Meggie (German Edition)
den Hörer auf. Meggie hatte das Gefühl, dass sie sie gekränkt hatte, aber das spielte keine große Rolle.
July war oft gekränkt und hatte es im darauf folgenden Augenblick gleich wieder vergessen.
Meggie ging in ihr Zimmer. Sie setzte sich auf die Bettkante. Im Spiegel, der ihr gegenüber an der Wand hing, konnte sie sich sehen. Sie dachte daran, was July am Mittag in der Schule zu ihr gesagt hatte, wenn ich so aussehen würde wie du und Jeff wäre hinter mir her, ich würde zugreifen.“
Meggie fand sich nicht besonders hübsch. Sicher, im Vergleich zu July, die klein und dick und immer ein rosiges Gesicht hatte, wie eine Waschfrau, im Gegensatz zu ihr war sie hübsch. Sie hatte langes dunkles Haar, verhältnismäßig weiße Zähne, helle blaue Augen, die ungewöhnlich hell zu ihrer braunen Hautfarbe wirkten und die sie nicht von ihrer Mutter oder ihrem Vater geerbt hatte. Jetzt im Sommer ließ ihr dunkler Teint sie wie eine Ausländerin aussehen. Meggie betrachtete sich genauer im Spiegel. Sie stand auf, drehte sich hin und her, nahm die verschiedensten Posen ein, wie sie am besten aussah. Schließlich fand sie es albern und musste über sich selbst lachen. Hoffentlich würden die Ferien gut werden, dachte sie. Hier bleiben wollte sie aber auf keinen Fall.
II
Am anderen Morgen traf Meggie July während der Verteilung der Stundenpläne in der großen Aula.
Irgendwie hatte Meggie ein schlechtes Gewissen.
„ Du, es tut mir leid wegen gestern. Ich wollte nicht so unhöflich sein, aber ich hatte einfach keine Lust zu reden.“
„ Habe ich gemerkt. Aber du hast Glück. Ich bin nicht nachtragend.“ Nachtragend war July eigentlich nie. Man konnte sie beleidigen, beschimpfen. Kurze Zeit später hatte sie es vergessen und verziehen. Ihr Humor siegte immer über Traurigkeit und Kummer. Diese Eigenschaft hatte Meggie oft an ihr bewundert und sie wünschte sich oft, sie wäre genauso.
„ Ich wollte dir gestern nur noch erzählen, dass ich uns eine alte Villa in Delaware-Bay gemietet habe. 300 Dollar für ein ganzes Haus für sage und schreibe vier Wochen. Ist das nicht fantastisch! Sie ist zwar im alten Stil gebaut und nicht komfortabel, aber sehr romantisch und liegt direkt am Strand.“
Zum Schluss flüsterte July ihr fest zu.“ Ach übrigens, Jeff hat gestern auch fest zugesagt.“
„Bevor oder nachdem ich dich angerufen hatte?“ fragte Meggie.
„ Seltsamerweise davor.“
Meggie war beruhigt. Dann fuhr er nicht unbedingt ihretwegen mit und würde sie somit in Ruhe lassen.
Die folgenden Wochen waren sehr heiß. So heiß, dass während der Mittagsstunden Hitzeschwaden über New York trieben.
An einem Montag wurden die letzten Unterrichtsstunden abgehalten. Der Dienstag verlief mit vielen Vorbereitungen, wie Badeanzüge, Bikinis und Sonnenöl einzukaufen. Am Mittwoch sollte es dann losgehen.
Bereits in aller Frühe stand ein geräumiger VW-Bus vor Meggies Tür und die Horde, die July zusammengetrommelt hatte, machte einen höllischen, ohrenbetäubenden Lärm. Jeff holte Meggie von der Haustür ab, vor der sie mit ihren Koffern gewartet hatte.
„ Hallo Meggie“, begrüßte er sie. Er bückte sich, um ihre Koffer zu nehmen, aber Meggie wehrte ab.
„ Lass nur. Ich trage ihn alleine.“
„ Wie Du willst“, entgegnete Jeff enttäuscht. Zusammen gingen sie zum Bus.
„ Schön, dass du mitkommst“, sagte er, während sie den Gehweg zur Straße entlangliefen.
Meggie nickte, als wolle sie sagen ist schon okay. Es war keine gefühlvolle Geste. Sie ärgerte sich auch innerlich, weil sie so kalt und abscheulich zu ihm war, obwohl er ihr keinen Grund dafür gab. Sie wollte eigentlich nicht so abweisend sein, aber irgendwie hatte sie immer das Gefühl, dass, wenn sie nett zu ihm war, er diese Nettigkeit missverstand und ausnutzte.
Eine reine Freundschaft war bei Jeff nicht möglich.
Wenn sie langsam fuhren, hatten sie Delaware- Bay mit einigen Pausen am frühen Nachmittag erreicht. Und als sie endlich nach langem Suchen die Bucht und July's umschwärmte Villa erreicht hatten, erwies sie sich als altes, zum Teil verwittertes von unzähligen Spitztürmchen und Erkern umschlossenes altes Gemäuer, das mit 300 Dollar weit überbezahlt war. Selbst July machte ein entsetztes Gesicht. Um ihren Irrtum und ihre Niederlage nicht einzugestehen, versuchte sie die nicht vorhandenen Vorzüge
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