beziehung zumindest freundschaftlich und höflich und währte fast ein Jahrzehnt. Alles schien in bester Ordnung, bis die gierigen und raffsüchtigen Despencers auf den Plan traten. Der ältere Despencer, ein

Weitere Kostenlose Bücher