Me(e)hr Mann fürs Herz
haben.“
„Hm.“
„Ich bin richtig aufgeregt, weil sie mich eingeladen haben, verstehst du?“
„Ja. Das kann ich gut verstehen. Ich bin selber ziemlich durch den Wind.“
„Als wenn es so sein könnte, dass du nicht eingeladen würdest.“ Er warf Fred einen herausfordernden Blick zu.
„Irgendein unbedeutender Mischling, der von bösen, blutrünstigen Zweibeinern aufgezogen wurde?“ Sie lächelte grimmig, als sie seine betroffene Miene sah. „Richtig, du und ich, wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Aber sie doch nicht. Und wie ich schon sagte, ich bin froh, dass ich eingeladen wurde. Glaube ich …“ Sie wollte das Thema wechseln und sah sich suchend in dem Unterwasserwohnmobil um. „Ich wette, du hast überall Kameras installiert.“
„Na klar. Unter anderem ist das UWM auch ein bewegliches Fernsehstudio. Licht, Ton, Bild, alles ist da.“
„Aber du weißt, dass Artur und sein Vater – ganz zu schweigen von den anderen achtzigtausend Meermenschen – nicht zulassen werden, dass du das Material auf CNN zeigst.“
„Ja, schon“, gab Thomas zu, „aber ich konnte mir die Chance, es aufzuzeichnen, nicht entgehen lassen, selbst wenn das Material anschließend nur in meinem persönlichen Fundus bleibt. Außerdem wird es mir bei meinem nächsten Buch nützlich sein.“
„Die Meerjungfrau und der Milchmann?“
„Die Anatomie und Physiologie des Homo nautilus“, sagte er pikiert. „Du musst zugeben, dass ich mit meinem ganzen Hintergrund sehr geeignet bin, ein solches Buch zu schreiben.“ Das stimmte. Thomas hatte ja nicht nur einen Doktortitel, er war auch Arzt. „Und wenn sie ihr ‚Coming-out’ haben, sozusagen, dann müssen wir auch wissen, wie ihre medizinische Behandlung aussehen muss. Mein Buch wird in jedem Krankenhaus, jeder medizinischen Fakultät und jeder Bibliothek liegen.“
Sie machte noch nicht einmal den Versuch, ihre Heiterkeit nicht zu zeigen. „Homo nautilus?“
„Auch bekannt als das Unterseevolk. Und hör auf zu lachen, du Hexe.“
Nur mit Mühe beruhigte sie sich wieder. „Alles schön und gut, aber was ist, wenn sie nicht an die Öffentlichkeit gehen wollen?“
Thomas zuckte die Achseln. „Dann bleibt das Manuskript in der Schublade und meine Filmaufnahmen im UWM, und niemand wird je davon erfahren. Ich respektiere ihre Entscheidung selbstverständlich.“
„Das wirst du auch müssen, wenn du nicht willst, dass dir Artur so fest in die Eier tritt, dass sie dir im Hals stecken bleiben.“
„Als wenn ich vor dein Angst hätte“, gab er spöttisch zurück. Fred musste zugeben, dass seine Furchtlosigkeit nicht ganz unbegründet war. Zwischen den beiden war es bereits zu einer Kraftprobe gekommen, in der sich Thomas aber hatte behaupten können. Was bemerkenswert war, denn Artur war größer, schwerer und wahrscheinlich dreimal so stark wie er.
Dann zuckte er wieder die Achseln. „Ich sehe die positive Seite. Wenn sie sich entschließen sollten, ihre Existenz publik zu machen, dann bin ich bereit. Wenn nicht, so war es immerhin ein einmaliges Erlebnis. Das war mir die Zeit wert.“ Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „In vielerlei Hinsicht.“
„Du … Schwein. Und Artur und sein Vater wissen über alles Bescheid? Dass du Filmaufnahmen für den Discovery Channel machst, meine ich.“
Thomas hustete. „Nein. Das wissen sie nicht. Und ich würde es auch zu schätzen wissen, wenn du es für dich behalten könntest, Fred. Sobald es so weit ist, werde ich sie natürlich von meinem Projekt in Kenntnis setzen, aber bisher gab es noch keinen Grund dazu.“
„Wie du willst, Meerjungfrauen-Groupie. Nur lass mich da raus.“
Thomas schüttelte langsam den Kopf. „Nicht dieses Mal. Fred. Dieses Mal, ob es dir gefällt oder nicht, kannst du dich nicht raushalten. Schließlich bist du so etwas wie der Ehrengast.“
„Na sicher“, fuhr sie ihn an. „Deshalb will auch keiner von den Reinblütigen etwas mit mir zu tun haben. Außer Artur, und der hat einen Gehirnschaden.“
Thomas wurde rot, wandte den Blick aber nicht ab.
„Was geht hier vor“, wollte sie wissen. „Warum bleiben sie alle auf Distanz?“
„Na ja.“ Thomas räusperte sich. „Ich weiß nicht, ob ich der Richtige bin, um es dir zu sagen.“
„Ich kann dir nur wärmstens empfehlen, es zu tun.“
„Eigentlich geht es allein das Unterseevolk etwas an.“
„Und du weißt Bescheid? Vergiss es, Thomas. Raus mit der Sprache, oder raus mit den Zähnen.“
„Okay, okay. Ich habe
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