Meggie (German Edition)
daran, dass es wirklich keinen guten Grund gab, den ihre Eltern akzeptieren würden. In der Diele kam ihre Mutter entgegengelaufen und vom Wohnzimmer her drang die gereizte Stimme ihres Vaters . Er schien sich mit Jemanden am Telefon zu streiten.
„ Was ist denn los?“ wollte Meggie wissen.
„ Europa ist geplatzt, die im Senat haben da einige Probleme und brauchen deinen Vater jetzt hier vor Ort. Das heißt, dass wir unseren Urlaub verschieben müssen. Sag ja nichts Falsches heute. Dein Vater ist ziemlich aufgebracht. Der einzige, der sich freut, dass die Reise geplatzt ist, ist Tommy. Der kann nun in sein geliebtes Ferienlager fahren.“
„ Na prima“, stieß Meggie hervor. „July hat mich heute gefragt, ob ich mit ihr und einigen Mitschülern zusammen an die Küste fahren will. Auf Europa hätte ich soundso nicht viel Lust gehabt.“
„ Dann scheint es ja Niemanden außer mir etwas auszumachen, dass wir nicht fahren. Sage wenigstens Vater gegenüber, dass es dir leid tut“, sagte ihre Mutter, bevor Meggie ins Wohnzimmer ging. Meggies Vater saß an seinem Schreibtisch. Er winkte ihr kurz zu, als er sie sah und ging dann wieder seinem offenbar aufregenden Telefonat nach. Er hatte sich in seinem Stuhl zurück gelehnt. Seine gerötete Gesichtsfarbe ließ auf seine Aufregung schließen.
Meggie setzte sich in den Sessel am Fenster. Ab und zu sah sie in den Garten, aber ihre Aufmerksamkeit galt dem Telefonat ihres Vaters. Meggie hatte die Beine an die Brust gezogen und hörte gebannt zu. Die Stimme ihres Vaters wurde lauter und Meggie sah zu ihm hinüber. Sie wusste nicht worum es in diesem Telefonat ging. Wahrscheinlich wieder um den Besuch eines hohen Politikers und den Vorbereitungen, die diesbezüglich getroffen werden mussten und die wie gewöhnlich ihr Vater organisierte, obwohl dies wirklich nicht zu seinen Aufgaben gehörte.
Es ging eigentlich immer, wenn ihr Vater den Hörer wutentbrannt auf die Telefongabel knallte um politische Schwierigkeiten. Meggie konnte nicht sagen, dass sie froh war, dass er vor fünf Jahren diese Stellung im Senat angenommen hatte. Sicher, er hatte lange auf diesen Posten gewartet und sicher sprach es für seinen Fleiß, dass er diese Stellung bekommen hatte. Die übrigen Mitarbeiter hatten in Meggies Augen alle das fortgeschrittene Greisenalter erreicht, was nach ihrer Meinung mit 50, auf jeden Fall mit 60 begann.
Vor fünf Jahren, bevor ihr Vater diese Stellung angenommen hatte, war ihr Leben nicht so wohlhabend verlaufen mit einem Haus und Swimmingpool und allen Luxusausstattungen, die ein erstklassiges Haus im Vorort von New York hatte.
Aber es war ruhiger, fröhlicher und ohne jegliche Pflichten gewesen, ohne dass man darauf achten musste, was man sagte, was man tat und wo man sich aufhielt. Es war freier gewesen, nicht so eng und in bestimmten Bahnen verlaufend. Ob ihr Vater diese Veränderung ebenfalls sah, fragte sich Meggie oft. Sie beobachtete ihn von ihrem Sessel aus. Sie glaubte nicht, dass er diese Veränderungen bemerkte und je mehr sie ihn beobachtete, desto sicherer wurde sie in ihrer Meinung. Er saß jetzt an seinem dunklen Schreibtisch und schrieb.
„ Hast du schon gehört, dass die Sache mit Europa geplatzt ist?“ fragte er plötzlich, ohne von seiner Arbeit aufzusehen.
„ Ja, Mutter hat es mir gesagt.“ Nach einer Pause fügte sie hinzu. „Schade, nicht?“
Sie log, fügte sich damit dem Wunsch ihrer Mutter, so zu tun, als ob es ihr Leid täte.
„Was willst du jetzt tun?“ fragte ihr Vater weiter.
„ Ich fahre wahrscheinlich mit einigen Mitschülern an die Küste.“
Er hatte keine Einwände. Meggie hatte diese auch nicht erwartet. Wenn etwas schief ging, dann hatte man gewisse Freiheiten, weil andere Dinge Vorrang hatten. In diesem Fall wurden ihr keine Steine in den Weg gelegt. Wenn man gewisse Spielregeln befolgte, dann gab es keine Schwierigkeiten.
Ihr Vater nickte zufrieden. Meggie erwartete, dass er weiter sprach, aber er ging seiner Arbeit nach und es herrschte wieder Schweigen.
Meggie ging nach oben. Von oben telefonierte sie mit July.
„July, du kannst mich auf deine Liste setzen. Ich fahre mit. Europa ist geplatzt.“
„ Prima“, stieß July am anderen Ende der Leitung hervor.
„ Ich habe sogar heute schon ein Haus für uns mieten können.“
July wollte weiter erzählen, doch Meggie brach ab.
„Also dann. Über die übrigen Dinge können wir uns morgen unterhalten.“
„ Okay, bis morgen.“ July legte zuerst
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