Die drei ??? (Fragezeichen) Kids 18 - Mission Maulwurf
Villa Schrott
Justus Jonas zog sich die dicken Arbeitshandschuhe an und blickte auf einen riesigen Haufen alter Autoreifen. Seit Tagen hatte er Onkel Titus versprochen, ihm auf dem Schrottplatz zu helfen. Eigentlich hatte Justus nichts dagegen, denn immerhin zahlte sein Onkel fünf Dollar die Stunde. Doch dieser Samstag war mit Abstand der heißeste Tag im ganzen Jahr und die Berge an Autoreifen schienen fast endlos. Schwitzend sortierte Justus die Reifen nach ›einigermaßen‹, ›geht so‹ und ›absolut nicht zu gebrauchen‹.
Nach einer Stunde hatte er rings um sich herum viele Reifentürme aufgestapelt und war von der Veranda des Wohnhauses nicht mehr zu sehen. Neben den gebrauchten Autoteilen handelte sein Onkel außerdem mit allem, was alt und rostig war. ›Wertstoffe‹, betonte Titus Jonas immer. Kaputte Registrierkassen, verstaubte Fernsehapparate, aufgeschraubte Computer, defekte Kaffeemaschinen und eben Unmengen alter Reifen.
Justus hatte sich mittlerweile fast eingemauert. ›Sieht aus wie in einem Iglu‹, dachte er und machte sich wieder an die Arbeit. Innerhalb weniger Minuten hatte Justus aus den restlichen Reifen eine Art Kuppeldecke gebaut und betrachtete sein Werk.
»Willkommen in der Villa Schrott«, grinste er und rollte einen riesigen Reifen in die Mitte. Dann legte Justus sich gemütlich in den Autoreifen hinein und schloss die Augen. Doch kaum waren seine Augen zu, wurde er von einer schrillen Stimme aus der Ferne geweckt.
»Bleibst du wohl stehen! Ja, bleibst du wohl stehen, du gemeiner Dieb!« Diebe in Rocky Beach? Es war die Stimme von Misses Wilmers, der Nachbarin. Neugierig sprang Justus auf und rannte über die Straße.
»Hab ich dich, du kleiner Gauner«, keuchte die ältere Dame. Gerade von dir hätte ich das nicht erwartet, Johnny. Von dir nicht.« An ihrem ausgestreckten Arm zappelte ein kleiner Dackel.
»Misses Wilmers, Ihr Hund ist ein Dieb?«, fragte Justus erstaunt.
»Und was für einer. Sonst begnügt er sich immer mit meinen Pantoffeln. Aber diesmal hat er die teuren Markenhemden meines Sohnes von der Wäscheleine gestohlen und hier irgendwo versteckt. Wie soll der am Montag bloß in die Bank gehen? Der arme kleine Junge hat doch sonst nur noch seine bunten Freizeithemden.« Ihr kleiner Junge war inzwischen sechsundvierzig Jahre alt und arbeitete in einer Bank.
Justus betrachtete die Wäscheleine und knetete nachdenklich seine Unterlippe. »Also, Misses Wilmers, ich kann mir kaum vorstellen, dass Johnny die Hemden geklaut hat. Erstens würde er da nie rankommen, und zweitens kennt der sich bestimmt nicht mit Markenklamotten aus. Den Rest hat er ja hängen lassen. Ich denke, hier muss jemand anderes seine Finger im Spiel gehabt haben.«
Doch die Nachbarin blickte Justus ungläubig an. »Ach, was verstehst du schon von Hunden, Justus. Für mich steht fest, der Johnny war's. Und darum gibt es heute kein Leckerli zum Abendbrot. Hast du gehört? Strafe muss sein. Und nun ab in dein Körbchen!« Mit diesen Worten verschwand sie mit ihrem Hund im Haus.
Im gleichen Moment klapperte die Gartenpforte der Nachbarin. Justus drehte sich blitzschnell um und sah, wie Blätter von einer leichten Brise aufgewirbelt wurden. War es der Wind?
Auf der Veranda hatte Tante Mathilda gerade den Kaffeetisch gedeckt und der Duft eines frisch gebackenen Kirschkuchens wehte Justus um die Nase. Der Kuchen seiner Tante war in ganz Rocky Beach berühmt.
»Der Wilmers sind die Klamotten von der Leine geklaut worden«, berichtete er kurz darauf mit vollen Backen.
»Misses Wilmers!«, berichtigte Tante Mathilda ihren Neffen und goss ihm Saft in den Becher. Justus lebte bei ihr und Onkel Titus, seit er fünf Jahre alt war. Seine Eltern waren damals bei einem Unfall ums Leben gekommen.
Onkel Titus legte die Zeitung zur Seite. »Ach, die alte Wilmers ist doch schon ganz wirr im Kopf. Neulich stand sie vor mir und suchte ihren Hut.«
»Lass mich raten«, grinste Justus. »Sie trug ihn auf dem Kopf.«
»Ne, viel besser. Sie hat niemals einen besessen.« Onkel Titus musste so laut lachen, dass er sich an den Kuchenkrümeln verschluckte.
»Nicht so laut«, zischte seine Frau. »Misses Wilmers hört dich womöglich noch.«
Onkel Titus nahm einen großen Schluck Tee und wischte sich mit einer Serviette die Kuchenreste aus seinem Gesicht. »Ach was, die ist fast so taub wie ein Marmeladenbrot.«
Anschließend gab er seinem Neffen den Lohn für das Aufstapeln der
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