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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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werden. Sie bemühte sich, alles bei sich zu behalten, sich selbst zusammenzuhalten, alles an seinen angestammten Platz zurückzuzwingen, aber sie hatte keine Kontrolle mehr über ihren Körper. Als ob der Orgasmus, der sie durchfahren hatte – wie lange war das her? Stunden? Tage? –, ihr etwas Lebenswichtiges genommen hätte.
    Kratz, kratz.
Aus der Richtung der Falltür.
    Panik schwoll in ihrer Brust und raubte ihr den Atem. Ein Wimmern entschlüpfte ihr.
O Gott.
    Ein Schatten lauerte unten an der Treppe, breit und schwarz im Halbdunkel der Kabine. Er kam näher. Er kam, um sie zu holen.
    Das Durcheinander in ihr krümmte und ringelte sich wie eine Schlange, kurz bevor sie angriff. Sie fuhr hoch.
    Nein.
    Kraft explodierte in ihrem Bauch, entrang sich ihrer Kehle wie ein Schrei, als das Ding in ihr sich auf die nahende Bedrohung stürzte. Der dünne Faden ihrer Selbstbeherrschung riss. Etwas Gewaltiges schoss aus ihrem Mund und krachte durch die Kabine wie eine Schockwelle.
    Gegenstände flogen, polterten durcheinander, brachen entzwei.
    Dinge zersprangen. Glas. Ihr Kopf.
    Sie konnte nicht sehen. Sie konnte nicht aufhören. Getöse erfüllte ihren Kopf.
    Wie bei der verdammten Carrie, die vor Schweineblut triefend auf dem Abschlussball ein zerstörerisches Chaos anrichtete.
    Stopp. Freak.
    »Genug.« Ein Wort, das in die tobende Dunkelheit fiel wie ein Kieselstein in die Flut.
    Sie schluchzte fast vor Erleichterung. Der Wind, wenn es denn ein Wind war, erstarb. Gegenstände kamen zum Stillstand oder glitten zu Boden. Die Kabine richtete sich wieder auf. Ihre Panik verflog.
    Diese Stimme.
    Sie kannte diese Stimme.
    Lucy kauerte sich zusammen, keuchend, schwitzend, von der plötzlichen Stille wie betäubt.
    Licht flackerte auf, weich und rund wie ein Moorlicht, und erhellte ein kantiges Kinn, eine lange Nase, einen spöttischen Mund.
    Conn.
    Er hatte eine Schnittwunde am Wangenknochen; sie schimmerte schwarz in dem blauen Licht. Er wischte das Blut nicht ab. Aus irgendeinem Grund gefror ihr beim Ausbleiben dieser kleinen menschlichen Geste das Herz.
    Zitternd wartete sie darauf, dass er sie in den Arm nahm, dass er etwas sagte, etwas tat, dass er ihr ihre Welt und ihren Glauben zurückgab.
    Er blickte Lucy an und sah sich dann in der Kabine um. Mit hochgezogenen Augenbrauen sagte er: »Sieht ganz danach aus, als wärest du die Tochter deiner Mutter.«
     

[home]
    5
     
    Lucy zog die Knie an die Brust und umschlang sie mit den Armen. Sie bemühte sich, nicht wieder loszulassen. Nicht noch einmal. Sie hatte schon früher unangenehme Dates überlebt. Aber das hier …
    Conns Miene war undurchschaubar; in dem seltsamen fahlen Licht lagen seine Augen im Schatten.
    Sie hatte Sex mit ihm gehabt. Ungeschützten Sex mit einem Fremden. Wie eine dumme Studienanfängerin, die den Abend auf einer feuchtfröhlichen Party begonnen hatte und in einem unbekannten Bett aufgewacht war, ohne einen Schimmer zu haben, wie sie dorthin gekommen war.
    Lucy machte sich ganz klein. Sie konnte nicht glauben, was sie getan hatte. Sie konnte es einfach nicht glauben …
    Gegenstände, die im Dunkeln durcheinanderflogen, entzweibrachen, zersprangen.
    Sie musste den Verstand verloren haben.
    So etwas passierte doch nicht ihr. So etwas passierte überhaupt nicht.
    Der Raum schaukelte im Rhythmus des Wassers.
    »Was … Wo sind wir?«, fragte sie. Verschwommene Erinnerungen klebten an ihr: dass sie getragen, hochgehoben … gefüttert worden war. »War mir schlecht?«
    Aber niemand hatte ihr je zu essen gegeben, wenn ihr schlecht gewesen war.
    Conn bückte sich – es gelang ihr, nicht zusammenzuzucken – und hob etwas vom Boden auf. Sie erkannte eine zerbrochene Laterne, als er ihre Überreste auf den Tisch stellte.
    »Es wird dir bald besser gehen«, sagte er, was keine Antwort war. »Der Schlaf hat dich heftiger erwischt, als ich dachte. Aber jetzt, da du wach bist, werden die Nachwirkungen rasch verfliegen.«
    Also nicht krank, dachte sie. Vielleicht dann auch nicht verrückt?
    Sie erinnerte sich – oder hatte sie es nur geträumt? – an seinen Arm, der stark und warm um ihre Schulter lag, an eine Tasse an ihrem Mund.
    »Du hast mir Suppe gegeben.«
    Hatte er sie unter Drogen gesetzt? Vielleicht halluzinierte sie ja. Das würde die Gegenstände erklären, die durch die Kabine geflogen waren, das Gefühl, dass sich etwas in ihr krümmte und wand, dass es darauf wartete, aus ihrer Brust hervorzubrechen – wie das Alien im gleichnamigen

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